von Claudia Rossbacher
erschienen 2024 im Gmeinerverlag
Klappentext: „Auf Motivsuche im Schilcherland dringt ein Hobbyfotograf in ein verlassenes Abbruchhaus am Reinischkogel ein. Durch eine desolate Falltür stürzt er in den Keller und findet sich neben einer verwesten Leiche wieder. Schwerverletzt muss der junge Mann ausharren, bis er gerettet wird. Doch wer war die hochbetagte Frau, die an diesem Lost Place scheinbar hingerichtet wurde? Wer hat sie getötet und aus welchem Grund? Die Spuren führen Sandra Mohr und Sascha Bergmann vom LKA Steiermark in die Vergangenheit, als in diesem Haus Schreckliches geschah.“
In diese in der Steiermark spielende Krimireihe bin ich vor ein paar Bänden eingestiegen, und finde sie mittlerweile klasse. Einige der Bände sind auch fürs TV verfilmt, in einen der Krimis bin ich neulich mal reingezapped, und auch das hat mir echt gut gefallen. Also, auf den neuesten Teil der Steirer-Serie war ich neugierig, ich hab hier blind zugegriffen, und sag es vorab: es war erwartungsgemäß richtig gut!
Hierum geht’s: wie der Klappentext schon sagt, Ausgangspunkt in diesem Fall ist ein zerfallenes Gemäuer im sogenanntem Schilcherland (ich kenne die Steiermark gar nicht, aber hier scheint es besonders guten Wein und Essen zu geben :-)), ein „lost place“, in das der junge Fotograf Christian eindringt. Der Platz ist allerdings so lost und verlassen, dass er durch eine Falltür in den Keller stürzt, und dort schwerverletzt liegen bleibt, bis zufällige Wanderer ihn retten …. und zusätzlich die Polizei rufen, denn neben Christian befindet sich eine schon verwesende Leiche, und die LKA Steiermark hat einen Mordfall zu klären. Sandra Mohr und Sascha Bergmann, erprobtes Ermittlerteam, sind also wieder gemeinsam im Einsatz.
Besagte Tote stellt sich als eine hochbetagte alte Frau heraus, und jetzt wird es spannend, denn Mohr und Bergmann haben nicht nur die Identität der Frau zu klären, sondern auch das Motiv, und mangels besserem Ansatzpunkt befassen sie sich erstmal mit dem Haus, in dem das Verbrechen geschah. Ein ehemaliges Gasthaus, das in den 1960ern und 70ern auch als Kinderheim diente….und nun schon sehr lange leersteht.
In einem zweitem Erzählstrang sind wir im Jahre 1977 bei Gitti, einem 13jährigem Mädel, dass in eben diesem Haus damals wohnte und Tagebuch führte.
Hm, wie erzähl ich jetzt weiter, ohne zu spoilern? Am besten gar nicht mehr viel. Gittis Erlebnisse im Kinderheim sind auf jeden Fall herzzerreißend, und ihre Geschichte zeugt von, ich zitiere noch mal den Klappentext, „einem düsterem Kapitel der Vergangenheit“, in dem Schikanen, Brutalität, Missbrauch und Gewalt in der staatlichen Kinderfürsorge Alltag war. Und ich würde mal sagen, bestimmt nicht nur in Österreich in der Steiermark, sondern länderübergreifend sicherlich überall.
Für den geneigten Leser ist schon relativ früh der Zusammenhang zwischen den beiden Erzählsträngen klar; die Ermittlungen sind in diesem Krimi auch relativ stringent ohne allzu viele Irrungen und Wirrungen, aber das Thema ist so dermaßen packend und schlimm, ich hab habe hier an den Seiten geklebt und musste einfach immer weiterlesen. Der Roman hier hatte echte Sogwirkung. Das hat mich echt berührt, und ich habe mit Gitti mitgelitten und gefiebert, und war auch bei Bergmann und Mohr jederzeit mit Hochspannung dabei.
Ohne Pathos, nicht zu detailverliebt, aber auch nichts beschönigend. Schwerer Tobak, das Ganze, ich kann mir vorstellen, dass die Recherchen für diesen Krimi auch an die Substanz gegangen sind.
Das Ende hätte ich trotz aller meiner Vorahnungen so nicht ganz erwartet, das kam noch mal sehr interessant daher.
Okay, ich komme mal zu einem anderem Aspekt des Buches (sonst spoiler ich doch noch unabsichtlich), und zwar zu der Ermittlertruppe. Seit ich die eine Verfilmung gesehen habe, habe ich ja jetzt ein Bild von den Protagonisten vor Augen, und muss sagen: meiner Meinung nach sind die Schauspieler eine perfekte Besetzung; hahaha, der Chauvi Bergmann ist gut getroffen. Wir erfahren natürlich ein paar Dinge aus dem Privatleben der Ermittler, aber der Fall steht jederzeit im Vordergrund, und so kann man auch mit Band 14 quer in die Reihe einsteigen. So wie man auch in einen „Tatort“ auch bei Folge 3555 einsteigen könnte, ohne groß was verpasst zu haben. Und ich finde das durchaus positiv.
Ja, mein Fazit: super spannende Story, aber nix für schwache Gemüter, die eine Triggerwarnung nach der anderen brauchen. Hier geht es ans Eingemachte, es wird emotional, es wird alles getriggert, was nicht bei 5 auf dem Baum ist, um es salopp zu sagen. Und trotzdem, kein Splatter, die üblen Details spielen sich ja in der Phantasie des Lesers ab…..
Ich würde mal sagen, das war bislang der beste Steirerkrimi von Frau Rossbacher, und leider wohl der letzte, wie ich gelesen habe, die Serie ist wohl hiermit beendet. Super schade. Aber sie hat furios ihr Finale gefunden!
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!