Die Frage taucht öfters mal auf, daher möchte ich sie mal ausführlich beantworten. Zuerst einmal: kostenfreie Rezensionsexemplare, oder auch Leseexemplare, gehen an Rezensenten. Das heisst, man ist als Empfänger in der Verpflichtung, das Buch zu besprechen und zu rezensieren. Möglichst so, dass es auch viele Leute mitbekommen, und das Buch entsprechend auch beworben wird. Im Allgemeinen langt es den Verlagen, die diese Leseexemplare verteilen, auch nicht wirklich, wenn man „nur“ auf einer offenen Plattform wie Amazon.de rezensiert (obwohl man das zusätzlich machen sollte, gerne auch auf weiteren Plattformen und Verkaufswebseiten wie Thalia.de, gooedreads,de und wie sie alle heissen), sondern man sollte auch einen eigenen Kanal betreiben. Das muss nicht unbedingt ein eigener Blog, eine eigene Webseite sein (obwohl ich den persönlichen Eindruck habe, das wird sehr gerne gesehen), sondern kann auch ein entsprechender Feed in den sozialen Medien sein (wobei hier Instagram die Hauptrolle spielt). Hauptsache, es kommt regelmässig neuer content, neue Buchbesprechungen etc. Der Blog, der feed muss regelmässig gefüttert werden. Schwups, man ist ein Buchblogger und hurra, man kann Rezensionsexemplare anfragen 🙂

So, als frischgebackener Buchblogger stehen eine verschiedene Tore offen, und ich nenne hier einfach mal die, die ich regelmässig nutze:

  1. www.netgalley.de – hier gibt es „nur“ ebooks, aber hiervon unglaublich viele, fast alle brandneu zum Vorablesen, noch bevor sie überhaupt im Buchhandel erscheinen, und ich finde, die Hürden, sich hier als „professioneller Leser“ zu registrieren, relativ niedrig. Einmal auf der Platform anmelden, eine kleine „Lese-Biografie“ hochladen, persönliche Vorlieben nennen, und dann kann man loslegen, und Bücher nach Wahl anfragen. Und es gibt immer auch wieder eine kleine Auswahl an „sofort lesen“- ebooks, die man auch ohne Verlagsanfrage sofort downloaden kann. Die anschliessende Rezension erfolgt primär auf Netgalley.de selbst, und natürlich auf dem eigenem Kanal. Muss mit Link natürlich belegt werden. ist klar.
  2. www.bloggerportal.de – das ist ein Zusammenschluss der verschiedenen Verlage, die sich unter dem Dach des randomhouse zusammengeschlossen haben, und die ebenfalls gerne mit Bloggern zusammen arbeiten. Hier gibt es nicht nur ebooks, sondern auch „richtige“ Bücher, Printausgaben, und Hörbücher. Auch hier muss man sich registrieren, und auf eine Freischaltung warten, und kann dann max. 5 Produkte auf einmal anfragen. Hier gibt es allerdings nur Bücher, die auch in der Randomhousegruppe erscheinen. Wobei die Gruppe sehr gross ist….
  3. www.lovelybooks.de – die erwähne ich mal der Vollständigkeit halber, da bin ich auch registriert, aber hier bewirbt man sich für sogenannte Leserunden, erhält dann ein Frei-Exemplar, und bespricht es im Rahmen dieser Leserunde. Ich hab da irgendwie kein Glück und noch nie ein Buch bekommen, aber ich kenne Leute, die schwören drauf und präsentieren auch ständig ihre neuen Lovelybooks-Bücher.

Und natürlich kann man direkt bei den Verlagen Rezensionsexemplare anfragen. Einfach auf die jeweilige Verlagswebseite gehen, sich im Pressebereich registrieren, und dann höflich anfragen. Hier ist es dann unterschiedlich, welche Voraussetzungen der jeweilige Verlag an den Blogger stellt, aber die Hürden sind nicht unüberwindbar. Ich habe mich bei meinen Lieblingsverlagen (Diogenes, Rowohlt, Kampa, Hansanord, Goldmann) direkt registriert, stöbere gerne in den Verlagsvorschauen und bestelle dann meine Wunschbücher direkt beim Pressebetreuer. Und werde mittlerweile auch seitens der Pressebetreuer angeschrieben, wenn Rezensenten gesucht werden.

Wie so ein Dialog zwischen Buchblogger und Pressebetreuer / Verlagsmensch auszusehen hat, darüber streiten sich die Geister, ich persönlich halte mich höflich, kurz und knapp. Alle relevanten Infos über mich und meine Lesevorlieben können auf meinem Blog nachgelesen werden, und ich bezweifle, dass die Presseabteilung Zeit hat, sich episch mit mir zu befassen. Also: Buchwunsch äussern, die Kanäle erwähnen, auf denen man rezensiert, und sich dann die Daumen drücken, dass es klappt. Tut es in den allermeisten Fällen 🙂

Sollte es mal nicht klappen, liegt es meist daran, dass schlicht das Kontingent für Rezensionsexemplare aufgebraucht ist. Das steht dann aber auch in der Absage drin.

Last not least, nicht alle Bücher werden über Verlage publiziert, es gibt auch den grossen Bereich der Selfpublisher, also der Autoren, die in Eigenregie ihre Bücher drucken lassen und vermarkten. Diese trifft man woanders, und zwar habe ich wunderbare literarische Entdeckungen auf Instagram gemacht. Ganz viele Selbstverleger haben tolle Seiten auf social media, in denen sie ihre Werke vorstellen, und hier immer wieder Aufrufe starten, in denen sie Rezensenten und Blogger suchen. Hier hat man dann auch den direkten Kontakt zum Autor, und kann mit der Buchbesprechung direkt auch den Autor unterstützen. Ich hab es einfach ausprobiert, und auf diese Art viele tolle Bücher gelesen, und viele tolle Kontakte bekommen. Und auch hier gilt: wenn man den Stil des Autors mag, man eine gute Beziehung aufgebaut hat, kommt er / sie mit grosser Wahrscheinlichkeit bei einem neuem Buch direkt auf einen zu. Passt doch – win win 😉

Natürlich gefällt mir nicht jedes Buch. Natürlich verteile ich nicht ständig 5 Sternchen. Manchmal gefällt mir ein Werk wenig bis gar nicht, manchmal breche ich es auch ab – selten, aber passiert. Das schreibe ich auch genauso in meine Rezension. Ehrlichkeit ist gefragt. Und die grossen Verlage, die grossen Bestsellerautoren, haben damit auch kein Problem, sofern die Rezension trotzdem höflich bleibt und man es auch begründet, warum einem das Buch nicht gefallen hat. Also: wenn ich ein geschenktes Buch rezensiere, könnt ihr sicher sein, ich sage meine ehrliche Meinung!