von Sophie Kendrick

 

Neuerscheinung 2020 aus dem Rowohlt Verlag

Thriller und Krimis aus dem Rowohltverlag sind seit einiger Zeit ein Geheimtipp für mich, und auch dieser hier ist brilliant:

4 Freundinnen aus Deutschland machen kurz nach dem Abi gemeinsam Urlaub auf einer kleinen schwedischen Schäreninsel. Am Abend vor der Heimreise verschwindet eine der 4 spurlos : Becca wird nie wieder gefunden, und ist wahrscheinlich ertrunken.

16 Jahre später erhalten Lara, Eileen und Michelle von einem unbekannten Absender eine Einladung in das alte Ferienhaus, mit dem Zusatz: „Die Wahrheit liegt auf der Insel“. Mit einem sehr mulmigen Gefühl machen sich die jungen Frauen auf den Weg zurück. Auch 2 einheimische Jungs, mit denen die Freundinnen in dem verhängnisvollem Sommer Parties gefeiert haben, haben ähnliche Briefe erhalten, und so begeben sich alle zusammen auf Spurensuche. Schon sehr bald nimmt die Geschichte an Fahrt auf: im Ferienhaus wird eingebrochen, auf Laras Handy sind Fotos, die sie nie gemacht hat, und eine Frau schleicht nachts umher. Die Nerven liegen blank, und damit geht vor Ort ein mörderisches Katz- und Maus- Spiel los. Becca wird am Ende nicht die einzige sein, die auf dieser Insel ihr Leben lässt…

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Lara, die am Asperger Syndrom leidet, und somit eine spezielle Sicht aufs Leben hat. Als Asperger Patientin hat sie Mühe, Mimik und Tonfall ihrer Mitmenschen zu deuten, und reagiert übersensibel auf äussere Reize. Eileen, Michelle und Becca waren ihre ersten und einzigen Freundinnen, die sie so akzeptierten, wie sie ist, daher liegt ihr viel daran, Gewissheit zu erhalten, über dass, was wirklich geschah vor 16 Jahren.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Über die damaligen Ereignisse wird der Leser über die alten Vernehmungsprotokolle der schwedischen Polizei aufgeklärt, und Lara nimmt uns mit auf dem heutigen Weg.

Bei Thrillern zuviel zum Inhalt zu sagen, ist immer schlecht wegen akuter Spoilergefahr, nur soviel, es kommt am Ende alles ganz anders als gedacht. Ein paar kleine Hinweise zum Verbleib von Becca streut die Autorin geschickt ein, aber das – ziemlich ausführliche – Showdown nimmt dann doch noch einmal unerwartete Wendungen und ein Ende, das ich erst auf den letzten Seiten habe kommen sehen.

312 Seiten super spannend erzählt, mit permanent hohem Spannungsbogen – ich war bestens unterhalten. Alle Protagonisten waren sehr gut und lebensecht gezeichnet, und vor allem mit Lara gab es nebenbei noch einen sehr interessanten und gut recherchierten Einblick in das Asperger Syndrom, eine psychische Spielart ganz aussen am Autismus angesiedelt, was mir persönlich gut gefallen hat.

Von mir gibt’s eine Leseempfehlung und volle Punktzahl!

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