von Rene Anour

 

Neuerscheinung 2019 aus dem Rowohltverlag

Wien, 1787. Alfred Wagener, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, ist ein talentierter und intelligenter Medizinstudent. Um sich sein Studium zu finanzieren, bekommt er die Gelegenheit, der Komtesse Helene auf Schloss Weydrich, Erbin eines bedeutenden Adelsgeschlechtes, Unterricht zu erteilen. Alfred ist überzeugter Gegner der Standesordnung, und anfangs wenig begeistert, überhaupt mit dem Adel in Kontakt zu treten. Helene allerdings ist das Gegenteil von dem, was er erwartet hat: alleine und fernab vom Hof Schönbrunn mit ihrem liebevollem Vater aufgewachsen, überzeugt sie nicht nur durch Schönheit, sondern auch durch Intelligenz und Warmherzigkeit. Und so entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen Alfred und Helene, die eigentlich gar nicht sein darf….

Der Titel des Buches, „Im Schatten des Turms“ weist auf einen weiteren Erzählstrang hin: Der Turm, das ist der Wiener Narrenturm, die erste psychiatrische Heilanstalt der Welt, zur damaligen Zeit die modernste medizinische Institution schlechthin, gegründet auf Geheiss des Kaisers. Hier wurden die „Irren“, erforscht und behandelt, und Alfred ist fasziniert von diesem neuen Zweig der Medizin. Fasziniert, aber auch schockiert, als er feststellt, wie mit den Patienten teilweise umgegangen wird, denn die Zustände sind erbarmungswürdig.

In der Nähe des Narrenturmes nun treffen sich Helene und Alfred, und im Schatten dieses Turms wird auch Alfred entführt und gegen seinen Willen als Soldat in den Krieg gegen die Türken verschickt. Die Zukunft mit Helene scheint plötzlich nur noch ein ferner Traum zu sein.

Mehr will ich zum Inhalt auch gar nicht sagen, es wird Zeit, meine Begeisterung zum Ausdruck zu bringen: Denn dieses Buch hat mich echt begeistert. Knappe 650 Seiten, prall gefüllt mit Spannung, Abenteuern, Liebe, Verschwörung, Spionage im grossen Stil, Politik und Herzschmerz. Dieser historische Roman hat alles was ein gutes Buch braucht: Protagonisten zum Mitfiebern, ganz grosse Gefühle, und ganz viele permanente Spannungsbögen. Flüssig geschrieben, und mit fundiertem historischem Hintergrund.

Und immer wieder sind wir auch im Narrenturm, und bekommen einen interessanten Einblick in die frühen Arten der Behandlung von mentalen Krankheiten, die vor 230 Jahren noch nichtmals einen Namen hatten. Mich hat das Buch von der ersten Seite an mitgerissen und überzeugt, und auch wenn ein paar kurze Worte diesem dicken Schmöker nicht gerecht werden, ich hoffe, mein Enthusiasmus kommt rüber. Grosses Kino! Definitive Leseempfehlung

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