von Rients R. Ritskes
erschienen 2024 im origoverlag
Der Autor ist der Gründer von zen.nl , einem Ausbildungs- und Meditationsinstitut in den Niederlanden, und lehrt seit über 40 Jahren Zen Meditation. Beide Bücher werden beworben als Praxisbücher, die alltagsnah und zugänglich sind, und dem interessiertem Laien die Geheimnisse der Zen-Meditation nahe bringen sollen.
Ich bin als Yogalehrerin prinzipiell ein bisschen mehr im Thema Meditation drin, aber Zen ist speziell ist speziell, und ich war einfach neugierig, deshalb habe ich mir beide Titel bestellt, und dachte mit, zwei Basisbücher, wie spannend. Im ersten Buch geht es um grundlegende Definitionen von Zen und Buddhismus, das Denkmodell, das Ritskes Unterricht zugrunde liegt, Achtsamkeit und selektiver Wahrnehmung, um das Herz Sutra und Rituale, und im zweiten Band primär um den Umgang mit Emotionen.
Ich hab mich jetzt dafür entschieden, die beiden Bände in einer einzigen Rezension zu besprechen, alldieweil sie thematisch zusammen gehören – und weil ich mit keinem von beiden so wirklich warm geworden bin. Ich hab jetzt ein paar Anläufe genommen und immer wieder häppchenweise in den Büchern gelesen, und finde immer wieder ein paar Dinge auch recht interessant, aber irgendwie schafft es der Autor nicht, mich zu fesseln, bzw. mir sein Spezialgebiet wirklich zu vermitteln.
Ich hab mich schon im ersten Band echt schwer getan. Ritskes ist wichtig, dass Meditation effektiv ist. Alle seine Schüler sollen sich im Vorfeld klar sein, wieso sie meditieren wollen, man muss ein Ziel haben, und dieses so klar wir möglich festlegen. Damit man hinterher auch nachmessen kann, was draus geworden ist. Über diese Zielsetzung referiert der Meister auch episch, und jeder, der schon mal ein Businesscoaching mitgemacht hat, wird dem Ganzen auch zustimmen: klar definierte Ziele sind was Feines. Eigentlich will ich jetzt aber eine neue Meditationstechnik erlernen, oder zumindest begreifen, und nicht mein ganzes Leben neu ordnen. Hm. Oder ich hab eh gar nix verstanden von allem, kann ja auch sein. Auf jeden Fall, ich hab mich somit schon gut das erste Viertel des Buches gewundert.
Ritskes Denkmodell mit den „Bubbles“, den unverarbeiteten Erfahrungen meines Unbewusstem, und den „Punkten“, den verarbeiteten Erfahrungen und Einsichten, fand ich prinzipiell interessant – aber vielleicht bin ich zu doof, ich konnte es nicht mit Meditation in Verbindung bringen, zumindest nicht so, dass es für mich Sinn gemacht hätte. Dieses Denkmodell ist aber wichtig, da kommt der Autor nämlich durchaus öfters drauf zu sprechen, und zwar in beiden Büchern. Wenn es im zweiten Band um die Verarbeitung von Emotionen geht, sind beispielsweise die „Urbubbles“ wichtiges Topic, also Kindheitserfahrungen, die uns einschneidend in unserem weiterem Leben beeinflussen, beispielsweise Ängste und Traumata.
Durchdrungen ist das Buch / die Bücher von sehr vielen netten, locker zu lesenden Anekdoten seiner Schüler bzw. von lieben Mitmenschen allgemein, die mich aber auch irgendwie nicht so weiter gebracht haben.
Wie beschreibe ich mein Leseerlebnis am besten? Hier werden viele Dinge angerissen, es werden Definitionen versucht, die immer interessant anfangen, schon bald aber sehr populär-wissenschaftlich werden, mit vielen Anekdoten und Beispielen seitenlang beschrieben werden, aber irgendwie zu einem greifbaren Kern kommt der Autor für mich nicht. Zwischendurch fällt Ritskes immer wieder ein Koan ein, dann folgt eine kleine Minigeschichte eines japanischen Meisters, aber hey, ich weiß, nicht, Zen an sich ist mir nach 2 „Praxis“-Büchern immer noch fremd.
Am Ende von Band 1 gibt es auf den letzten paar Seiten eine kleine Meditationsanleitung. Es werden Tipps und Tricks zur Sitzhaltung vermittelt, und dann heißt es, einatmen und ausatmen und Atemzüge zählen. Ja – wer hätte das gedacht. Soweit war ich mit meiner eigenen Meditationserfahrung auch schon. Und ich denke, aufgrund meiner eigenen Meditationserfahrung ist mir generell die Idee nicht fremd, dass man nicht alle seine Gedanken glauben kann und als absolute Wahrheit betrachten soll; und auch die Distanz zum eigenen Ego ist mir durchaus ein Begriff – aber ich wiederhole mich, durch Ritskes Erklärungen und Beschreibungen wäre ich darauf nicht gekommen; durch seine Lehren allein habe ich echt keine Ahnung, wie ich denn denken sollte, was ich denken will, respektive, wie ich fühlen sollte was ich fühlen will. Da kommt er für meine Begriffe nicht hin, dazu führen seine ganzen Ausführungen mE nicht. Schade auch. Oder schade für mich, die ich es nicht peile, was er will.
Also, ich mag die Bücher nicht zerreißen, wer 40 Jahre erfolgreich Meditation unterrichtet, ist zweifellos firm, aber mich hat Ritskes nicht erreicht. Was ja auch völlig ok ist, für mich ist er nicht der richtige Lehrer – und ich wäre nicht die richtige Schülerin für ihn. Andere mögen das komplett anders sehen.
Ich lass das jetzt einfach mal so stehen.
Geschrieben sind die Bücher übrigens durchaus gefällig und locker – ich bin mir sicher, Ritskes wird seine Fans haben 🙂
Ich bedanke mich bei Buchcontact und dem Verlag für die Rezensionsexemplare!