von Katrine Engbert
Neuerscheinung 2020 aus dem Diogenesverlag
Der dritte Fall für das Kopenhagener Ermittlerduo Jeppe Korner und Anette Werner
In Kopenhagen geht ein Serienmörder um: jeden Tag wird eine ausgeblutete Leiche in einem öffentlichen Brunnen gefunden, und die Kripo steht unter Druck. Die Opfer stammen alle aus dem Gesundheitsdienst und haben in psychiatrischen Einrichtungen für Jugendliche gearbeitet. Klappentextauszug: „Bald schon stösst Korner auf eine düstere Einrichtung für hilfsbedürftige Jugendliche und auf Leute, die ihre eigene Vorstellung von Fürsorge haben.“. Somit ist das Setting gesetzt und im Laufe der Ermittlungen bekommt man auch als Leser tiefere Einblicke ins staatliche Gesundheitssystem und Pflegeeinrichtungen für – neudeutsch – mental health problems. Der Fall spielt in Dänemark, ich bin mir aber sicher, bei uns in Deutschland sieht es 1:1 genauso aus, was Betreuung und Heilung psychisch kranker Jugendlicher und junger Erwachsener angeht, also Achtung, bei aller Krimi-Spannung, hier könnte es Trigger für Leser geben, die evtl. selbst an Depressionen, Borderline u.ä. leiden. Die Autorin hat wie immer einen sehr gut recherchierten und hautnah geschriebenen Thriller abgeliefert, und die Beschreibung von den Leidenswegen junger Menschen mit psychischen Erkrankungen ist ergreifend.
Natürlich ist auch der Fall selbst spektakulär, und wir treffen hier auf jede Menge alte Bekannte aus den Vorgängerbänden: Esther de Laurenti, die pensionierte Professorin und enthusiastische Hobbyermittlerin ist wieder an Bord, Anette Werner ist mittlerweile Mama geworden und offiziell in Mutterschutz, inoffiziell kann sie aber die Füsse nicht stillhalten und ermittelt auf eigene Faust am Fall, und einen kleinen Chameo-Auftritt haben auch ein paar Charaktere aus dem letzten Fall, dem Blutmond. Das heisst für uns Leser: man kann den Fall zwar durchaus auch alleine lesen, ohne die Vorgänger zu kennen, man steigt auch ohne Vorkenntnisse direkt ein, aber es erhöht das Lesevergnügen, wenn man die Personen schon kennt.
Ich bin mittlerweile erklärter Fan der Reihe, Engbert schreibt brilliant, sehr flüssig, hat Wortwitz und die Gabe, wirklich Kopenhagen vor meinem inneren Auge erstehen zu lassen, ich war noch nie da, aber ich habs auf meiner „Bucket-List“ ganz oben.
Fazit: absolute Empfehlung für Krimi & Thriller-Fans. Und weil’s hier ja auch immer unterschiedliche Vorlieben gibt: Engbert-Thriller sind spannend, die Morde durchaus brutal, aber nicht dermassen detailliert geschildert, dass es ins blutrünstige abdriftet. Intelligent konstruierte Plots mit authentischen Settings, aber ohne Splatter. Volle Punktzahl von mir!