von Christina Pishiris
August 2020 im Aufbau Verlag
Wir sind in London. Zoe, Griechin, Mitte 30, hat es beruflich geschafft und ist Chefredakteurin des Musikmagazins re: sound. Zoes Liebe galt immer schon der Musik – und ihrem Kindheitsfreund Simon. Unverhofft zieht Simon aus Amerika zurück nach London und damit wieder in Zoes Leben ein.
Genauso unverhofft trifft sie allerdings auch auf den nervigen PR-Manager Nick, mit dem sie sich zwangsweise beruflich arrangieren muss, und dabei auch seine charmanten Seiten kennenlernt.
Und nebenbei wirbeln die Hochzeitsvorbereitungen für Zoes Bruder Pete ihr Leben durcheinander, denn eine Big Fat Greek Wedding wirft ihre Schatten voraus.
Der Untertitel des Romans lautet: „Wer glaubt schon noch an Liebe?“, und das ist natürlich Konzept. Es geht um Liebe, die ganz grossen Gefühle, Irrungen und Wirrungen, Freundschaft und Familie. Und alles eingebettet in Musik. Sehr charmant gemacht ist jedem Kapitel ein Song voran gestellt, und so führt uns das Buch durch „Love Is a Battlefield“ genau wie durch „Love Is all Around“, um mit „I Feel the Earth Move“ zu enden. Und da Zoe Musikredakteurin ist, spielen auch Rocklegenden im Buch eine Rolle, fiktive wie wirkliche. Musik ist das Leben.
Das wäre jetzt eigentlich für mich eine ideale Mischung für ein geniales Buch: ich liebe London, ich liebe Rockmusik, ich liebe auch Lovestories, aber irgendwie hat mich dieser Roman nicht wirklich mitgerissen. Er ist locker-flockig geschrieben, mit durchaus auch tiefsinnigen Passagen, das Setting ist wirklich toll, aber die Protagonisten konnten mich nicht wirklich überzeugen und mitnehmen. Ich kam da nicht rein. Zoe ist Mitte 30, und weiss trotzdem nicht, was sie will, und eiert mit dem einem Kerl genauso wie mit dem anderen herum, ohne zu irgendwas zu kommen, das kam mir teilweise echt pubertär vor. Hätte zu 16jährigen gut gepasst, zu 35jährigen eher weniger. Ich hatte generell auch das Gefühl, dass die Protagonisten einerseits mit Mitte, Ende 30 die, ich sag mal, Erwachsenen-Zielgruppe ansprechen sollen, aber agiert wurde wie im späten Teeniealter, oder wie mit Anfang der 20er. Der Alkohol fliesst allabendlich in Strömen, die Musik rockt, man hat hippe Jobs und coole Connections, und gefeiert wird am laufenden Band. Ja, es gibt auch die nachdenklichen Momente, ja es gibt auf tiefgründige Passagen. Aber für mich war das gefühlt kein rundes Ganzes. Der Roman liest sich ganz gut weg, die Autorin kann ganz flott schreiben, aber die Protagonisten kamen mir irgendwie vor wie die Schauspieler in einer daily soap: schön, glossy, hip, aber nicht so wirklich echt. Immer untermalt mit cooler Musik.
Ich will den Roman aber auch nicht zerreissen, er wird bestimmt begeisterte Leserinnen finden, für mich war es nett und okay, aber Begeisterung sieht anders aus. Bedingte Leseempfehlung.
Trotzdem bedanke ich mich sehr bei Netgalley.de für das Vorab-Leseexemplar!