von Natasha Solomons

 

Packende Saga einer jüdischen Bankiersfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Familie Goldbaum hat ihren sagenhaften Reichtum den Bankgeschäften zu verdanken: in jeder europäischen Börsenstadt regiert ein Zweig der Goldbaums über Geld und Finanzierung der Politik.

Und man bleibt innerhalb der grossen Familie: „ Die Goldbaum-Männer waren Bankiers, während die Goldbaum-Frauen Goldbaum-Männer heirateten und Goldbaum-Kinder zur Welt brachten“.

Im Mittelpunkt dieses über 600 Seiten dicken Romans steht die Lebensgeschichte von Greta Goldbaum aus dem Wiener Haus, die nach England geschickt wird, um dort mit Vetter Albert die Dynastie weiter zuführen. Greta nun ist aber eine eher moderne und rebellische junge Frau, die ihren eigenen Kopf hat, und nicht wirklich von dem Gedanken erfreut ist, den spröden und unbekannten Cousin zu ehelichen. Doch auch sie kann den gesellschaftlichen und familiären Konventionen nicht entrinnen, und auch wenn sie wider Erwarten ein privates Glück findet, so stösst sie immer wieder an die Grenzen ihres Korsetts – dem ihrer Kleidung genau wie dem des Alltags.

Immer mehr ziehen auch die Wolken des ersten Weltkrieges auf, und die Goldbaums als Finanziers Europas sind tief verstrickt in die tagespolitischen Geschehenisse….

Was sich in der kurzen Zusammenfassung vielleicht spröde anhört, ist eine Geschichte voller Emotionen und Leidenschaften, und voller Menschen, die trotz aller Hindernisse diese auch leben wollen. Und sich immer wieder zwischen Vernunft, Konventionen und Emotionen entscheiden müssen.

Für mich war dieses Buch ein absolutes Lesehighlight. Ich war von Anfang an im Sog der Geschichte gefangen, der Schreibstil ist flüssig, die Personen lebensnah gezeichnet. Vor allem mit Greta fiebert man natürlich mit, aber auch all die anderen Protagonisten sind detailliert und liebevoll dargestellt. Und auch wenn man Greta (und anderen Frauen!) manchmal zurufen möchte, sie sollen sich doch mal wirklich durchsetzen, so sind ihre Entscheidungen schlussendlich doch nachvollziehbar im Rahmen ihrer Zeit. 1910 hatten die Frauen noch kein Wahlrecht, kein eigenes Geld, keine eigenen Rechte, und selbst das Recht auf Hosen wollte erkämpft sein.

Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert, und die historischen Fakten sind spannend in die Geschichte der Familie verwoben. Sehr faszinierend auch das Hintergrundwissen zum internationalem Geldgeschäft zu Beginnn des letzten Jahrhunderts, als auch die Fakten zum Entstehen des Krieges.

Ein grosser Teil des Buches widmet sich übrigens auch der Gartenbaukunst – das Faible der Lady Goldbaum, Gretas Schwiegermama, und auch Gretas Passion – und das ist zwar nicht meine persönliche Leidenschaft, aber tatsächlich habe ich ganz nebenbei einiges zu Botanik, Gartenanlagen und Schmetterlingen gelernt.

Fazit: Ein grosser Roman, wunderbar geschrieben, unbedingt empfehlenswert!!

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