von Oyinkan Braithwaite
erschienen 2021 beim Aufbauverlag
Klappentext: Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind und unglaublich schön – doch leider hat sie die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen. Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig, hinter Ayoola aufzuräumen. Doch wie weit würde sie für ihre Schwester gehen?
„Meine Schwester, die Serienmörderin“ hat die Leserinnen und Leser von England über Deutschland bis nach Nigeria begeistert. Der Roman war nominiert für den Booker Prize und wurde als bester Thriller bei den British Book Awards ausgezeichnet. Diese Geschichte ist anders: so beiläufig feministisch wie abgründig-humorvoll, „fiebrig heiß“ und verdammt cool zugleich.
Um das Buch bin ich ja lange herumgelaufen. Mich hat schon das Original „My Sister the Serial Killer“ im Vorjahr gereizt (das hatte übrigens haargenau dasselbe Cover), aber ich dachte immer, das klingt zu gut, wahrscheinlich ist es das dann doch nicht. Und jetzt ist es das Oktober-Buch in meinem online Lesekreis auf Instagram, den @maedelsdielesen, und ich dachte, das ist ein Zeichen 😉.
Also, ich habe begonnen zu lesen – und habe das Buch dann mehr oder weniger in einem Rutsch durchgesuchtet. Das war schlicht genial! Rasant, voll bösem schwarzen Humor, feministischer Ironie, einfach WOW!.
Der Kurzinhalt ist in dem ersten Satz im Klappentext ja schon zusammen gefasst, ich mach es ein bisschen ausführlicher: Korede, die ältere der beiden Schwestern, schreibt vom Leben mit ihrer Schwester Ayoola. Korede ist gross, im wahrsten Sinne des Wortes mit 1,80 Metern, tüchtig, organisiert, schlau. Nur leider nicht unbedingt die beliebteste Frau der Gegend, dazu ist sie zu ehrlich und manchmal schroff. Ayoola, die Kleine, ist das genaue Gegenteil – süss, schön, kurvig, beliebt (ich hatte immer eine nigerianische Version einer Cheerleaderin vor Augen), jeder Mann steht auf sie, Instagram liebt sie, und so ist Ayoola gewohnt, dass man ihr die Rosinen des Lebens ausbreitet. Leider hat Ayoola aber auch die Angewohnheit, ihre Liebhaber umzubringen. Wer ihr blöd kommt, wird abgemurkst. Selbstverständlich nie im Vorsatz. Aber passiert halt. Und dann ruft sie Korede an, ihre ältere Schwester, die ihr zu Hilfe eilt. Als Krankenschwester hat sie auch Zugriff zu allem, was man zu einer guten Tatortreinigung so braucht, und dann wird natürlich noch die Leiche entsorgt. Der Roman beginnt damit, dass wir mit Korede an einen der Tatorte eilen und ihr dabei zuschauen, wie sie aufräumt. Und zwar sowohl das blutige Apartment als auch das Leben ihrer Schwester. Und ich habe schon auf den ersten Seiten gegrinst, weil die Beschreibung einfach so bildhaft, lakonisch und ironisch ist. Ich bin immer wieder auch an so Kleinigkeiten lachend hängengeblieben, wenn Korede darüber nachdenkt, wie sie am besten die letzten Blutspuren aus ihrem Kofferraum entfernen kann, obwohl, hey, das ist eh völlig übertriebenes Nachdenken, denn wahrscheinlich gibt es im Fall der Fälle in ganz Lagos sowieso kein forensisches Labor, das Blutreste sichtbar machen kann – modern CSI meets Entwicklungsland. Korede ist Pragmatikerin 😉.
Anstrengend wird das Ganze für Korede, als Ayoola in ihrem Krankenhaus auftaucht. Erst nur als Besucherin, doch dann bandelt sie mit dem Arzt Tade an, auf den eigentlich Korede ein Auge geworfen hat….es wird spannend!
Die Kapitel sind sehr kurz, und aus Koredes ich-Perspektive geschrieben. Es gibt viele Dialoge, das macht das Ganze natürlich kurzweilig, und es passiert immer etwas.
Ich habe sehr viele negative Rezis zu diesem Buch gelesen, ich denke das polarisiert per se ob des Plots – natürlich ist es nicht moralisch, wenn eine junge Frau mehr oder weniger aus heiterem Himmel ihre Männer absticht und hinterher irgendwie keine Reue zeigt. Das war ein Punkt, den fand ich tatsächlich sehr lange auch etwas schräg. Aber je mehr man liest, desto mehr Tiefe gewinnen alle Figuren. Wir sind in Nigeria, einem Land, in dem immer noch die Männer extrem dominieren und das wir echt nicht mit unserer westlichen Gesellschaft vergleichen können. Ayoola ist nicht nur das niedliche Dummchen, sondern ein Mädel, das von ihrem Vater als Teenie so eben mal einem Clanchef ausgeliehen wurde, der ein Auge auf die geworfen hatte (Spoiler: Korede wusste das im letzten Augenblick zu verhindern), und trotz allem Sarkasmus, aller Ironie, allem Witz konnte ich hinter den Klischees mehr erkennen. Und das war für mich auch die feministische Stimme. Egal wo auf der Welt: Frauen lassen sich nicht mehr unterdrücken 😉. Das interpretiere ich da jetzt mal rein.
Und jetzt bin ich gespannt auf die Diskussionen im Buchclub. Ich jedenfalls kann das Buch unbedingt weiterempfehlen!