von Iny Lorentz
erschienen bei Knaur TB; 1. Edition (2. März 2020)

Klappentext:
Das dramatische Finale der großen historischen Saga um eine Berliner Fabrikanten-Familie von Bestseller-Autorin Iny Lorentz
Berlin in den Jahren 1897–1900: Den Familien von Hartung und von Gentzsch stehen im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts unruhige Zeiten bevor. Mittlerweile hat Theo von Hartung die Leitung der Tuchfabrik von seinem Vater übernommen, doch immer häufiger werden Aufträge storniert oder unter fadenscheinigen Begründungen die Preise gedrückt.
Zur selben Zeit macht Vicky von Gentzsch, die Nichte von Theo und Rieke, die Bekanntschaft einer zauberhaften Dame, die sie in die mondänen Kreise der hochgeborenen Berliner Gesellschaft einführt. Hier scheint Vicky ein Leben zu erwarten, das um so vieles interessanter und freier ist, als ihr steifes Zuhause bei ihrem strengen Vater Gustav. Doch der Schein trügt: Vickys neue Freundin hat keineswegs im Sinn, dem Mädchen zu einem besseren Leben zu verhelfen …
Der historische Roman um ein dramatisches Frauenschicksal erweckt das Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts zum Leben
Die historischen Romane von Iny Lorentz bieten spannende Unterhaltung auf höchstem Niveau. Mit ihrer Berlin-Trilogie um die Fabrikanten-Familie von Hartung lässt die Spiegel-Bestseller-Autorin das 19. Jahrhundert in Deutschland lebendig werden und verknüpft geschickt politische Wirrnisse mit persönlichen Schicksalen.
Die historische Familien-Saga besteht aus den Romanen
- Band 1: »Tage des Sturms« (1846–1849)
- Band 2: »Licht in den Wolken« (1864–1870)
- Band 3: »Glanz der Ferne« (1897–1900)
Ich hatte mal wieder Lust auf einen historischen Schmöker, und dieses Buch liegt schon länger auf meinem „virtuellem SUB“, sprich, meinem Stapel ungelesener Bücher in meinem Ebook-Reader.
600 Seiten in der Printausgabe – also etwa 560 im eBook – sind schon mal vielversprechend; ich hab das Buch aber ewig nicht angefasst, weil mir erst spät aufgefallen ist, dass das hier der dritte Teil einer epischen Saga ist, und ich immer befürchtet habe, nicht mehr wirklich einsteigen zu können. Und das klär ich mal vorab; tatsächlich kam ich recht gut klar, die Heldin hier ist die junge Vicky, die in den anderem Bänden wohl keine große Rolle gespielt hat. Trotzdem ist sie natürlich fest verwoben in Familienstrukturen, die ich teils recht ausschweifend fand, und wo es wohl besser gewesen wäre, die Vorgängerbände zu kennen. Am Ende des eBooks habe ich festgestellt, dass es durchaus ein umfassendes Personenregister gibt, das war mal wieder typisch, hätte ich die Printausgabe gehabt, wäre mir das schon früher aufgefallen….nun ja, so ist das halt. Nichtsdestotrotz, ich kam gut klar.
Okay, kurz zum Inhalt, wir sind in den letzten paar Jahren kurz vor der Jahrhundertwende (der zum 20. Jahrhundert) in Berlin bei der wohlhabenden Gesellschaft. Vicky von Gentzsch ist Tochter eines zwar ranghohen, aber nicht wirklich reichen Beamten, der aus der westfälischen Provinz in die Reichshauptstadt versetzt wird, und Vickys Stand in ihrer Familie ist schlecht, um es gelinde auszudrücken. Ihre Mutter starb einst bei Ihrer Geburt, was ihr Vater ihr nie verziehen hat, und die Stiefmama erst recht nicht. So ist Vicky das ungeliebte schwarze Schaf und fliegt auch immer wieder aus Schulen für höhere Töchter heraus. Besser wird es erst, als sie unter die Fittiche ihrer Großmutter kommt, die ihr Liebe und Verständnis entgegenbringt….
Wir sind hier einerseits immer nah bei Vicky und ihrem Leben, andererseits ist die Story recht groß angelegt und ein Panoptikum der damaligen Gesellschaft. Vickys weitläufige Familie besteht aus Fabrikanten und Adel, und zu diesen Zeiten war einerseits der Feudalismus noch sehr lebendig, andererseits gab es das aufstrebende Bürgertum; und vor allem: Geld regierte die Welt, und großangelegte Wirtschaftskriminalität gab es damals auch schon. Die Themen des Buches sind dementsprechend weitgefächert, und immer wieder auch kommen wir zu organisiertem sexuellen Missbrauch, dem sich auch Vicky entgegenstellen muss …. und das ist teils harter Tobak. Glaubwürdig definitiv, gibt’s genauso 100 prozentig heute auch, aber das in einem historischen Roman zu lesen, war schon knackig, fand ich. Heutzutage würde man das human trafficking nennen, denke ich.
Also die Autoren „frühstücken“ in diesem Roman recht viele Themen ab, die ich nicht unbedingt erwartet hätte. Gerade das hat es aber auch sehr authentisch gemacht.
Also ich mach es heute mal kurz; der Roman war selbstverständlich super fesselnd und historisch korrekt recherchiert. Was anderes habe ich bei dem Bestseller-Autoren-Duo auch nicht erwartet. Hier kriegt man Schmöker, und zwar richtig gut geschriebene Schmöker. Ich bin für ein paar Tage in eine andere Welt eingetaucht, ich war bestens unterhalten, und hatte durch die unerwartet ernsten Themen „food for thought“. Was will man mehr? Auf jeden Fall eine Empfehlung für alle Fans von historischen Romanen!