von Felicitas Korn

 

Neuerscheinung 2019 im Kampaverlag

Aus dem Klappentext: „Wie geht das, sich durchschlagen? Und kommt man eigentlich irgendwann an?“ Das ist die zentrale Frage, die sich die Protagonisten des Romans stellen. Und so sind wir bei Michi und Xandra, 2 Geschwistern, deren Leben sich von einem Tag auf den anderen grundlegend verändert. Auf dem weg in die Sommerferien passiert ein tragischer Autounfall, bei dem die Eltern sterben. Der 14 jährige Michi und seine jüngere Schwester finden sich plötzlich in einem Heim wieder unter amtlicher Obhut, und während Xandra trotz aller Trauer sich im neuen Leben zurechtfindet. Ist Michi völlig aus der Bahn geworfen und gerät auf Abwege.

Im zweiten Erzählstrang begegnen wir den King, eine lokale Grösse im Frankfurter Drogengeschäft, der trotz seiner eigenen Sucht ganz hoch hinaus will im  Business und ausserdem grosse Pläne in der Liebe hat.

Der dritte Plot dreht sich um Loosi – Alkoholiker im mittleren Alter, den wir kennenlernen, als er zum 5 mal in der Notaufnahme landet und knapp dem Tode entrinnt. Loosi ist völlig perspektivlos und vom Leben gnadenlos enttäuscht, bis er in der Therapie Sanni kennenlernt, und für die nochmal durchstarten will.

Verbindendes Element hier ist Aziz, ein illegaler Mechaniker, auch er in Drogenschmuggel involviert, und langjähriger Freund von Michis totem Vater. Alle Schicksale sind miteinander verwoben, und jetzt muss ich aufpassen, nicht zu spoilern, denn wie die alle miteinander zusammenhängen, das kommt erst auf den letzten paar Seiten raus, wenn nochmal alles einen neuen Sinn ergibt. Klingt skurril? Ist es aber nicht. Die drei Leben werden abwechselnd erzählt, es gibt immer mal wieder Überschneidungen, aber im Prinzip ist jeder Plot für sich zu verstehen. Die Schicksale sind eindringlich, tragisch, heftig, aber die Autorin hat einen ganz besonderen Stil, mitreissend, man ist live dabei und teilweise im Kopf der Protagonisten. Und auch wenn die nicht immer sympathisch handeln: wir verstehen ihre Denke und können mitfühlen. Detailliert werden Kings oder Loosis Gefühle seziert und fragmentiert. Das klingt teilweise cool und witzig, wenn z Bsp der King darüber sinniert, dass er bald die Nummer 1 im Geschäft sein wird („Höchstpersönlich ist er mit Pablo nach Bogota geflogen und hat ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Pablo ist sein Ass im Ärmel. Und seine Lebensversicherung, und oh Pablo, time has sowas von come, und vielleicht passt zu Meckis Abgang am besten das Schwarze von Armani….“), oder tieftraurig, wenn Loosi depressiv ist.

Mir hat diese aussergewöhnliche Sprache sehr gut gefallen, das hat eine Intensität und Unmittelbarkeit hergestellt, die Sogwirkung hatte.

Was mir auch gefallen hat – und das wusste ich vorher nicht: der Roman spielt im Taunus, meiner Heimat. Michi kommt aus Schlossborn, und dank meiner vielen Wanderungen wusste ich immer genau, wo wir sind. Und mit Aziz, dem King und Loosi sind wir in Frankfurt. Für mich war hier sehr viel Lokalkolorit dabei, und sowas mag ich immer sehr. Unbeabsichtigter Bonuspunkt 😉.

Also, mein Fazit: spannender Roman, rasant erzählend, ungewöhnlich erzählt, definitiv ein Lesehighlight! Und nichts ist hervorsehbar – wirklich gut gemacht! Ich habe gelesen, dass das Buch verfilmt werden soll, und ich bin jetzt schon gespannt, den Film werde ich mir nicht entgehen lassen!

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