von Anne Stern

erschienen 2024 bei Rowohlt

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In dieser Dresden-Trilogie fehlt mir persönlich der Anfang, ich bin im letzten Teil hier eingestiegen, aber das macht nichts, prinzipiell sind die Bände auch unabhängig voneinander lesbar. Wir begleiten durch die komplette Reihe die begabte Violinistin Elise durch ihr Leben, aber da die Bücher einmal die Jugend / das frühe Erwachsenenalter, dann die Zeit der ersten Ehe und nun Elises 50er beinhalten, ist jeder Band in sich auch abgeschlossen. Macht natürlich Sinn, von vorne zu beginnen, aber man bekommt alle nötigen Hintergründe auch nebenbei geliefert. Das mal vorab. Und so ganz nebenbei spielt die Geschichte des Dresdner Opernhauses immer die tragende Rolle im Hintergrund.

Hier nun sind wir bei Elise und ihrer Familie 1869. Elise ist mittlerweile in zweiter Ehe mit dem Chirurgen Leopold mehr oder weniger glücklich verheiratet. Die Ehe ist harmonisch, aber – wir erinnern uns – eigentlich ist Elises Herz an den Bühnenmaler und Revolutionär Christian gebunden, der bei den Aufständen vor 20 Jahren aus Dresden geflüchtet ist und seitdem genauso wie der Erbauer der Oper, Semper, im Züricher Asyl weilt. Neue Protagonisten betreten in diesem Band die Bühne: Tochter Netty ist mittlerweile Primaballerina und neuer Stern auf der nationalen Ballettbühne, und Sohn Julius macht als Pianist von sich reden – und verliebt sich ausgerechnet in die wohlhabende Bankierstochter Rahel, die als Jüdin ja nun gesellschaftlich so gar nicht in Frage kommt. Die Konstellationen sind spannend, denn Nettys Ensemble probt an der Semperoper, die in diesem Jahr in Schutt und Asche gelegt werden wird, und Julius‘ Liebesgeschichte gibt viel Stoff für die gesellschaftlichen Zustände der damaligen Zeit her: eine Liebesgeschichte gegen alle religiösen Vorurteile – und mit Rahel haben wir auch eine junge, intelligente Dame, die mehr vom Leben erwartet als nur das Eheleben….Rahel will alles: Bildung, Freiheit, und die Liebe. Kann das klappen?

Mein Leseeindruck: Das hat mal wieder echt Spaß gemacht! Ein toller, super gut geschriebener historischer Roman, gut recherchiert, für meine Gefühle super authentisches Setting im Dresden der 1860er Jahre, mit einer tollen Cast. Wobei ich hier tatsächlich am meisten mit Julius und Rahel mitgefiebert habe. Mir haben die zwei echt gut gefallen. In der ganzen Reihe spielen die neuen Frauenvereine und der Kampf der Frauen um ihre Rechte eine Rolle im Hintergrund, und das wurde hier alles geschickt miteinander verwoben. Die schlaue Rahel, die ihre individuellen Ziele im Kopf hat und für sich eintritt, und die trotzdem sich nicht mit ihrer kompletten Herkunft überwirft. Hat mir gefallen.

Und natürlich immer wieder Elise: klar, die Hauptdarstellerin in dieser Trilogie, die gerne rückwirkend einiges anders sieht als früher (wer tut das nicht in ihrem Alter), aber trotzdem sich treu bleibt und ihren Platz findet – denn am Ende wird alles gut, oder? Und so soll es sein 🙂

Mich hat der Roman erneut abgeholt und bestens unterhalten. Liebe, Dramatik, spannende historische Zeiten; alles dabei, und flott geschrieben 🙂

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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