von Sophie Oliver

2021 im Dryas Verlag erschienen

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Die Ermittler des Londoner Sebastian Clubs: das sind die Gentlemen Lord Philipp Dabinott, der neue Vorsitzende des Clubs, seine Nichte Freddie Westbrook (und somit die einzige „Gentle-woman“), Crispin Fox und Doktor Wallace Pebsworth.  Da ich die Detektive nun schon auch die ersten 3 Bände begleitet habe, sind mir die Charaktere auch schon bekannt und ans Herz gewachsen – was ein Vorteil ist, denn gross vorgestellt werden sie hier im 4. Band der Serie nicht mehr. Man kann dem Geschehen auch so gut folgen, aber gerade bei Freddie wäre die Vorgeschichte interessant (die einzige Frau in einem altehrwürdigem Herrenclub musste sich ihren Platz hier nämlich hart erkämpfen), und ich empfehle daher, unbedingt mit dem ersten Teil zu beginnen!

Hierum geht’s:  wir sind im Jahre 1898. Auf einem Konzert bricht ein Trompeter tot zusammen. Für die Londoner Polizei ist der Fall schnell abgehakt, aber der Konzertveranstalter, ein reicher Mäzen, sieht seinen Ruf bedroht und engagiert die Detektive des Sebastian Clubs, um den Fall korrekt aufzuklären. Da sich das Orchester auf einer Europatournee befindet, reisen die 4 Ermittler notgedrungen den Musikern hinterher. Die nächsten Konzerte finden im mondänen böhmischen Karlsbad statt, und hier findet ein nächster Mord im Orchester statt. Die Ermittler stehen vor einer Mauer aus Lügen, und müssen ihren ganz Witz aufbieten, um den Fall zu lösen…..

In einem zweiten Erzählstrang geht es um das Vermächtnis des im dritten Band verstorbenen Vorstands des Clubs, Aristotle Brown, und dessen tragisches Privatleben. Hier sind besonders Freddie und Crispin am Nachforschen und entdecken ihren verstorbenen Freund ganz neu.

Die zwei Erzählstränge sind nicht miteinander verwoben, aber ich fand beide trotzdem spannend. So ist es ja auch im normalen Leben, man ist nicht nur ausschliesslich mit einer einzigen Sache beschäftigt.

Man merkt, ich bin Fan der Serie, ich mag die teils skurrilen, aber immer liebenswerten Protagonisten, und ich mag auch das Flair und das Setting. Der grosse Charme der Reihe ist der historisch genaue und sehr gut recherchierte historische Background. Die Autorin schafft es, das viktorianische London und hier auch das historische Karlsbad wunderbar vor meinen Augen aufleben zu lassen. Und nebenbei gibt es hier auch ein wenig Nachhilfeunterricht in Sachen britisch-indischer Geschichte, denn Aristotle war lange Zeit in Indien stationiert, und wenn seine Freunde sein Leben rekonstruieren, erfahren wir als Leser recht viel über die Zeit der indischen Sepoy-Aufstände, respektive den Unabhängigkeitskrieg. Fand ich interessant.

Was man vielleicht auch wissen sollte: das hier ist kein blutiger Thriller. Hier sind elegante Herren (plus Dame!) am Ermitteln, die eher ihren Kopf als ihre Fäuste benutzen, und niemals ihre gute Erziehung vergessen. Aber wie gesagt, das macht auch einen Teil des Charmes aus.

Kurz noch mal was zur Optik des Buches: hier gibt es bei Beginn jedem Kapitels eine kleine Scherenschnitt-Illustration. Das hat mir gefallen. Einfach so ein kleiner Hingucker, siehe Foto. Dies nur nebenbei, aber wie gesagt, fand ich nett.

So, komme ich jetzt mal zur Bewertung: ich hab das Buch sehr, sehr gerne gelesen, aber im Vergleich zu den ersten Teilen fällt hier ein wenig der Spannungsbogen ab. In den anderen Bänden gab es mehr verzwickte Irrungen und Verwicklungen, hier fand ich  die Ermittlungen ein wenig zu geradlinig und nicht ganz so unerwartet. Das ist jetzt aber Kritik auf hohem Niveau – ich verteile 4,5 von 5 Sternen. Mit einer Leseempfehlung für alle, die sich für das viktorianische Zeitalter begeistern können!

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