von Andreas Storm

erscheint 08/2022 bei KiWi-Paperback

Link zum Buch

Im Jahr 1914 sollen sich die Künstler Braque, Derain und Picasso und ein letztes Mal zum Malen in ihrer südfranzösischen Sommerresidenz getroffen haben – danach werden die beiden Franzosen in den 1. Weltkrieg einbezogen, und der Spanier Picasso zieht allein seiner Wege. Seine Eindrücke vom Abschied der Freunde am Bahnhof Avignon hält Picasso in einer Skizze fest, baut aber nie ein Gemälde darauf auf.

Jahre später taucht ein kubistisches Gemälde auf, das diesen Abschied der Künstler voneinander beschreibt – und es soll einen spektakulären Weg nehmen. Über die Sammlung eines bedeutenden jüdischen Mäzens, der während der NS Zeit enteignet wurde, soll das Gemälde während des 2. Weltkrieges im besetzten Paris auftauchen und der Verbrennung entarteter Kunst entgehen – und Jahrzehnte später in Privatbesitz wieder auftauchen…..

2016 nun sind wir bei Lennard Lomberg, Kunsthistoriker aus London und Bonn. Ein dubioser Anrufer braucht Expertise bei einem Gemälde, bei dem klar ist, die Provenienz scheint mindestens dubios. Und aus irgendeinem Grund scheint das Bild mit Lombergs Familiengeschichte in Zusammenhang zu stehen. Der Anrufer wird ermordet, und Lomberg beginnt zu recherchieren. Peu à peu entfaltet sich eine faszinierende Geschichte rund um das Bild, aber auch rund um Lombergs Familie, und die jüngere Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Hier wird auf 3 zeitlichen Ebenen abwechselnd erzählt, der Autor holt hier teils richtig weit aus – aber erzählt auch richtig spannend!

Wie gesagt, die eine Ebene ist 2016 angesiedelt, hier sind wir bei Lennard, der seine Ermittlungen anstellt, und dabei tatkräftig von seiner Tochter Julie und seinem Freund Peter unterstützt wird. Dann sind wir 1943 in Paris, und zwar bei Lennards Vater, der seinerzeit in der Verwaltung eingesetzt war. Bereich Kunst. Spezieller: Bereich Beutekunst. Es muss ja Ordnung herrschen, und Lomberg Senior hatte die undankbare Aufgabe, dieselbe zu katalogisieren – und gerät unschuldig in üble und traumatische Komplotte….

Die dritte Ebene spielt 1966 in der noch jungen Republik, in der die Ent-Nazifizierung bekanntermassen irgendwann aus pragmatischen Gründen ihr Ende gefunden hat, und Lomberg Senior feststellen muss, dass alte Nazi-Grössen immer noch auf guten Posten sitzen. Aber irgendwann ist die Zeit der Rache gekommen…..und immer wieder sind wir bei einem Gemälde, dass auf den Bahnhof in Avignon hindeutet…..

Also, der Autor hat hier echt viel Stoff in seinen Roman gepackt, aber einen wirklich rasanten Krimi fabriziert. Richtig gut gemacht, intelligent geplottet, und mit viel Sachverstand geschrieben. Hier erfährt man eine Menge in Bezug auf Beutekunst, aber auch in Bezug auf Geschichte. Fakt und Fiktion werden geschickt miteinander verwoben. Fand ich klasse gemacht. Kunstgeschichte und Nachkriegsgeschichte – der Autor kennt sich aus, da war Sachverstand dahinter. Mein eigenes Kunstgeschichtsstudium liegt schon eine Weile zurück, und ich fand es toll, einen Krimi mit kunsthistorischem Hintergrund zu lesen.

Ein paar Kleinigkeiten fand ich nicht so toll, ich hab nämlich eine ganze Weile gebraucht, um mit Lennard warm zu werden. Der war für mich lange Zeit Typ reicher Schnösel, weitab vom realen Leben. Genau wie sein schwerreicher Freund Peter, mit dem Privatjet inklusive. Aber ich muss sagen, es gab durchaus Entwicklungen hinzu mehr Sympathiepunkten. Vielleicht hat sich der Autor warmschreiben müssen. Die Story war von Anfang an super gemacht, die Charaktere haben sich echt Zeit gelassen, sich zu entwickeln.

Abgesehen davon: ich verteile 4,5 von 5 Sternen, und werde definitiv auch die nächsten Bände lesen; Teil 2 steht ja schon in den Startlöchern 😉. Wer einen guten Krimi mit kunsthistorischem Hintergrund sucht, sollte hier zugreifen!

Vielen Dank an Netgalley.de für das Rezensionsexemplar!!

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Die Produktbeschreibung des Verlags fand ich hierzu mal richtig gut gemacht, und kopiere sie daher in meinen Blog (aus amazon.de entnommen):

»Das neunte Gemälde« – rasante Zeitreise in die Abgründe der jüngeren europäischen Geschichte und packender Krimi“

Lennard Lomberg, charismatischer Kunstexperte aus Bonn, wird zum Ermittler in eigener Sache.

In seinem ersten Fall geht es um ein verschollenes Gemälde mit einer besonderen und vor allem blutigen Vergangenheit, das auf dramatische Art und Weise nicht nur mit Lombergs eigener Familiengeschichte, sondern auch mit der Geschichte der BRD verknüpft ist.

Drei Zeitebenen, eine feine Kenntnis der Historie und ein spannender Kriminalfall verbinden sich in Das neunte Gemälde zu einem mitreißenden Leseerlebnis, das nach und nach sein ganzes Panorama entfaltet!

Die drei Zeitebenen

2016 – Bonn

Lennard Lomberg, ein gefragter Kunstexperte, erhält einen mysteriösen Anruf. Ein Mann drängt ihn, die Rückgabe eines verschollenen Gemäldes zu organisieren. Kurz darauf ist der Mann tot. Lomberg beginnt in eigener Sache zu ermitteln…

1943 – Paris unter deutscher Besatzung

Ein Sprung zurück in der Zeit: Paris unter den Nazis. Intrigen und Spionage innerhalb des Besatzungs-Apparates, wertvolle Kunstwerke, eine folgenschwere Übergabe – und Ernst Lomberg, Lennard Lombergs Vater, mittendrin.

1966 – Rheingau

Die Kriegsfolgen und das Wirtschaftswunder bringen einen ehemaligen Soldaten unerwartet in den Dunstkreis von einem der Männer, die an der folgenschweren Übergabe damals in Paris beteiligt waren. Wie sind hier die Verbindungen und wie hängt schlussendlich alles zusammen?

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