von Sonja Roos

erschienen bei Goldmann Verlag; Originalausgabe Edition (21. September 2022)

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Von der Autorin hatte ich noch nie etwas gehört, aber hier haben mich ausnahmsweise Cover und Titel gecatched: ich liebe Lavendel. Der Klappentext klang auch recht interessant, also: ich musste dieses Buch lesen. Meine bisherigen Cover-Käufe hatten des Öfteren durchwachsene Endergebnisse, aber hier muss ich sagen, das hat sich gelohnt 😊. Das war ein wirklich schöner, herzerwärmender, teils trauriger und nachdenklich machender, teils spannender, teils witziger Roman. Hat mir sehr, sehr gut gefallen. Das schicke ich jetzt mal vorab.

Hierum geht es: Isabell Steinmann aus Frankfurt ist alt und schwerkrank. Und reich. Und leider auch nicht wirklich glücklich. Sie hat noch ein paar offene Punkte in ihrer Vergangenheit zu klären und beschließt, kurz vor ihrem Tod noch eine letzte Reise anzutreten. Es soll nach Frankreich gehen, nach Straßburg und in die Provence, dort wo sie nach dem Krieg aufgewachsen ist. Den Job als Reisebegleiter, Fahrer und Gesellschafter ergattert der frischentlassene Ex-Häftling Ben Bäcker. Dies wiederum bringt Tochter Carole auf den Plan: die Beziehung zu ihrer Mutter war zeitlebens nicht die Beste, aber sie kann unmöglich Isabelle mit Ben auf einen Roadtrip schicken. Carole schließt sich den beiden kurzentschlossen an, und die Reise kann beginnen…..

Zwischendurch sind wir aber auch immer wieder in einer anderen zeitlichen Ebene und wickeln Isabelles Vergangenheit ab. Und so wechseln wir zwischen dem hier und jetzt und der Reise nach Frankreich und den 40er, 50er und 60er Jahren, in denen Isabelle heranwächst. Peu a peu lernen wir als Leser Isabelle kennen, aber auch Carole kommt ihrer Mutter endlich näher.

Jetzt wird es schwierig, mehr zu erzählen, ohne zu spoilern. Vielleicht so viel: Isabelles Leben war wirklich hart. Als deutsch-französisches Kind war sie weder in Frankreich noch in Deutschland jemals wirklich zu Hause, und sie hat echt eine Menge durchgemacht und schon früh große Verluste erfahren. Und ihre große Liebe endete in einer Tragödie. Man kann sich jetzt natürlich denken, dass die Frankreichreise kurz vor ihrem Tod natürlich dazu dient, der Liebe und der Tragödie auf die Spur zu kommen, und dabei kommen sich am Ende nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch Carole und Ben näher.

Die Autorin hat hier emotional aus dem Vollen geschöpft. Hier sind wirklich alle großen Gefühle verarbeitet: Liebe, Freundschaft, Verrat, Verlust, Krieg und Frieden – das ganze Paket. Der Klappentext zitiert eine Kritikerin wie folgt: „ Was für eine spannende, aufwühlende, überraschende, herzergreifende und ganz wundervolle Reise!“, und dem kann ich nur zustimmen. Es gab tatsächlich einige Überraschungen und Twists, mit denen ich nicht gerechnet habe, und ich habe die ganze Zeit mit den drei Reisenden mitgefiebert.

Ich persönlich finde es immer sehr spannend, was am Ende des Lebens für die Menschen wirklich zählt. Das sind nicht Geld oder Status, sondern die Personen, die man liebt, und die offenen Fäden, die man noch zu knüpfen hat, solange man noch Zeit hat. Das wurde hier eindrucksvoll gezeigt.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, flüssig, bildhaft, niemals kitschig, oftmals mit feinem Humor und Ironie, sehr, sehr gut zu lesen.

Ach ja, und was ich immer gerne mag: es gibt einen kleinen Epilog, der zwei Jahre später spielt. Finde ich gut. Ich will nämlich immer wissen, wie es mit den Protagonisten weitergeht. Und genau so hätte ich mir das auch gewünscht 😉. Ein befriedigendes Ende!

Herzlichen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für das schöne Rezensionsexemplar!

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