von Klaus Teuber
erschienen bei Kosmos; 1. Edition (18. Oktober 2023)
Catan – wem dies nichts sagt, kurz ein paar Vormerkungen. „Catan“ , oder „Die Siedler von Catan“ ist ursprünglich ein Spiel, ein Brettspiel, ersonnen von Klaus Teuber, Millionenerfolg im Kosmosverlag in den 90ern, und dies hier ist der zweite Teil der dazugehörigen Romantrilogie des Erfinders.
Letztes Jahr kam Teil 1 heraus, bei dem wir erfahren haben, wieso die Wikingersöhne Thorolf, Digur und Yngvy ihre alte Heimat verlassen mussten und weit, weit über die See reisten, um auf der Insel Catan eine neue Heimat zu finden und diese zu besiedeln. Und jetzt, mit Teil 2, sind wir 17 Jahre weiter und steigen ins volle Siedlerleben ein. Will heißen, es ist schön, die Vorgeschichte zu kennen, aber man kann auch mit diesem Buch hier einsteigen. Man trifft natürlich alte Bekannte wieder, aber die Hauptfiguren von heute waren im ersten Teil noch Kinder, und das hier ist jetzt eine ganz eigene Geschichte.
Die Nordmänner haben in ihre neue Heimat die Sitten aus der alten Heimat mitgenommen: es gibt die Freien Menschen und die Unfreien und Sklaven. Ein Teil der ehemaligen Sklaven hat sich im ersten Buch schon die Freiheit erkämpft und eine eigene Siedlung auf der Insel gegründet. Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen: einige Unfreie in Waldhafen wollen ihr Los nicht länger hinnehmen, und gründen den Geheimbund der Raben. Wie die Vögel wollen sie nur eines: ihre Freiheit. Jora, die Tochter des Fürsten Thorolf, verliebt sich in Caven, den Anführer der Raben, und verbündet sich mit ihnen. Ohne jetzt zu viel zu verraten: wir folgen Jora auf vielen Abenteuern quer über die Insel, denn für sie soll der Freiheitsplan der Raben nicht so wirklich aufgehen…..
Ich würde die fiktive Insel Catan nach allem, was so über das dortige Klima beschrieben wird und was der Autor im Nachwort erzählt, in den Azoren vermuten, und wir schreiben das Jahr 878 n.C. , um die Rahmenbedingungen der Erzählung einzuordnen. Dementsprechend hart sind die Lebensbedingungen für neue Siedler in einer Terra Incognita, und das gibt natürlich auch sehr viel Stoff für spannende Abenteuergeschichten. Und genau das ist dies hier, eine spannende Geschichte mit einer amazonengleichen Heldin, die sich mausert und selbst findet.
Was dies weniger ist: ein historischer Roman, der die damaligen Zeiten getreu abbildet. Der Feminismus ist hier allgegenwärtig; in Waldhafen versucht Asla, die erste Frau des Fürsten, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen durchzusetzen, in Ryansdorf, der ehemaligen Sklavensiedlung, ist dies schon gesetzlich verbürgt, und die Raben sehen das ähnlich. Das ist natürlich fein – aber historisch komplett unrealistisch. Das tut der Spannung im Roman keinerlei Abbruch, aber man sollte wissen, dass Catan komplett der Fantasie des Autors entsprungen ist.
Wenn mal mal kurz zu Catan, dem Spiel (oder den Spielen, Mehrzahl!) blickt, wird natürlich einiges klar. Catan ist ein Strategiespiel. Es geht um Taktik und Verhandeln. Im Buch gewinnt am Ende auch der, der am besten denkt und verhandelt. Egal ob Mann oder Frau.
Ich zitiere mal den Pressetext: „Neue Herausforderungen erwarten die Siedler und Siedlerinnen (….)., und wie immer stehen dabei Werte wie Freiheit, Demokratie und Zusammenhalt im Fokus.“ Genau so ist es, und das vereint Spiel und Roman.
Ja, ich komme zu einem Fazit, ich fand es erneut echt spannend. Jora ist eine Heldin zum Mietfiebern, und der Roman hat echt Spaß gemacht.
Die Aufmachung des Buches verdient auch ein paar Pluspunkte: Hardcover mit Lesebändchen, und vorne und hinten gab es Kartenmaterial zu Catan und seinen Siedlungen. Sowas mag ich immer sehr, und so konnte man gut Joras Reise, bzw., die der Raben nachverfolgen. Plus ein Personenverzeichnis im Anhang – und da es wirklich sehr viele Protagonisten hier gibt, war das ebenfalls recht hilfreich. Ich habe hier öfters mal drauf geschaut und war immer ganz froh, nicht die ebook-Variante zu lesen.
Ich fands super, ich warte jetzt gespannt auf den letzten Teil!
Der Autor ist leider im April 23 verstorben, die Catan-Trilogie ist wohl sein letztes Werk.
Ich bedanke mich beim Kosmosverlag und BUCH CONTACT für das tolle Rezensionsexemplar!