von Chevy Stevens

erschienen Juni 2022 im Fischer Scherz Verlag

Link zum Buch

Angekündigt wird das Buch als „Der neue Top-Thriller der kanadischen Bestseller-Autorin“, und ich habe auch durchaus schon Krimis der Autorin inhaliert, von daher war ich gespannt.

Erstmal kurz zum Inhalt: Wir sind im hohen kanadischen Norden, im Kaff Cold Creek, oder vielmehr am Cold Creek Highway. Besagter Highway ist zu trauriger Berühmtheit erlangt, denn seit Jahren verschwinden entlang dieser Strasse junge Mädchen und Frauen, bevorzugt von den First Nations (das ist der kanadische Begriff für die kanadischen Ureinwohner) , und ihre Leichen werden zum Teil grausam entstellt aufgefunden. Ein Mörder wurde nie gefasst. Und nun, 2018, geraten gleich 2 junge Frauen in das Visier des Verbrechens: die junge Waise Hailey wird nach dem Tod ihres Vaters im Haushalt ihrer Tante aufgenommen, und von deren neuen Mann bedrängt und verfolgt. Dieser „Neue“ ist der allseits unbeliebte Polizeichef von Cold Creek, und in Hailey wächst  ein gruseliger Verdacht…..wohnt sie eventuell mit einem Mörder unter einem Dach? Als ihre Freundin Amber stirbt, flüchtet Hailey in die Wälder….

2019, ein Jahr später kommt Beth, Ambers Schwester, aus der Grosstadt Vancouver nach Cold Creek. Sie kann den Tod von Amber nicht verwinden, und sucht vor Ort nach Antworten. Als sie den Polizeichef kennenlernt, hat auch Beth üble Vorahnungen, und begibt sich in Lebensgefahr. Die Frage ist: Können Hailey und Beth das Verbrechen aufklären?

Mein Leseeindruck: Tatsächlich hat mich das Buch auf den ersten etwa 50 Seiten relativ kalt gelassen. Aus Haileys Ich-Perspektive erzählt, haben die Geschehnisse und die Protagonisten mich nicht wirklich abgeholt. Ich fand es tatsächlich eher langweilig, da hat eine 17jährige ihren Zoff mit ihrem zugegebenermassen eher übergriffigen Ziehvater, und findet das ganze Leben eher sch***** – okay, soll vorkommen bei Teenies, die auch gerade einen grossen Verlust erlitten haben und in einer drögen Kleinstadt feststecken. Ich war ehrlich gesagt kurz davor, meine Lektüre abzubrechen. Aber dann kam tatsächlich ein Wendepunkt ums Eck geschlichen, und ich war plötzlich gefesselt. Peu a peu kam Spannung  rein, und ich habe mich dann dabei ertappt, atemlos weiter zu lesen. Das schaffen ja wenige Romane, noch mal bei mir so einen Bogen zu schlagen, aber hier habe ich die restlichen Seiten (von insgesamt 464) echt noch verschlungen. Ich bin mit Hailey warmgeworden, die Kleine hat sich wider mein Erwarten als clevere und toughe Survivalspezialistin entpuppt, die furchtlos ihren Weg geht.

Beth, die so zur Mitte des Buches aufkreuzt, fand ich als zweite grosse Heldin des Geschehens gleich von vorneweg interessant, und als sich die Wege der beiden Mädels kreuzten, wurde es richtig spannend. Auch wenn die zwei keine Freundinnen werden und sie sich mehrfach im Wege stehen, so vereint sie doch ein Ziel: den Mörder zu überführen, koste es was es wolle. Für Beth ist die Aufklärung von Ambers Mord lebenswichtig, denn sie wird ansonsten keine seelische Ruhe finden, und Hailey will ebenfalls ihr Leben zurück – und sie will bestimmte Leute hinter Gittern sehen. Die beiden sorgen für rasante Action und emotionale Momente, und für einen dramatischen Showdown.

Spoiler: natürlich werden die Verbrechen am Ende aufgeklärt, aber ganz anders als gedacht.

Die Atmosphäre in der Kleinstadt in the middle of nowhere kam für mich gut rüber, und die titelgebenden tiefen dunklen kanadischen Wälder waren eine grandiose Kulisse für Verfolgungsjagten und Survivaltrips.

Und natürlich kann Ms Stevens fesselnd und bildgewaltig schreiben. Das wusste ich ja vorher schon 😉.

Insgesamt war das also doch eine lohnende Lektüre, aber wie gesagt, anfangs fand ich es langatmig. Ich habe mal in anderen Rezensionen gestöbert – an diesem Krimi scheiden sich die Geister, entweder man mag diese Story, oder eben nicht. Ich selbst habe ja auch einen Moment gebraucht, und musste mich warmlesen.

Übrigens, der Cold Creek Highway hat ein trauriges reales Vorbild; einen „Highway der Tränen“, an dem viele Frauen bevorzugt der First Nations umgekommen sind, gibt es tatsächlich. In einem Nachwort geht die Autorin darauf ein. Und in der Realität gibt es keine Auflösung am Ende ….. also: hier bitte das Nachwort auch lesen!

Insgesamt gebe ich 4 von 5 Sternen, und empfehle etwas Durchhaltevermögen beim Lesen 😊!

Herzlichen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar!

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