von Marie Benedict

erscheint bei Sourcebooks Landmark (17. Januar 2023)

Link zum Buch

englischer Klappentext:

Between the World Wars, the six Mitford sisters — each more beautiful, brilliant, and eccentric than the next — dominate the English political, literary, and social scenes. Though they’ve weathered scandals before, the family falls into disarray when Diana divorces her wealthy husband to marry a fascist leader and Unity follows her sister’s lead all the way to Munich, inciting rumors that she’s become Hitler’s mistress.

As the Nazis rise in power, novelist Nancy Mitford grows suspicious of her sisters‘ constant visits to Germany and the high-ranking fascist company they keep. When she overhears alarming conversations and uncovers disquieting documents, Nancy must make excruciating choices as Great Britain goes to war with Germany.

Probing the torrid political climate in the lead-up to World War II and the ways that seemingly sensible people can be sucked into radical action, The Mitford Affair follows Nancy’s valiant efforts to stop the Nazis from taking over Great Britain, and the complicated choices she must make between the personal and the political.

Ich durfte das Buch als ARC (Advanced Readers Copy) vorab lesen, vielen Dank an dieser Stelle an den Verlag und Netgalley!

Ich gestehe, die Mitford Sisters kannte ich bislang nicht. Den Namen schon mal gehört, aber das war es auch schon. Also dachte ich, ich schließe mit diesem Roman eine Bildungslücke und habe mich sehr über das Rezensionsexemplar gefreut. Für alle, die auch keine Ahnung haben: Die 6 Mitford-Schwestern (plus ihr Bruder) zählten in den „Zwischenkriegsjahren“ in den 20ern und 30ern zu den „bright young things“, der jungen gehypten britischen High Society. Reich, intellektuell, einflussreich. Leider aus ziemlich dysfunktionalem Elternhaus – so richtig scheint sich die Lordschaft Mitford nicht um die Kinderschar gekümmert zu haben. In diesem Roman nun geht es vorrangig um die 3 Schwestern Nancy, Diana und Unity – das waren wohl auch historisch gesehen die 3 interessantesten Schwestern. Diana erregte allein durch ihre Scheidung mit dem Guinness-Erben Aufsehen, und verliebte sich dann in Mosley, den Führer der britischen Faschistenpartei. Diana und Unity haben sich komplett dem Faschismus verschrieben, und Unity wird von Historikern teils sogar als „It-Girl Hitlers“ beschrieben. Ich hab das gegoogelt, und war erstaunt, wieviel Bilder es mit Unity Mitford und „Herrn Hitler“ im Netz zu finden gibt. Spannend. Im Gegensatz dazu vertrat die Schriftstellerin Nancy sehr gemäßigte politische Ansichten, und verfolgt das Treiben ihrer Schwestern mit Sorgen.

Der Roman erzählt hier diese politischen Verstrickungen sehr detailliert, und die zentrale Frage, die die Autorin auch stellt, ist die folgende: Wie privat ist das Politische? Kann ich das trennen? Was bin ich bereit, für meine politischen Überzeugungen zu tun? Vor allem in Zeiten von Krisen und Krieg? Und was mache ich, wenn meine Schwester/n die Dinge so komplett anders sehen? Bei den Mitfords krachen die Einstellungen aufeinander. Eine weitere Schwester, Decca, ist beispielsweise überzeugte Kommunistin und geht nochmals einen anderen Weg.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht Nancys (in der Ich-Perspektive) und dann aus Unitys und Dianas Seite (hier dann aus auktorialer Perspektive) geschrieben, und umspannt die Zeit von den frühen 20ern bis zum Kriegseintritt Britanniens 1941. Das macht es interessant, denn teils wird derselbe Tag aus der Sicht verschiedener Schwestern erzählt – die das Geschehen natürlich komplett anders erleben. Witzig.

Ich muss allerdings sagen, dass ich sehr lange gebraucht habe, um richtig in das Buch einzutauchen. Irgendwie waren mir die Damen lange Zeit fremd; ich fand es schwer, eine Nähe zu den Protagonisten herzustellen. Besonders Unity mit ihrer Hitler-Verehrung war für mich extrem schwer verdaulich. Witzigerweise hat das die Autorin in einem Nachwort genauso auch beschrieben, sie hatte damit auch ihre Probleme.

Ich denke, das Buch ist historisch super korrekt dargestellt. Die ganzen Protagonisten sind ja allesamt historische Persönlichkeiten, ich schätze mal, es ist auch schwierig, hier künstlerische Freiheiten einzubauen – aber wie gesagt, das hatte für mich dann auch gefühlt sehr viel Distanz aufgebaut.

Gepackt hat mich das Ganze erst ab dem 2. Drittel, und als es dann für mich wirklich spannend wurde, hörte die Geschichte auch schon wieder auf. Das Ende kam mir sehr abrupt.

Und eine Kritik habe ich als deutsche Muttersprachlerin: die Passagen, in den Unity auf deutsch parliert, sind schlecht. Super hölzerne Dialoge, teils auch grammatikalisch falsch. Da muss echt noch mal jemand drüber schauen, so redet kein Mensch.

Mein Fazit: Es war insgesamt ein sehr interessanter Roman, allen meinen Kritikpunkten zum Trotz. Wen diese Zeiten interessieren – oder wen die Mitford Family interessiert – der sollte hier zugreifen. Ich verteile 4 von 5 Sternen!

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