von Matt Haig

erschienen 2020 im Droemer Verlag

Link zum Buch

Klappentext: „Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können.
Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?“

Klingt spannend, und mit dem Buch liebäugele ich schon länger – jetzt hat es mir eine Freundin ausgeliehen, und ich habe es mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen.

Es geht um die berühmten Was-wäre-wenn-Fragen. Was, wenn man sich an einem bestimmten Punkt im Leben ganz anders entschieden hätte? Oder auch nur ein kleines bisschen anders? Einmal anders abgebogen wäre? Das hätte natürlich weitere neue und andere Entscheidungen erfordert, die dann auch Einfluss auf andere Leben, andere Personen genommen hätte.

Die Protagonistin Nora steht nun in der Mitternachtsbibliothek und hat die Möglichkeit, ein paar Entscheidungen, die sie bereut, rückgängig zu machen. Bzw. etwas ganz anders zu machen. Und so begleiten wir sie dabei: bei den grossen anderen Wegen, wie zum Beispiel das  Leistungsschwimmen weiterzumachen, das sie als Jugendliche irgendwann mal aufgegeben hat. Das kann durchaus zu einem Leben als erfolgreiche Olympiagewinnerin führen – im Vergleich zum tristen Dasein als Verkäuferin in dem lokalem Plattenladen. Aber macht das auch gleich glücklicher?  Oder was wäre gewesen, wenn Nora Geologin und Gletscherforscherin geworden wäre? Nach Spitzbergen wollte sie immer mal auf Expeditionen. Kann man mal ausprobieren. Als Nora dann aber im ewigen Eis auf einen Eisbären trifft, wird ihr plötzlich doch ganz anders…

Aber auch die kleinen Entscheidungen, die man so trifft, und anschliessend bitter bereut: hätte Nora nur an diesem einem Abend ihren Kater zuhause gelassen, dann wäre er nicht draussen vom Auto überfahren worden. Tatsächlich? Nora bekommt die Chance, diese Entscheidung anders zu treffen – aber das Ergebnis ist dann trotzdem nicht so wie gedacht.

Ja, spannende Gedankenspiele, die Nora stellvertretend für die Leserschaft ausprobieren kann. Und sie lernt dabei, dass viele der Träume, die sie in ihrem Ursprungsleben aufgegeben hat, eigentlich gar nicht ihre eigenen Träume waren, sondern die ihrer Eltern, ihres Bruders oder ihres Freundes.  Und dass es darum eigentlich gar nichts zu bereuen gab. Die Kunst ist es, herauszufinden, was man wirklich will. Was für einen selbst glücklich sein bedeutet. Was Liebe bedeutet.

Ich fand den Roman als Gedankenspiel total interessant. Matt Haig befasst sich ja gerne mit etwas philosophischeren Themen und verpackt sie in flüssig zu lesende Romane („How to stop Time“ fand ich bspw ähnlich faszinierend von der Grundidee), und dieser hier hat mich abgeholt. Leider wurde es zum Ende hin etwas langatmig, denn wir begleiten Nora doch bei relativ vielen Parallelwelten, die sie ausprobiert, und einige davon werden nur ganz kurz angesprochen. Da hätten mir weniger Experimente, die dafür aber gerne auch etwas ausführlicher, besser gefallen.

Wie auch immer, insgesamt hat mir das Buch echt gut gefallen. Ich mag derlei Gedankenexperimente sehr gerne. Und natürlich ist es immer schön, wenn sich am Ende herausstellt, dass man doch im Grossen und Ganzen mit seinen Lebensentscheidungen gar nicht so falsch gelegen hat 😉!

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