Die Frankfurter Buchmesse – das Highlight der Branche in Deutschland. Ich war vorgestern da, am Donnerstag, als Fachbesucherin, mit Presseausweis. Und ich war leider nicht wirklich happy. Eher schon fast ein wenig ent-täuscht. Warum, das versuche ich mal hier zu beschreiben.

Vorab, ich bin eigentlich jahrzehntelange mehr oder weniger regelmässige Besucherin der Buchmesse. In Frankfurt aufgewachsen, ist man zwangsläufig schon als Schulkind mal dagewesen; ich glaube, Anfang der 80er war ich das erste mal da. Als Jugendliche bin ich ein paar Mal mit unserer Gemeinde hin, die da einen Ausflug hin organisiert hat, und in den letzten etwa 20 Jahren hatte mein Papa Connections zum Veranstalter, und somit war eine jährliche Freikarte für einen Tag fast immer drin. Also, ich kenne das Getümmel und mochte es immer gern.

2020 war, wie wir wissen, coronabedingt keine Buchmesse, und 2021 gab es diese merkwürdige digitale Version, die ich erst interessant fand, aber nachdem ich die erste digitale Veranstaltung eingeschaltet hatte und technisch nix klappte, hab ich meine Meinung geändert gehabt…. 2022 fand ich die Hygienemaßnahmen, unter denen die Buchmesse stattfand, zu enervierend, als dass es mich dahin gezogen hätte, aber hey, jetzt, im Jahre 2023, da hatte ich wieder Lust drauf. Als enthusiastische Bloggerin habe ich mich bei der Messeveranstaltung akkreditieren lassen und habe ein 5-Tages-Pressefreiticket ergattert. Juhu. Konnte also losgehen :-).

Also, Donnerstags (Fachbesuchertag) um kurz vor 10:00 bin ich rein in die Messehallen. Ich hatte mir ein paar Veranstaltungen herausgesucht, die ich gerne besuchen wollte, die fingen aber erst gegen 11:30 an, also bin ich erstmal „nur so“ durch die Hallen geschlendert. Ja. Die internationalen Verlage hatte ich schnell abgeklappert – sehr viel China, kann ich nicht lesen und sprechen, also schnell durchgetrabt, und viele US Kleinverlage sowie die grossen Verbände wie Random House etc. Aber da war dann schon morgens um10 dichtes Gedrängel, und so wahnsinnig spannend war das nun auch wieder nicht, was zu sehen war.

Also weiter zu den deutschen, bzw deutschsprachigen Ausstellern. War schon interessanter, aber ich als Bloggerin, die die Newsletter von vielen Verlagen bekommt, und die bei verschiedenen Verbänden und Bloggerportalen angemeldet ist, ich muss sagen: ich kannte die meisten gehypten Neuerscheinungen. Also natürlich hab ich sie nicht alle gelesen, aber doch schon viele Titel gesehen, und einige Titel, die da grossartig präsentiert wurden, warten schon auf meinem ebook-reader auf mich, Netgalley und Co. sei dank. Also, was soll ich sagen, über das Herbst-Winter-Programm der meisten deutschen Verlage muss ich mich nicht extra informieren – ich bin bereits informiert. Zumindest in Bezug auf die Genres, die mich interessieren.

Okay, blieben ja noch die von mir herausgesuchten Lesungen, Interviews etc. Davon gab es generell echt viele, das ist mir auch aufgefallen im Vergleich zu den vergangenen Buchmessen. Alle paar Meter gibt es einen kleinen Raum für Veranstaltungen, bzw. eine kleine Minibühne mit etwa 20-50 Sitzplätzen für das geneigte Publikum. Soooo. Und jedesmal, wenn ich mich ins Publikum begeben wollte, war kein Platz mehr frei. Echt hier, das war Murphies Law. Und mich an den Rand zu stellen und zuzuhören, fand ich dann zu anstrengend.

Auf diese Art und Weise bin ich dann ein paar Stündchen durch die ewig langen Hallen gelaufen, fand eigentlich nichts wirklich interessant, und das was mich interessiert hätte, waren wie gesagt Veranstaltungen, die schon überfüllt waren. Es wurde irgendwann anstrengend. Ich merke, ich wiederhole mich. Langsam wurde es auch voll, und ich kann Menschenmassen nicht mehr so gut abhaben wie früher, das mal nebenbei bemerkt. Und wenn es am Donnerstag schon so voll war, dann will ich gar nicht wissen, was jetzt am Wochenende los ist, wenn für Jedermann geöffnet ist….hallelujah. Nicht meins 🙂

Ach ja, und noch ein paar Worte zum diesjährigem Gastland Slowenien. Traditionell präsentiert sich das Gastland grossflächig in einem Pavillon. Das wollte ich dann doch noch mitnehmen. Bin also hin. Wie gesagt, grosser Raum — — null Inhalt. Ohne Scheiss. Als Deko waren merkwürdige riesige Klöppelarbeiten im Raum aufgehängt, was mich an Fischernetze erinnert hat, die manchmal bei griechischen Restaurants an der Decke hängen. Was das mit Slowenien zu tun hat, weiss ich nicht. Es gab nur eine einzige Schautafel, auf der ein paar Infos zum Gastland standen, aber so wahnsinnig viel gab das nicht her. Dann waren meterweise Regale hübsch verteilt in dem riesigem Raum, auf denen slowenische Literatur präsentiert wurde. Aber immer viel Abstand zwischen den Büchern – sprich, da war extrem viel mehr Abstand als Buch; und die Bücher selber waren auch ohne für mich ersichtlichem rotem Faden präsentiert. Also alles was auch nur im geringsten mit Slowenien zu tun hatte, wurde dort ausgestellt, und ich stand irgendwie bei der Belletristik. Und zwar vor New-Adult-Lovestories, die in Manhattan spielten (okay, die Autorin hat slowenische Wurzeln), und einem Reisebericht über den Appalachian Trail. Der ist in den USA. Aber der Wandersmann, der darüber ein Buch schrieb, stammt aus Slowenien. Also, ihr habt das Bild? Für mich war da nicht viel Slowenisches zu erkennen. Aber bislang war Slowenien für mich auch nicht gerade als Perle der europäischen Literaturgeschichte bekannt.

Tja. Ich meine mich zu erinnern, irgendwann war mal Island das Gastland der Buchmesse, und da hatten sie riesige Fotowände mit isländischer Natur aufgestellt, und ganz viele isländische Autoren wurden auf Schautafeln vorgestellt. Das war echt gut. Und jetzt Slowenien? Nada.

Ein Cafe befindet sich noch in dem Pavillon, das war gut besucht, hehehe.

Und es gab einen kleinen abgetrennten Raum mit Bühne, auf dem gerade ein Interview stattfand, als ich da war; auf englisch, ich weiss nicht mehr, um was es ging, ich hab überlegt, mich auf einen der freien Plätze zu setzen und einfach mal zuzuhören, aber das Englisch des Moderators war so schlecht, das wollte ich mir dann nicht antun.

Soviel also mal dazu.

Und wo ich gerade so nett am mosern bin: die ganze Veranstaltung ist extremst woke. Irgendwie war mir das vorher schon klar, aber wer auf die Buchmesse geht, sollte sich echt bewusst sein: hier ist man im Gender-Wonderland, und Wokaharam ist Pflicht. Es wird in Wort und Schrift gegendert, was das Zeug hält. Und Achtung, es gibt eine Awareness-Polizei, äh, -Team. Es gibt tatsächlich einen gut sichtbaren Stand im Foyer für besagte Truppe. Jeder, der sich aus irgendeinem Grund, ich sag es mal salopp, dumm angemacht fühlt, darf sich hier Hilfe holen. Und man darf dort auch Meldung machen, wenn man irgendeine Art von Diskriminierung sieht. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Was soll das denn? Wir sind hier auf einer Buchmesse, Herrgott. Gibt es da so viel Zickenterror, dass ich eine Awareness-Crew brauche? Und was soll man da im Falle eines Falles melden? Hilfe, ich fühle mich diskriminiert? Ich finde sowas bizarr. Wenn mir jemand so dumm kommt, dass ich mich nicht mehr selbst verteidigen kann, dann brauch ich Polizei und Security, aber keine Awarenesshelferlein.

Ich komme mal zu einem Fazit: das wird wohl meine letzte Buchmesse gewesen sein. Aus Gründen 😉

Aber es gibt immer rund um die Buchmesse viele literarische Veranstaltungen in der ganzen Stadt, ich denke, ich werde mir da nächstes Jahr ein paar nette Dinge aus dem Veranstaltungskalender herauspicken. Ohne Messegetümmel, ohne woken Haltungsstress. Und mit Sitzplatz 🙂