von Ines Calic
erschienen bei Rowohlt Taschenbuch; 1. Edition (15. April 2025)

Klappentext „Iva Markulins erster Fall im paradiesischen Istrien. Spannung, Land, Leute und Kulinarik fließen in diesem Auftaktband perfekt ineinander.
Iva Markulin, Staatsanwältin in Zagreb, hängt ihren Job an den Nagel, als ihr Mann bei einem Attentat ums Leben kommt. Mit ihrem kleinen Sohn Matteo zieht sie zu ihrem Großvater, der auf dem Familiengut Terra Rossa in Istrien Olivenöl produziert. Sie genießt es, wieder in der Heimat zu sein, umgeben von malerischen Städten, Stränden mit türkisem Wasser und köstlichem Essen.
Doch sie gönnt sich keine Ruhe und ruft eine Sonderkommission ins Leben, als deren Leiterin sie die Mörder ihres Mannes ausfindig machen will. Als erfolgreiche «Mafiajägerin» ist sie keine Unbekannte und macht schnell Bekanntschaft mit einflussreichen Personen. Sie erfährt von der bratstvo – einer Bruderschaft, die die schützende Hand über jedes ihrer Mitglieder hält, egal, wie tief diese in Korruption und Betrug stecken. Doch Iva lässt sich nicht einschüchtern und gräbt tief. Als sie bedroht wird, ist sie sicher, dass sie auf der richtigen Spur ist. Sie setzt alles daran, den Fall zu lösen – Iva will Gerechtigkeit, keine Rache.“
Der Klappentext fasst das Buch eigentlich gut zusammen: paradiesisches Istrien, Spannung, Land und Leute. Ein lokaler cozy crime ist das hier trotzdem nicht, obwohl für mich das Cover das hat vermuten lassen. Ist einfach so idyllisch am Hafen von Pula. Dies hier ist tatsächlich eher eine knallharte Mafiageschichte, und zwar echt knackiger, als ich dachte.
Also, kurz noch mal ein paar Worte zum Inhalt, Titelheldin ist die Staatsanwältin Iva Markulin aus Zagreb, jung, blond, hübsch, deren Mann Igor gleich auf den ersten paar Seiten durch eine Autobombe vor ihren Augen ums Leben kommt. Igor war Kommissar in der Hafenstadt Pula, und Iva entscheidet sich den Mord an ihm selbst aufzuklären. Durch ein paar Telefonate mit einflussreichen Freunden lässt sie sich als Chefin einer Sonderermittlungstruppe in der lokalen Polizei einsetzen und ist seitdem als Commissaria dort unterwegs (kleine Anmerkung, das hat mich etwas verwundert – ist man nicht entweder Staatsanwalt oder Kommissar? Egal. Iva ist beides in Personalunion). Sie wohnt dort gemeinsam mit Sohn Matteo in der Nähe auf dem Olivengut der Familie – Terra Rossa; die alte Heimat; das Gut, das von ihrem Großvater Nikola, einem alten Patrioten und Weggefährten Titos geleitet wird. Nikola findet Ivas Idee, die Mordermittlungen zu leiten, nicht wirklich gut; er hat zu viel an Korruption und mafiösen Strukturen gesehen, und will seine Enkelin nicht im Fadenkreuz des Verbrechens sehen.
Ja, und genau das passiert: je weiter Ivas Ermittlungen fortschreiten, desto tiefer wird sie in den Sumpf hineingezogen, und entgeht mehrmals nur knapp tödlichen Anschlägen……
Okay, mehr zu verraten wäre spoilern.
Mein Leseeindruck: wow, das war echt spannend und tough. Viel Action. Für mich eine sehr glaubwürdige Darstellung des organisierten Verbrechens, von politischer und medialer Korruption, die bis ins kleinste Rädchen herunterreicht. Aber auch immer wieder Lichtblicke in Form von Menschen, die sich eben nicht korrumpieren lassen, und die versuchen, noch etwas Menschlichkeit zu bewahren und für sich eine Lösung aus schier ausweglosen Situationen zu finden.
Tolles Setting im mediterranem Istrien, spannende Story.
Aber jetzt auch meine kleinen Negativpunkte: ich fand die Hauptakteurin anstrengend und teils nicht wirklich überzeugend in ihrem Charakter. Ich meine, für die Story, für den Plot, hat das gepasst, aber welche Ehefrau will die Mordermittlungen an ihrem eigenem Mann leiten und bekommt den Job auch noch? Wie war das noch mal mit persönlicher Befangenheit? Und ja, sie ist eine schlaue knallharte Ermittlerin, aber privat verka****t sie es sich ständig mit allen Leuten. Ich fand sie nicht wirklich sympathisch, und ich brauche eigentlich immer einen Held / eine Heldin zum mitfiebern.
Und so furchtlos und brillant, wie sie als Kommissarin ist, so wenig checkt es Iva, wenn sie im Privaten die Leute völlig fehl einschätzt. Ja, ich hab mit der Figur der Iva ein wenig gehadert. Vielleicht war das aber auch von der Autorin so geplant und Iva soll polarisieren. Wer weiß.
Insgesamt aber ein echt guter Thriller, flüssig geschrieben, es werden oftmals kroatische Worte in kursiv eingeworfen, man bekommt als Leser ganz nebenbei ein wenig Land, Leute und Kultur nahegebracht, und ich hab das Buch in ein paar Tagen durchgelesen gehabt. Spannungsmässig top! Könnte ich mir auch sehr gut als Spielfilm vorstellen; oder als Serie 🙂 – es sollen ja noch weitere Fälle folgen.
Okay, und jetzt spoilere ich doch etwas: die Gerechtigkeit siegt immer. Wenn auch anders als erwartet 🙂
Herzlichen Dank an den Gmeinerverlag für das Rezensionsexemplar!