von Stephan R. Meier
erschienen 2024 im Gmeinerverlag
Klappentext: „Triora, die weltberühmte Hauptstadt der Hexen. Commissario Gallo wird in das idyllische Hinterland der lebhaften Küstenstadt Sanremo gerufen. In einer Schlucht in den malerischen Hügeln über der Riviera dei Fiori ist eine Leiche gefunden worden. Safranplantagen, Olivenhaine und Kräuterpfade säumen den Tatort. Gallo erkennt bald, dass es eine Verbindung zwischen dem Toten und einer vermissten Naturforscherin gibt. Hatte sie gehofft, die alten Geheimnisse der unzähligen Kräuter, Gewürze und Heilpflanzen von Triora zu entdecken, für die im 16. Jahrhundert mehr als 200 Frauen der Hexerei angeklagt wurden?“
Dies hier ist der zweite Teil einer neuen Serie um den Ermittler Commissario Tomas Gallo, ursprünglich hochwohlgeboren als Tommaso Galimberti della Casa, aber mittlerweile sehr zufrieden ohne jegliche Titel und als Verantwortlicher für das Kommissariat der Polizia di Stato in Sanremo, Ligurien. Man kann aber auch ohne Vorkenntnisse hier einsteigen; alles Relevante aus Teil 1 wird dem Leser noch einmal kurz nebenbei erzählt.
Der Fall: Auf einer Wildschweinjagd im Hinterland der Riviera wird einer der Jäger erschossen. 7 Männer gingen auf die Jagd, einer wird als Leiche in einer Schlucht geborgen, und ein weiterer wird vermisst…..Commissario Gallo und sein Team werden frühmorgens zum Tatort gerufen, und gleich eilt auch die Zeit, denn im nahe gelegenem Dörfchen Triora soll abends DAS Event des Jahres stattfinden: zu Halloween findet hier alljährlich ein Hexenspektakel statt, das die Massen anzieht. 400 Jahre zuvor erlangte Triora traurige Berühmtheit ob seiner Hexenprozesse, und einmal im Jahr wird den damaligen Frauen gedacht. Schafft es Gallo mit seinen Leuten, in so kurzer Zeit einen Mord zu klären?
Bald schon zeigt sich, das auch eine Naturforscherin in Triora vermisst wird, und es scheint eine Verbindung zwischen den historischen Prozessen und dem aktuellem Mord zu geben….
In einem zweiten Erzählstrang begleiten wir die in ihrer Karriere abgesägte junge Wissenschaftlerin Dottoressa Lena Dallobosco, die sich wie in einem Wahn mehr und mehr in eine mentale Verbindung zu einer der damalig angeklagten „Hexen“, Franchetta Borrelli, hineinsteigert und die auf ihrer ganz eigenen Recherche und Rachespur unterwegs ist. Peu a peu nähern sich diese beiden Erzählstränge aber an, und ein Showdown ist unausweichlich….
Mein Leseeindruck: ich bin tatsächlich etwas zwiegespalten. Die Idee und der Plot sind originell und spannend. Mich hat die Verbindung zwischen den historischen Hexenprozessen und dem Festival im hier und jetzt fasziniert, ich fand die Beschreibung der einzigartigen Landschaft und des idyllischen Örtchens toll, ich fand die Ausgangslage echt cool. Der Commissario ist ein interessanter Typ, gut angelegter Hauptdarsteller; und mit ein paar fähigen Ladies in seinem Team und einem autistischen, inselbegabtem Vice sind auch die Nebendarsteller interessant besetzt. Auch Lena, die immer mehr in eine eigene Welt abdriftet und deren mentale Gesundheit mehr und mehr schwindet war faszinierend. Von daher: sehr gute Idee. Und jetzt kommt mein „aber“, denn ich hatte meine Probleme mit dem Erzählstil. Ich kann das gar nicht so recht in Worte fassen und beschreiben, aber ich hab mir bei den Dialogen z. Bsp. immer wieder gedacht, hey, so redet doch kein Mensch?! Oftmals recht gestelzt, oftmals sehr lang beschreibend; das war für mich nicht mehr so recht wörtliche Rede. Und dann waren ein paar mal Wechsel in den Zeiten vom Präsenz in die Vergangenheit, die ich nicht so recht nachvollzogen hatte, und was sich für mich einfach holprig anhörte.
Ich fand es auch ein wenig schräg, dass tatsächlich die komplette Handlung an einem einzigen Tag stattfand. Die Leiche wurde im Morgengrauen gemeldet, und bis zum späten Abend war ein eigentlich recht vielschichtiger Fall gelöst. Schön für den Commissario und den Autor, aber ich hatte das Gefühl, teils wird durchs Geschehen gerast und einiges an den Ermittlungen wurde passend gemacht. Okay, dichterische Freiheit, aber irgendwie doch schon etwas arg unwahrscheinlich. Der Fall war nämlich wirklich vielschichtig, und hätte im Normalfall seine Ermittler um einiges länger in Atem gehalten. Mein Eindruck war, das Buch muss fertig werden, und dann wurden ein paar Ermittlungen gekürzt und der Fall zum Abschluss gebracht.
Nun ja, sei es drum. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich jetzt für ein Fazit ziehen soll. Der Krimi war gut, aber als Gesamtpaket hatte das hier seine kleinen Störfaktoren für mich. Ich kam nicht wirklich in einen Lesefluss hinein, und war einfach nicht „gecatched“.
Ich verteile 3,5 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!