von Helge Timmerberg

erschienen im Piperverlag 2016

Link zum Buch

„Sex, Drugs & Journalismus – ein Leben der Extreme“ steht auf der Rückseite, und ein Foto des Autors prangt auf dem Cover. Das Buch sprang mir in der Bücherei ins Auge, und ich musste es gleich mitnehmen. Mit dem Journalismus habe ich früher durchaus selbst geliebäugelt, Drogen waren nie so meins, aber Sex und ein Leben der Extreme klangen wiederum verheissungsvoll 😉.

Helge Timmerberg, Jahrgang 52, berichtet hier von seinen ersten Schritten im Journalismus, wie er sich von kleinen Lokalblättern zum Stern, Wiener, dem Playboy und der Bunten hocharbeitete, und von den vielen Reisen und den Reportagen, die er darüber schrieb. Das Buch ist deklariert als Autobiographie, und ja, natürlich ist es das auch, denn der Autorzeichnet hier schon sein Leben nach, aber es mehr als das: es ist ein Reisebericht, ein Memoir, ein Abenteuerroman, ein Handbuch für gewieftes Leben, und mein persönlicher endgültiger Anstoss, endlich mal nach Kuba zu reisen, sobald es wieder möglich ist.

Seine erste Schritte ins journalistische Leben machte Timmerberg in den 70er, 80ern, zu Zeiten, in denen man vom Internet noch nie was gehört hatte und noch auf Schreibmaschinen mit blauem Durchschlagpapier schrieb. Ich bin selber Jahrgang 71 und fand das echt nostalgisch- spannend, ihm hier sozusagen zu lauschen. Manche Sachen kann man sich heute kaum noch vorstellen, ich fands super interessant. By the way, für alle Spätgeborenen, Olivettis sind Schreibmaschinen, und die rote, das war seine Reiseschreibmaschine. Das Netbook der Dinosaurier sozusagen.

Den Charme – wenn man von Charme reden möchte, hahaha, ich weiss nicht, ob der Autor sich selbst unbedingt als charmant bezeichnen würde 😊 – des Buches macht der Tonfall aus: Timmerberg ist bekennender Althippie, Kiffer, dem Konsum bewusstseinserweiternder Drogen nicht abgeneigt, und er liebt das Leben. Er liebt Frauen, er liebt Parties, er liebt das schöne Leben. Das er sich aber auch hart erarbeitet, nebenbei bemerkt. Und Timmerberg schreibt, wie er wohl auch sprechen würde: selbstironisch, witzig (ok teilweise rabenschwarz witzig, aber ich mag das!), salopp, gnadenlos ehrlich. Er kann durchaus abrechnen mit seinen Mitmenschen, aber auch mit sich selbst. Das Buch liest sich extrem gut weg – was bestimmt schriftstellerisch harte Arbeit bedeutet hat, aber das hat er drauf, das Schreiben.

Ich hab mir mal ein paar Rezensionen zu diesem Buch angesehen, und oftmals wird Timmerberg Sexismus vorgeworfen. Ich muss sagen, ja, er schreibt viel über Sex, käuflichen und den „for free“, er schreibt viel über Prostituierte, und viel über die Frauen, mit denen er zusammen war. Und er schreibt frei Schnauze, und ja, teilweise war ich irritiert ob der teils sehr jungen Frauen, die teils sehr viel Sex mit diversen Männern haben. Andererseits schreibt der Autor aber auch nie abfällig über Frauen, und den Sexismusvorwurf kann ich nicht halten. Sag ich jetzt als überzeugte Feministin. Keine der Frauen, die in dem Buch vorkommen, hat ihren freien Willen an der Küchentür abgegeben, ganz im Gegenteil. Das sind alles recht selbstbewusste Ladies, egal aus welchen Verhältnissen sie auch kommen.

Ja. All in all ein sehr persönliches Buch, und mir hat‘s definitiv gefallen.  Muss man mögen – ich fand’s cool!

Mehr über den Autor und sein bewegtes Leben, respektive sein weiteres Werk kann man auf der Autorenseite des Piperverlages nachlesen: Klick!

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