von Frank Tallis
erschienen bei btb Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (16. Oktober 2024)
Klappentext: „»Eine packende und fundierte Tour durch Geschichte und Gegenwart der Psychotherapie.« Times Literary Supplement
In diesem spannenden Buch werden die herausragenden Persönlichkeiten, die mit der Praxis der Psychotherapie verbunden sind, und ihre wichtigsten Ansätze vorgestellt – von Freud bis Fromm, von Jung bis Laing. Frank Tallis, erfolgreicher Autor und klinischer Psychologe mit langjähriger Erfahrung, ist überzeugt: Das psychotherapeutische Denken ist eine immens wertvolle und zu wenig genutzte Ressource, um Antworten auf die relevanten Fragen unserer Zeit zu finden.“
Zur Abwechselung habe ich mal ein Sachbuch gelesen, mit einem sehr speziellem Themengebiet: es geht um Psychotherapie und Psychoanalyse. Was ist das, was beeinhaltet das, und wer waren die Gründerväter und -mütter der Psychotherapie? So alt ist diese Disziplin ja noch nicht, und außer Freud und Jung hätte ich bis vor kurzem auch keinen Namen nennen können, geschweige denn, ein paar Ideen und Gedankenströmungen erläutern können. Dabei,so der Autor gleich auf Seite 1, „hatten die großen Denker der Psychotherapie viel über das menschliche Dasein zu sagen“, und das Thema „mental health“ nimmt ja mittlerweile auch in der breiten Öffentlichkeit immer mehr (wohlverdienten) Raum ein. Von daher war ich hier gespannt.
Mit bibliographischem Anhang ist das Buch etwa 380 Seiten lang, und arbeitet sich kapitelweise durch die großen Themen des Lebens wie Sprechen / Sicherheit / Identität / Narrative / Narzissmus, etc., die erläutert werden, und anhand von Fallbeispielen auch dem Laien nahe gebracht werden. Die großen Theorien, Therapien und Psychologen werden genannt und in Beziehung gestellt, und so schafft es Tallis tatsächlich, in einem einzigem Buch eine Art grundlegende Geschichte der Psychotherapie zu erstellen. Und witzigerweise kam mir doch einiges bekannt vor – am so Dinge wie die Popularität der Urschreitherapie kann ich mich beispielsweise entsinnen, das war mal eine sehr populäre Sache in den 80ern, und ich kann das jetzt um einiges besser einordnen.
Tallis ist selbst klinischer Psychologe, hier steht eine Menge Fachwissen dahinter, aber Tallis kann auch schreiben, und zwar flüssig, verständlich, spannend. Fast kam es mir vor, einen Roman zu lesen, und kein Sachbuch, da muss ich sagen, das war / ist richtig gut gemacht.
Dies ist übrigens kein Selbsthilfebuch. Dies hier ist ein Sachbuch. Ich würde sagen, ein Einsteiger-Sachbuch in eine unglaublich vielfältige Wissenschaft, und es bietet eine erste Orientierung, was einem in dieser Disziplin erwartet. Oder erwarten kann. Mit den Wörtern Psychotherapie oder Psychoanalyse wird ja teils inflationär umgegangen, und hier kommen die Definitionen und historischen Hintergründe.
Aufgelockert wird das Buch immer mal wieder mit schwarz-weiß-Fotos der wichtigsten Vertreter der Zunft, und auch mit Bildern von Kunstwerken wie Munchs „Schrei“ oder Hoppers Gemälden, die Generationen von Psychotherapeuten als Fallbeispiele bearbeitet haben (und die eindrucksvoll die jeweiligen Problematiken der Seele darstellen).
Ja, ich bin selbst nur interessierter Laie und kein Fachmann, fand dieses Buch aber super interessant und erstaunlich locker zu lesen, und würde es daher jedem empfehlen, der sich mit psychischer Gesundheit befasst. Ein faszinierender Einblick in die menschliche Natur, die menschliche Seele, das Verhalten des Menschen allgemeine. Erklärt doch sehr vieles 🙂
Vielen Dank an den Verlag und das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!