von Rebecca Serle

erschienen beim btb Verlag (12. April 2023)

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Ein Sommer an der italienischen Riviera – die Amalfi Küste 😊 – das musste ich lesen. Ich liebe diese Gegend. Und die Autorin anscheinend auch, denn das Feeling, die Atmosphäre der Gegend ist wunderbar eingefangen. Das muss ich jetzt als allererstes voranschicken: dieser Roman macht Lust auf Urlaub. Sommer, Sonne, Dolce Vita, gutes Essen, das zauberhafte Positano – ich könnte gerade meine Sachen packen und losfahren.

Jetzt aber zum Inhalt: die 30jährige Amerikanerin Katy ist in einer kompletten Sinnkrise. Ihre Mutter Carol, mit der sie ein unglaublich enges Verhältnis hatte, ist gestorben, und Katy stellt alles inklusive ihrer Ehe in Frage.

Carol und Katy hatten noch einen gemeinsamen Urlaub geplant: in Positano, dem Ort, in dem Carol als junges Mädchen einen wunderbaren Sommer verbracht hat. Und nun tritt Katy diese Reise alleine an, sozusagen um sich selbst zu finden und zu heilen. Plötzlich (und ich zitiere jetzt mal den Pressetext des Verlags): „Plötzlich steht die dreißigjährige Carol vor ihr – sonnengebräunt, lebenshungrig und quicklebendig. Im Laufe eines Sommers, der wie im Traum vergeht, muss Katy feststellen, dass sie nicht alles über ihre Mutter wusste …“. Es wird also magic.

Jaaaaa. Nu. Magic, und für mich etwas merkwürdig.

Also, ich habe mich generell ein wenig schwer mit dem Roman getan. Dreh- und Angelpunkt ist die Beziehung zwischen Katy und Carol, und für mich war diese Beziehung dermaßen eng und symbiotisch, mit einer für mich schon übergriffigen Mutter, ich fand es teils pathologisch, wie sehr Katy ihre Mama idealisiert hat. Peu a peu in homöopathischen Dosen schnallt Katy das im Laufe dieses Sommers auch selbst, aber ich saß beim Lesen oft nur noch kopfschüttelnd da. Mama und Tochter als das allerbeste Super-BFF-Dreamteam, das finde ich immer, sagen wir mal, schwierig. Das ist sowieso ein Ding, was einem neuerdings in vielen Soaps, Werbung und Serien begegnet, dieses Mama-Tochter-wir-sind-strahlend-beste Freundinnen, ich persönliche distanziere mich davon. Da ist immer irgendwas toxisch dabei, und ein wenig von dieser Toxizität erahnt auch Katy am Ende des Sommers. Obwohl das so plastisch nicht ausgesprochen wird.

Wie gesagt, für mich war das thematisch eher uncool, und das hätte ich so vom Cover und der Beschreibung her nicht erwartet.

Ansonsten erwartet den Leser hier eine locker geschriebene Sommernovelle. Viel positives Italienflair, wie schon eingangs gesagt, und eine Lovestory darf natürlich auch nicht fehlen. Hey, wir sind schließlich in Bella Italia.

Die Autorin versucht hier (denke und unterstelle ich jetzt mal) einen Spagat zwischen einem lockerem Urlaubsroman an einem zauberhaften Ort und ernstem Unterton: Selbstfindung, Verlust eines geliebten Menschen, Aufarbeitung der Kindheit, Betrachtungen über die Ehe, you name it. Und immer wieder Carol. Die Überfrau Carol, die alles konnte, alles wusste, die jeder liebte, die Übermama. Und ich muss sagen – mir war es zu viel. Zu viel Carol, zu viel Mama-Tochter-Symbiotik, zu wenig Katy. Katy, die Mama gefragt hat, ob sie wohl schon bereit für Kinder wäre, weil sie es selbst nicht wusste, als ihr Mann Eric dieses Thema aufgebracht hat. Nur als kleines Beispiel dafür, wie die Carol-Katy-Beziehung im Alltag so aussah.

Überhaupt Eric. Seit Jahren sind Katy und Eric zusammen, und alles, was Katy so über ihn erzählt, denkt man, hört sich nach einer harmonischen Beziehung an. Tja, denkste, Mama Carol war nicht unbedingt begeistert, dass sich ihre Tochter so jung schon gebunden hat, und somit ist immer ein kleiner Stachel der Unsicherheit in Katys Herz drin. Und mehr als einmal schreibt sie, dass sie sich nicht sicher ist, ob Eric der Richtige ist, denn sie haben ja noch keine richtige Krise miteinander durchlebt. Halleluja sag ich nur. Da ist eine Beziehung, die mal ohne Drama und Geschrei auskommt, und dann wird sie genau deshalb mehrfach hinterfragt. Was sagt das eigentlich über unsere Gesellschaft aus? Die gute alte Harmonie scheint völlig aus der Mode gekommen zu sein.

Ich weiß nicht, ob ich mit über 50 nicht zu alt für diesen Roman bin. Ich kann mit derlei Überfrauen wie Carol eine war nichts anfangen, und dann geht mir natürlich auch Sympathie für Katy ab.

Andererseits muss man natürlich sagen, der Schreibstil ist flott und flüssig, man kann ganz gut durch die Seiten fliegen.

Aber mich hat das Gesamtpaket nicht erreicht, sorry. Für mich leider nur 2,5 von 5 Sternen.

Trotzdem herzlichen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar.

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