von Jemma Wayne

Link zum Buch

erscheint am 15.3.2021 im Eiseleverlag

und ich habe das Glück, das Buch schon vorab lesen zu können. Erneut ein eBook aus meinem Netgalley.de-Adventskalender, und ich bin echt froh, dass dem so war – ansonsten würde ich garantiert an dem Buch vorbeilaufen. Das Cover finde ich puristisch-nichtssagend, die Autorin kenne ich nicht, und allzu viel über den Inhalt war mir auch nicht bekannt – das sind keine guten Voraussetzungen für einen Bücherkauf. Aber: das war mal wieder ein richtig, richtig guter Roman mit Sogwirkung!!! Soviel gleich vorab!

Momentan scheint es in literarischer Mode zu sein, als Storyline diverse Frauenschicksale, die auf den ersten Blick null-komma-gar-nichts miteinander zu tun haben, miteinander zu verweben und einen Roman daraus zu stricken (letztes Beispiel: Laetitia Colombanis „Der Zopf“, mit dem ich übrigens nicht viel anfangen konnte), und auch hier finden wir einige Frauen aus komplett verschiedenen Gesellschaftsschichten und Kulturkreisen, die sich umrunden und deren Leben sich kreuzen und beeinflussen werden. Aber hier ist das rundum gelungen mit super interessanten Protagonistinnen und einem spannendem Plot.

Aber ich fange mal von vorne an. Wir sind in London in etwa im hier und jetzt. Wir haben Emily, Mitte 20, afrikanische Immigrantin, die sich erst als Putzfrau, dann in der privaten Pflege ihr Geld verdient. Emily heisst eigentlich Emilienne und ist Überlebende des Völkermords in Ruanda, dem Land, dass ihr alles genommen hat und ihr Herz leer und blutend zurück gelassen hat.  Dann gibt es Vera, Britin, etwa im selben Alter, und auch ihr Leben ist dramatisch verlaufen. Alkohol und Drogen hat sie hinter sich gelassen und glaubt an eine gute Zukunft, ein neues Leben mit Luke, ihrem Verlobten. Für ihn ist sie bereit, alles aufzugeben….auch sich selbst. Sich selbst zu verlieren und zu belügen kann nicht gut gehen – niemand weiss das besser als Lynn, knappe 60, die nur noch kurze Zeit zu leben hat, und noch ihre ganz eigenen Dinge aufzuarbeiten hat. 3 Schicksale, die teilweise echt ans Eingemachte gehen. Die drei Frauen treffen schon relativ zeitnah aufeinander, denn Lynn stellt sich als Veras Schwiegermama in spe heraus – eine Schwiegermama mit Haaren auf den Zähnen. Die Begegnungen zwischen den beiden sind herausfordernd, und es muss erst Emily auf dem Parkett erscheinen, um einen Wendepunkt zu bringen……

Der Roman ist durchgehend, auch in den Rückblicken, im Präsens geschrieben, was dem Geschehen eine Dringlichkeit gibt, die mich komplett in den Bann gezogen hat. Die Protagonisten sind allesamt glaubwürdig und echt, und ich habe die ganze Zeit mitgefiebert.

Das grosse Thema des Buches ist das Verzeihen und Loslassen. Ohne Verzeihen kein Seelenfrieden. Und keine Zukunft. Aber gerade das Verzeihen ist es, was uns allen ja so schwer fällt, vor allem, wenn man Grausamkeiten erfahren oder begangen hat. Für mich war auch eine weitere Message, dass nur die Wahrheit Seelenfrieden bringt. Auf einer Lüge lässt sich nichts aufbauen. Klingt jetzt nach grosser moralischer Keule der Autorin, die wird aber gar nicht so geschwungen. Klar machen sich die Protas allesamt sehr viel Gedanken, wie sie ihre Probleme lösen wollen oder können, aber welche moralischen Schlüsse man daraus zieht, das bleibt dem Leser natürlich selber überlassen.

Dies ist ein Buch mit harten Schicksalen, und die werden auch teilweise knallhart und schonungslos beschrieben, aber genau das macht auch einen Teil der Sogwirkung aus. Am Ende gibt es eine Katharsis, aber der Weg dorthin ist steinig und erfordert viel Kraft. Aber es lohnt sich. Definitiv!

Ich würde sagen, dieses Buch hat Bestsellerqualitäten, und ich werde es sehr gerne weiter empfehlen!

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