von Julia Schoch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 3. Edition (9. Januar 2025)

Klappentext: „Lebenslinien – Liebeslinien – Liebesmuster
Eine Frau wird von einer Fremden angesprochen, die behauptet, sie hätten beide denselben Vater. Die überraschende Begegnung bleibt flüchtig, löst in ihr aber eine Welle von Emotionen aus. Fragen drängen sich auf, über Ehe und Mutterschaft, über Adoption und andere Familiengeheimnisse, über Wahrheit überhaupt. In ›Das Vorkommnis‹ erzählt Julia Schoch – eine der eindrücklichsten Stimmen autofiktionalen Erzählens in der deutschen Literatur – von einem Leben, das urplötzlich eine andere Richtung bekommt. Fesselnd und klarsichtig, so zieht sie hinein in den Strudel der ungeheuerlichen Dinge, die gleichzeitig auch alltäglich sind. Ein Roman von großer literarischer Tiefe und Schönheit, im Werk von Julia Schoch ein neuer Höhepunkt.“
Dieses Buch ist gerade die Monatslektüre in meinem Instagram-Lesekreis und daher habe ich es mir angeschafft. Insgesamt ist das eine Trilogie, ich hab erst mal nur hier den ersten Band gekauft, und war gespannt. Es gibt hierzu ja unglaubliche Lobeshymnen der Presse. »Ein literarisches Kunstwerk, ein virtuoses Meisterstück.« sagen Elke Heidenreich und die FAZ, und obwohl ich Elke Heidenreich toll finde – sorry, ich teile hier die Meinung ganz und gar nicht.
Okay, aber erst mal zurück zu dem knapp 200 Seiten dünnen Büchlein. Lässt sich recht gefällig durchlesen, prinzipiell keine allzu anspruchsvolle Lektüre, hab ich jetzt an 2 Tagen durch. Was soll ich jetzt zum Inhalt sagen? Das Vorkommnis ist schon im ersten Kapitel bzw. im Klappentext enthüllt. Ein Frau – eine Autorin – hält eine Lesung, und im Anschluss kommt eine fremde Frau vorbei, die den einen Satz sagt: „Wir haben denselben Vater.“. Die Begegnung selbst dauert wohl auch nicht allzu lange an, aber wird in den kommenden Jahren von der Autorin seziert bis zum geht-nicht-mehr. Ich habe in einer andere Rezension hier einen so guten Vergleich gelesen, dass ich ihn mir ausborgen muss: Der Ketchupflaschen-Effekt. Mit einem Schwung ist das Ketchup raus geflutscht aus der Flasche, und dann liegt es da auf dem Teller und dann kommt dann nix mehr groß. Das war es. Keine großen Nachforschungen, keine Familienzusammenführungen, nur endlose Betrachtungen und Sezieren dieses „Vorkommnisses“. Kurz nach diesem Ereignis hält sich die Autorin mit ihrer Mutter und 2 Kindern zu einer Gastprofessur in den USA auf, wo sie nicht so wirklich produktiv ist, weil sie permanent ebenjenes Vorkommnis beleuchtet. Das macht sie aber so distanziert, sorry, ich hab da keinerlei Nähe zur Frau gespürt.
Das Ganze war so distanziert, es war tatsächlich namenlos. Kein einziger Protagonist hat einen Namen. Es gibt die Mutter, den Vater, die erste Schwester, die zweite Schwester, und für mich ganz schlimm, das ältere Kind (etwa 6 Jahre) und das Baby. Das ist so gruselig wie diese Mode, auf social Media von seinen Kindern als „K1“, „K2“ etc zu sprechen. Wenn meine Eltern von mir als K1 gesprochen hätten, ich wäre mehr als nur ein wenig irritiert, aber das nur nebenbei.
Also ja, hier passiert nicht viel. Man kriegt ein paar fragmentarische Einblicke in das Leben der Autorin, die in den 70ern in der ehemaligen DDR groß wurde, und ja, das war teils durchaus interessant, aber niemals wirklich in die Tiefe gehend.
Kurze Kapitel, kurze Sätze, und ich hatte ständig den Eindruck, hier will jemand intellektuell sein. Wo kommt diese ganze Begeisterung der Presse her? Haben die das Buch überhaupt gelesen? Von einem „Sprachkunstwerk“ spricht die SZ – ich frag mich wo, ich hab es nicht gefunden, und ja, ich habe durchaus auch Literaturwissenschaft studiert, lang ist es her. Damals ist mir wirklich noch sprachliches Kunstwerk untergekommen.
Nun ja, sei es drum. Die beiden Nachfolgebände werde ich mir schenken. Der nächste Band heißt „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ – dieser Satz ist in diesem ersten Buch schon einmal gefallen in Bezug auf die Ehe der Autorin mit dem Vater ihrer Kinder. Nachdem ich aber jetzt hier schon ein paar Eindrücke in das eheliche Leben der beiden bekommen habe, denke ich, ich habe da andere Vorstellungen von…..die beiden vertrauen sich nicht so wirklich…ähem…sollte mit dem Liebespaar des Jahrhunderts tatsächlich die Lovestory dieser beiden gemeint sein, dann gute Nacht, da erwarte ich durchaus – nun ja, irgendwie mehr positive Emotion.
Okay, war definitiv nicht meins, hätte ich mir auch schenken können.