von Antonia Riepp

Neuerscheinung Juni 2020 im Piperverlag

Der Klappentext sagt: „In ihrer deutsch-italienischen Familiengeschichte „Belmonte“ erzählt Antonia Riepp kraftvoll und zutiefst bewegend von einer jungen Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln. Riepps ergreifender Roman um Liebe, Heimat und Identität erstreckt sich über vier Generationen und führt seine Leser von „Belmonte“, einem malerischen Dorf in den italienischen Marken, bis ins idyllische Allgäu.“

Da ich in eine italienische Familie eingeheiratet habe, hat mich dieser Text angesprochen und neugierig gemacht. Und hierum geht’s: Simona in Deutschland ist in ihren 20ern, als ihre geliebte Grossmutter Franca stirbt. Völlig unverhofft erbt sie ein Häuschen in den Marken und erhält die Auflage, dort die Asche ihrer Grossmutter zu ihrer letzten Ruhestätte zu bringen. Da Simona gerade ihren Job verloren hat, und ihre Beziehung in einer Krise steckt, ist der Zeitpunkt ideal, aufzubrechen. In Belmonte angekommen, erreichen sie in regelmässigen Abständen Kassetten, die Franca für sie besprochen hat, und in denen sie ihre Lebensgeschichte offenbart. Und so entfaltet sich für Simona ihre Familiengeschichte, die ihr eine Menge Überraschungen mit sich bringt, und sie, die nie ihren Vater kannte, zu ihren Wurzeln geleitet.

Die Geschichte wird auf mehreren zeitlichen Ebenen erzählt, und beginnt 1943 mit Teresa, Francas Mutter, die in der Resistenza tätig war, und springt zwischen Teresa, Franca und Simona im hier und jetzt hin und her, so dass sich ein episches Familienportrait entfaltet, in deren Mittelpunkt starke Frauen stehen. Der Erzählstil ist eher ruhig, fast schon getragen, aber trotzdem war man einfach immer neugierig und wollte wissen, wie es weiterging. Mit Teresa erleben wir die letzten Kriegsjahre in Italien (wobei der Krieg in Italien ja schon früher aufgehört hat als in DE, doch Frieden gab es dort auch nicht, solange die Partisanen im Untergrund aktiv waren); mit Franca den nicht vorhanden wirtschaftlichen Aufschwung Italiens in den 50ern – und begleiten Franca dann auf ihrem Weg nach Deutschland, denn sie gehört zur ersten Generation der „Gastarbeiter“. Marina, Francas Tochter, ist mit ihren Hippie-Allüren noch mal eine Nummer für sich, und mit Simona schliesst sich dann der Reigen.

Ja, es ist ein recht unaufgeregtes Buch, mir hat es gut gefallen, aber ich hab ein paar Probleme, es einzuordnen. Ein klassischer Roman war es für mich nicht wirklich, eher eine episch angelegte Erzählung. Für Fans von Familiengeschichten und natürlich für Italienliebhaber….ich habe die Marken direkt auf meine Liste aller noch zu besuchenden Orte gesetzt 😉.

Witzig fand ich auch, wenn Franca und Simona zwischendurch drüber sinnieren, was typisch deutsch und was typisch italienisch ist, und Simona bei ihrem Aufenthalt in Belmonte ihre italienische Seite zelebriert. Und irgendwann feststellt, dass deutsche Tugenden so grotten-spiessig nun auch nicht sind….

Eine Anmerkung noch, ich hab „nur“ das eBook gelesen, in der Printausgabe gibt es anscheinend im Umschlag einen Stammbaum. Das fehlt halt hier. Die Verflechtungen der italienischen Sippschaft in Belmonte mit der deutschen und amerikanischen Seite graphisch zu sehen, wäre nett gewesen, also empfehle ich hier eher das gedruckte Buch!

Vielen Dank an Netgalley.de für das Rezensionsexemplar!

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