von Sophie Oliver

 

Neuerscheinung 2020 im Dryasverlag

„Der blaue Pomander“ ist der dritte Fall für die Ermittler des Londoner Sebastian Club’s, einem Gentleman Club, bei dem uns die Autorin wieder mitnimmt ins viktorianische England. Wie immer bei Reihen wichtig zu wissen: man kann diesen Fall durchaus auch alleine lesen, ohne die Vorgängerbände zu kennen, aber es vergrössert das Lesevergnügen natürlich enorm, wenn man die Ermittler schon kennt, denn die Personen werden hier nicht mehr gross eingeführt. Und natürlich macht es mehr Spass, wenn man schon weiss, dass der Detektiv Mister Freddie Wesbrook eigentlich eine Miss Westbrook ist….und warum das so ist….und auch die Beziehungen der Ermittler  untereinander sind vergnüglicher, wenn man die Hintergründe kennt. Aber der Fall ist in sich abgeschlossen: Die (real existierende) mehrfache Kindesmörderin Amelia Dyers steht kurz  vor ihrer Hinrichtung, und gibt im Gefängnis den Gentlemen des Sebastian Club einige dubiose Hinweise auf den sagenumwobenen blauen Pomander, mit deren Hilfe sie sich einen Freispruch erhofft. Der Pomander ist ein wertvolles antikes Gefäss, der Aufbewahrungsort einer duftenden Wunderheilpaste, die dereinst der Alchemist Paracelsus geschaffen hat. Und wer möchte nicht von allen Krankheiten geheilt werden? Es zeigt sich, dass der Pomander plötzlich sehr gefragt ist, und es Leute gibt, die dafür Morde begehen. So machen sich denn auch die Gentlemen auf die Suche nach dem blauen Pomander  – und auf die Suche nach den Mördern.

Die Ermittlungen führen das Team rund um Freddie dieses mal nach Salzburg, und die Autorin entführt einen ins winterliche charmante Österreich des späten 19. Jahrhunderts. Detailliert und gut recherchiert habe ich hier fast die Reise live miterlebt 😊.

Und während der Jagd auf Mörder und Kunstgegenstände wird peu à peu auch das üble Geschäft des Baby Farmings rund um Amelia Dyers aufgedeckt. Historische Fakten und detektivische Fiktion vermischen sich zu einem spannenden Krimi. Flüssig zu lesen, gut geplottet, facettenreiche Charaktere – mir hat‘s erneut viel Spass gemacht, ins viktorianische London einzutauchen. Ich hatte den Eindruck, dieses Mal lag der Fokus nicht unbedingt in rasanter action, sondern jetzt im dritten Band werden eher die Charaktere mehr ausgebaut und gezeichnet. In der atmosphärischen Dichte des Settings aber bleibt die Autorin sich treu. Von mir gibt es volle Punktzahl!

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