von Claudia Schmid

erschienen Gmeiner-Verlag; 2023. Edition (8. Februar 2023)

Link zum Buch

Klappentext: „Edelgard managt bei der Bundesgartenschau in Mannheim den »Bücherhimmel« ihrer Freundinnen Wiebke und Tamara und wohnt in deren Heidelberger Traumvilla. Sie verbringt viel Zeit mit ihrem Sohn Julian, der nach Stationen im Ausland nun in Mannheim arbeitet, und der »Bücherhimmel« wird rasch zum beliebten Treffpunkt. Alles könnte so schön sein, doch dann verschwindet Julians Freundin spurlos, außerdem ist seine Firma vermutlich einer Cyberattacke ausgesetzt. Edelgard spielt Miss Marple, rutscht dabei in allerhand skurrile Situationen und gerät plötzlich selbst in den Fokus der Ermittlungen …“

Ich fand, der Klappentext klang interessant, und ich habe das Buch auch freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar bekommen, lieben dank hierfür!

Was ich nicht wusste, es gab wohl schon mal ein Buch mit Edelgard in der Hauptrolle, aber das ist egal, man kann diesen Band auch sehr gut alleinstehend lesen, die Story ist in sich abgeschlossen und die Protagonisten werden allesamt auch individuell vorgestellt. Man muss keine Vorgeschichten kennen, um hier klar zu kommen.

Das Buch spielt komplett im Sommer 2023 – was ein interessanter Kniff ist, denn wir haben erst Februar 2023 bei Erscheinen den Buches, und geschrieben worden muss es ja schon mindestens 2021 / 22, denn ein wenig mehr Vorlauf als Selfpublisher brauchen die Verlage ja schon. Und jetzt finde ich, wird es interessant, denn wir leben ja gerade in sehr interessanten Zeiten und sind aktuell auch noch nicht wirklich aus der Coronazeit draußen. Die Protagonisten allerdings sprechen ständig von der Pandemie, die mal war – für jemanden in Hessen wohnend wie mich, wo bis vor 2 Wochen noch Maskenpflicht im ÖPNV war, ist das ein wenig sehr zuversichtlich. Also ich finde es schwierig, aus einer Zeit heraus, die wir noch gar nicht umfassend aufgearbeitet haben, einen Roman zu schreiben, der in der nahen Zukunft spielt. Das ist mir schon in den ersten paar Kapiteln merkwürdig aufgestoßen. Die Story hat noch gar nicht an Fahrt aufgenommen, Edelgard und Gatte Norbert treffen in Heidelberg ein und plauschen mit Wibke und Tamara, und tauschen locker-flockig ihre Pandemie-Erfahrungen aus: die beiden Buchhändlerinnen, die sich in Lockdownzeiten ein Lastenfahrrad angeschafft haben und Buchbestellungen ausgefahren haben, sind wunderbar durch die Zeiten gekommen, und auch Norbert im Finanzamt hat fast keinen Unterschied gespürt, außer das ihn niemand zum Sport getrieben hat. Ja nu. Und die Lieferdienste haben die Gastrobesuche ersetzt. Und jetzt ist ja wieder alles toll. Man merkt wahrscheinlich schon, ich persönlich sehe die Dinge etwas differenzierter.

Gehen wir weiter in der Story; Edelgard ist ja gekommen, um auf der Bundesgartenschau in der Buchhandlung Bücherhimmel ein halbes Jahr auszuhelfen, und das tut sie auch mit großer Begeisterung. Wie schon im Klappentext erwähnt, lebt zufällig zeitgleich auch Sohn Julian in Mannheim, dessen Firma einen autonomen Bus betreibt. Und jetzt muss ich schon wieder innehalten, denn es wird wirklich episch über Mannheim, Heidelberg und die BuGa berichtet, und wenn ich episch sage, meine ich episch. Seitenweise am Stück. Die Autorin baut diese Beschreibungen gerne auch in Dialoge ein, und das liest sich dann ziemlich gestelzt – ich meine, wer plauscht schon druckreif mit Angabe von Jahreszahlen über das historische Mannheim über ne halbe Seite hinweg, bevor er das Gegenüber wieder zu Wort kommen lässt? Ja, das sind interessante schöne Städtchen, ja, die Autorin stammt von dort und kennt sich dort bestens aus, aber nein, ich bin auch durchaus in der Lage, mir einen Reiseführer zu kaufen, wenn ich da mal hin will. Das war oft halt einfach kein schöner Stil. So unterhält sich niemand. So liest man sich gegenseitig aus einem Reiseführer vor, aber das ist keine normale Unterhaltung.

Okay, weiter im Text. Der autonome Bus baut einen Unfall, Julians Freundin verschwindet, Edelgard will ermitteln, aber wird komplett ausgebremst und muss ermitteln lassen – es gab durchaus auch noch den versprochenen Kriminalfall. Und der war gar nicht so schlecht. Das hat mich auch bei der Stange gehalten. Bloß war das leider nur der Plot am Rande. Bzw., das hat ewig gedauert, bis das an Fahrt aufgenommen hat.

Ich habe das Buch zu Ende gelesen, wie gerade gesagt, der Krimi war gut. Aber das ganze Drumherum war anstrengend. Und immer dieses politisch Korrekte. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde auf den Klimawandel hingewiesen, und jetzt nicht mit Fakten und Diskussionen, sondern immer mit Haltung und Meinung. Ja, Edelgard, ich weiß es jetzt, du kannst es nicht verstehen, dass die Welt noch nicht gerettet ist. Wirklich bei jeder Gelegenheit wurde einem hier unter die Nase gerieben, dass die Zukunft in den e-Autos liegt (sehe ich persönlich auch anders), dass man die Autos stehen lassen soll und Zug und Bus nehmen soll (ja, stimme ich durchaus zu, so es halbwegs Sinn macht – Leute auf dem Dorf sehen das garantiert auch noch mal anders), und so weiter und so fort. Und auch wenn man es mir mindestens 5x sagt, dass autonome Autos und Busse die Zukunft seien, so fühle ich mich irgendwann nur noch belehrt und habe keine Lust mehr.  Oder immer wieder der Einwurf, wie toll die Lastenfahrräder sind. Mensch, ich wollte hier einen Krimi lesen und nicht eine politische Haltung serviert kriegen. Es war halt irgendwann zu viel. Zu viel der Haltung, zu viel der political correctness. Geschenkt, dass ein Teil der Hauptcharaktere (Wiebke und Tamara) ein lesbisches Paar waren. Und ich muss dazu sagen, das ist mir eigentlich komplett egal, welche sexuellen Vorlieben jemand hat, aber hier hatte ich das Gefühl, dass muss sein. Weil: Diversity und so. Mann, Mann, Mann. Es schwirren übrigens noch einige Randpersonen im Buch herum mit schwieriger Kindheit, wahlweise mit oder ohne liebevolle Bezugsperson – hier ist alles dabei.

So, ich komme mal zu einem Fazit und lasse dabei meine Befindlichkeiten ob der politisch korrekten Dauerberieselung mal außen vor, denn, hey, wenn man es runterbricht, das sind ja tatsächlich nur meine Befindlichkeiten: mich konnte der Roman nicht wirklich überzeugen. Stilistisch war es streckenweise holprig (ich verweise nochmals auf die künstlichen Dialoge und die überbordenden Stadtbeschreibungen), der Plot hat mir aber durchaus gefallen. Das Buch selbst ist optisch und haptisch schön gemacht mit Hochglanzcoverfoto und aufklappbarem Coverseiten, macht schon Lust aufs Lesen. Aber das Gesamtpaket hat mich nicht geflashed.

Ich verteile 2,5 von 5 Sternen.

Vielleicht gefällt dir auch das: