von Femi Kayode

erschienen 2022 bei btb

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Lightseekers ist das gefeierte Debut des Nigerianers Femi Kayode, ein klinischer Psychologe, der sehr erfolgreich in der Werbebranche und fürs TV arbeitete. 2019 hat dieser Roman den UEA Crime Writing Prize gewonnen, und ist jetzt auch hier in Deutschlande schienen. Einen Thriller, der in Nigeria spielt – das fand ich spannend, und musste die Story lesen.

Hierum geht’s: Dr. Philipp Taiwo, investigativer Psychologe, nach langem USA Aufenthalt wieder in die nigerianische Heimat nach Lagos zurückgekehrt, erhält einen interessanten Auftrag. In der Universitätsstadt Okriki sind 3 Studenten von einer aufgebrachten Menge, einem Mob, gelynched worden. Das Verbrechen wurde gefilmt, in den sozialen Medien hochgeladen, und auch wenn die Tat selbst anscheinend klar ist, so können die zurückgebliebenen Familien damit nicht abschliessen. Einer der Väter der Opfer engagiert Philipp, um die Umstände des Verbrechens aufzuklären. Wie konnte es dazu kommen? Und so begibt sich Philipp nach Okriki und beginnt mit Hilfe von Chika, der ihm als Fahrer und Assistent zur Seite gestellt wird, zu recherchieren. Und er merkt schon bald, dass die lokale Bevölkerung ihm mit Misstrauen begegnet, und niemand ihm helfen möchte. Was ist damals wirklich geschehen? Wer ist für den Tod der drei jungen Männer verantwortlich? Phillip und Chika ermitteln; und am Ende ist vieles ganz anders, als anfangs gedacht.

Jetzt muss ich überlegen, wie ich hier weiterschreibe, ohne zu spoilern. Es passiert hier ziemlich viel, die Ermittlungen und Geschehnisse sind rasant, das Spannungslevel permanent hoch, und wir haben eine ganze Menge Protagonisten und diverse Plottwists. Und was für mich am interessantesten war, war definitiv das Setting in der Kleinstadt in Nigeria – hier ist das Clanwesen noch lebendig, hier spürt man die Nachwehen des Biafra-Krieges, hier ist der Sprung ins 21 Jahrhundert zwar gelungen, aber irgendwie recht holperig. Einerseits ist die Polizei durchaus technisch auf dem neuesten Stand, andererseits fällt regelmässig der Strom aus und man freut sich, wenn das Hotel leise Generatoren hat und sich die Ventilatoren drehen. Fand ich extrem faszinierend, und der Autor beschreibt die Szenerie so mühelos, man ist direkt dabei. Geschrieben ist der Krimi aus der Ich-Perspektive Philipps, und dieser vergleicht Nigeria manchmal auch mit den USA, und das ist für uns als Leser natürlich nett, die Gedankengänge kann man nachvollziehen. Und es ist natürlich witzig, wenn Philipp mit seinem amerikanischem Akzent bei den locals auch mal ins Fettnäpfchen hüpft. Nigeria ist einfach völlig anders, als ich es erwartet hätte. Allein das macht für mich einen Reiz des Romans aus.

Ich mochte den Stil vom Kayode sehr gerne – locker-flockig einerseits, ernsthaft und spannend andererseits. Vielleicht ist auch einfach die deutsche Übersetzung nur extrem gelungen, aber wie auch immer, ich bin durch die 460 Seiten durchgeflogen.

Die Financial Times schreibt (ich zitiere den Klappentext): „Kayodes Wissen als studierter Psychologe und sein genauer Blick auf seine Heimat Nigeria machen diese sowieso schon überaus spannende Geschichte noch lesenswerter“ – das ist für mich eine gute Zusammenfassung, der ich mich anschliesse. Richtig spannender Thriller, der alles hat, was das Krimiherz begehrt: Morde, Drogenszene, Psychopathen, emotionale Dramen, plus ein profunder Einblick in ein fremdes Land – ich sag mal: ist gelungen! Alle Daumen hoch!

Das hier ist übrigens der Auftakt einer neuen Serie um Dr Philipp Taiwo, und ich bin gespannt auf die nächsten Teile!

Und herzlichen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

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