von Christopher Huang

erscheint am 27.1.26 bei Inkshares

Link zum Buch

Dies ist der zweite Teil der Reihe um den ehemaligen Lieutenant der Britischen Army, Eric Peterkin, der unfreiwillig in Mordermittlungen involviert wird. Den ersten Teil habe ich nicht gelesen (wird nachgeholt 🙂 ! ), und kann daher sagen: macht nichts, man kann als Leser auch wunderbar hiermit einsteigen. Es gibt ein paar Verweise auf den ersten Fall, aber das hier ist komplett neu und kann unabhängig vom ersten Teil gelesen werden.

Wir sind im Jahre 1925. Eric Peterkin ist seit kurzem Sekretär im altehrwürdigem Gentlemans Club Britannia, der ehemaligen und natürlichen aktuellen britischen Soldaten vorbehalten ist. Der erste Weltkrieg ist seit 7 Jahren vorbei, wirft aber immer noch seine Schatten. Viele der Club-Mitglieder – viele der Männer auf der Straße! – sind körperlich gezeichnet, oder durch den „Shell Shock“ schwerst traumatisiert. Und hier komme ich auch direkt auf einen Aspekts der Geschichte, der mir gut gefallen hat; Huang thematisiert das PTSD, unter dem die Männer litten, und bringt dies immer wieder auch in die Handlung ein. Auch Peterkin erleidet seine Flashbacks, und wir als Leser leiden mit. Fand ich sehr spannend und interessant; auch, wie die Gesellschaft damals mit diesem neuen Phänomen umgegangen ist.

Aber zurück zum Inhalt; natürlich haben wir einen Mord. Relativ zu Beginn wird der neue Interimspräsident der Britannia, Colonel Hadrian Russel, erschossen und aus dem Fenster des Clubs geworfen. Der Colonel war die allseits beliebte Respektsperson des Clubs, hat er doch vieles finanziert und gleich alle seine 4 Söhne im Krieg verloren.

Natürlich ist das ein Fall für Scotland Yard; und Peterkin hat erst weder Zeit noch Lust, sich einzumischen, doch als die offiziellen Ermittlungen stocken, übernimmt Peterkin gemeinsam mit seinem besten Freund Avery Ferrett und seiner Schwester Penny den Fall, und es wird spannend. Verdächtige gibt es nämlich mehr als genug: die 4 Witwen der Russelsöhne sind auf den ersten Blick reizende Damen, die von ihrem Schwiegervater wie Töchter behandelt werden, aber ist die Familie wirklich so reizend? Und kaum dass Eric ein wenig in den Dingen gräbt, ist er bis zu den Knien in alten Spionagegeschichten verwickelt, die bis weit in die Kriegszeiten zurückreichen.

Mein Leseeindruck: Das war richtig gut! Super cool geplottet. Anfangs dachte ich, okay, irgendwie ein klassischer „whodunnit“, nicht schlecht, aber die Story hat echt an Fahr aufgenommen. Hier ist wirklich nichts so, wie es am Anfang erscheint. Wir jagen mit Eric, Avery und Penny durch das Geschehen, und sobald man meint, man hätte hier etwas durchschaut, stellt es sich als falsche Fährte heraus. Wem kann Eric hier noch trauen?

Geniale Cast an Protagonisten übrigens. Für mich ist hier das historische London, eine Gesellschaft im Umbruch, live auferstanden. Das Empire in den letzten Zügen, und die neue Gesellschaft und der aufkommende Feminismus auf der anderen Seite. Und mit Eric und Penny gleich zwei Hauptdarsteller, die dies verkörpern: der Vater Engländer, die Mutter Chinesin – die beiden haben mit Rassismus im Alltag zu kämpfen, und das in einer Gesellschaft, die noch asiatische Kolonien hat.

Dann haben wir den Scotland Yard Inspector Benedict Crane, noch relativ jung, aber gerade nach 10jährigem Aufenthalt aus Hong Kong zurück nach London gekehrt. Auch ihm traut man mit seinen China-Auftreten nicht zu viel zu – sein wunder Punkt, wie Eric bald merkt.

Und als an einem Punkt die Ermittlungen sich auf eine Seance ausweiten, musste ich innerlich grinsen; ich glaube, Spiritismus war damals ziemlich en vogue 🙂 Auf jeden Fall haben wir da noch Madame Davidova, die zur Zeugenbefragung doch gleich das verstorbene Mordopfer selbst aufrufen möchte (warum nicht – auch eine Möglichkeit 🙂 ), und nicht nur Avery entpuppt sich als Okkultist….. ich glaub, der Autor hat den Zeitgeist hier ziemlich gut getroffen.

Auf jeden Fall, die Geschichte ist rasant und das Spannungslevel jederzeit hoch!

Stilistisch ist das Ganze eher ein wenig sophisticated. Ich bin ja keine englische Muttersprachlerin, und daher fällt mir das durchaus auf, wenn ich Romane lese, die ein etwas höheres sprachliches Niveau als der Mainstream haben. Einerseits liest sich der Roman gut weg, andererseits musste ich seit längerem mal wieder ein paar Worte nachschlagen. Ist nicht schlimm, keinesfalls, aber ich wollte es anmerken. Auch die Gespräche, sprich die wörtliche Rede, ist ein wenig sprachlich elaborierter als in den meisten sonstigen Romanen und Krimis, die ich so lese. Was aber zur stimmigen Atmosphäre beiträgt, also: alles gut!

Alles in allem: brillanter Krimi mit vielen Twists, der mich blendend unterhalten hat! Von mir gibt es volle Punktzahl, und ich bin gespannt auf die nächsten Bücher des Autors.

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

______________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________________

Über den Autor / entnommen: Amazon.de:

Christopher Huang was born in Singapore, where he lived out the first seventeen years of his life. He moved to Canada in the expectation of cooler weather, returning to Singapore the following year to serve his two years of National Service in the Singapore Army. He studied architecture at McGill University and lived in Montreal for the several years. He has since moved on to Calgary despite never having found a proper jar of real Bovril in that fine city even once.

He enjoys comparing computer games to forms of breakfast.

Vielleicht gefällt dir auch das: