von Dinah Jefferies

erschienen 2016 bei Penguin Randomhouse UK

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Vietnam, 1952: Nicole und Silvie sind Schwestern; die Mutter war Vietnamesin, der Vater ist Franzose und damit zur Besatzungsmacht gehörig. Das Leben für „mixed raced“ Personen ist schwierig; der Rassismus ist allgegenwärtig, und der Befreiungskampf der Vietnamesen im vollen Gang. Während Silvie mehr nach dem Vater schlägt, ist Nicole das Ebenbild ihrer verstorbenen Mutter, und sie sucht verzweifelt ihren Platz in der Gesellschaft.

Nachdem der Vater sich aus dem Familiengeschäft, dem Handel mit Seide zurückzieht, überträgt er Silvie die volle Verantwortung und macht sie zur Geschäftsführerin. Für Nicole bleibt nur ein kleiner leerstehender Seidenladen im vietnamesischem Viertel Hanois übrig. Wieder einmal fühlt sich Nicole überrollt, aber sie stürzt sich dennoch voller Elan in ihren neuen Shop und macht ihn zu einem Erfolg. In diesem Laden, in dieser Umgebung, kommt sie in Berührung mit der vietnamesischen Befreiungskriegern, und muss nicht nur erfahren, wie tief die korrupten Verstrickungen ihrer eigenen Familie in die kolonialen Strukturen des Landes sind, sondern muss sich auch entscheiden, auf welcher Seite sie künftig stehen will….. diese Entscheidung wird ihr nicht leichter gemacht durch die beiden Männer, die plötzlich in ihrem Leben stehen: da gibt es den attraktiven Amerikaner Mark, der Mann, von dem sie immer geträumt hat (und den auch ihre Schwester attraktiv findet), und auch Tran, einen jungen Vietnamesen, der auf der Seite der Rebellen kämpft und Nicole klarmacht, wo ihre Wurzeln liegen.

„The Silk Merchant`s Daughter ia a captivating tale of dark secrets, sisterly rivalry and love against the odds, enchantingly set in colonial Vietnam.“ Sagt der Klappentext, und das ist eine sehr gute Zusammenfassung in 2 Zeilen.  Dinah Jefferies hat einmal mehr die Atmosphäre im kolonialen Südostasien für mich perfekt eingefangen. Selbst in Malaysia geboren hat sie eine Affinität zu Südostasien und schafft es immer wieder, mich mit ihren Romanen komplett in das jeweilige Land, die jeweilige Zeit eintauchen zu lassen. Dieser Roman war wieder wie ein Spielfilm in Vietnam, ich hatte die tropische Hitze, das lärmende Hanoi, den Dschungel vor meinem geistigem Auge. Ich hatte bislang nicht viel Ahnung von der Geschichte Vietnams und Französisch Indochina generell, und habe ganz nebenbei ein wenig meine Geschichtskenntnisse verbessert; das war interessant. Zu Beginn des Romans gibt’s als Extra eine historische Überblickstafel und eine kleine geographische Karte von Indochina, sowas gefällt mir immer sehr gut.

Vielleicht noch als „Triggerwarnung“: dieser Roman spielt während des Indochinakriegs, der von 46-54 dauerte, und auch wenn das Titelbild eine Idylle am Fluss anzeigt, die Zeiten sind alles andere als idyllisch gewesen, und die Autorin beschreibt hier durchaus auch die üblen Wahrheiten eines Krieges für die Bevölkerung – ich fand es wie gesagt super interessant, ich hatte nicht viel Ahnung von den politischen Umständen, aber der Krieg nimmt mehr Raum ein im Roman als ich das vorher auf dem Schirm hatte.

So, und jetzt aber auch ein paar kleine Kritikpunkte. Ich schicke voraus, ich bin ein Fan der Autorin, seit „The Tea Planter’s Wife“ kaufe ich alle ihre Bücher immer unbesehen, das ist immer grosses Kino in für mich exotischem Setting mit tollen Frauenfiguren, die ihren Weg gehen, aber hier habe ich echt eine Weile gebraucht, um „reinzukommen“. Ich hatte den Eindruck, die ersten 60-80 Seiten der insgesamt knapp 400 hat die Autorin gebraucht, um sich warm zu schreiben. Es kam mir alles ein wenig abgehackt vor. Die Dialoge etwas hölzern, die Personen etwas unnahbar, und irgendwelche Sprünge  zwischen den Geschehnissen, das fühlte sich nicht wirklich kongruent an. Wäre das mein erstes Buch von Ms Jefferies gewesen, das hätte mich nicht gepackt. Aber ok, als geneigter Fan liest man weiter, und es hat sich auch definitiv gelohnt, ab einem gewissen Punkt war ich gefesselt und konnte das Buch auch nicht mehr weglegen. Also: Durchhalten ist angesagt 😉. Wobei ich natürlich nicht weiss, wie sich die deutsche Ausgabe liest😉.

Abgesehen davon: erneut ein toller historischer Roman, brilliant recherchiert, mit einer Liebesgeschichte zum Mitfiebern 😊!

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