von Femi Kayode

erschienen bei btb Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (13. November 2024)

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Nachdem ich den ersten Fall des nigerianischen Psychologen Philip Taiwo – „Lightseekers“ – vor 2 Jahren absolut klasse fand, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung dieser neuen Serie. Dr Taiwo ist anders: Psychologe, über 10 Jahre Berufserfahrung bei der Polizei in San Francisco, und seit einem knappen Jahr mit Frau und Kindern zurück nach Lagos, der nigerianischen Hauptstadt gezogen. Den Kulturclash erleben wir Leser hautnah mit, und wir werden sofort in das moderne Alltagsleben der afrikanischen Metropole geworfen. Genau das hat mich hier schon beim ersten Band gecatched, und ja, das ist natürlich erneut super faszinierend.

Zum aktuellen Fall: Die Frau des Bischofs einer der großen Pfingstgemeinden ist verschwunden, der Bischof wird öffentlichkeitswirksam verhaftet, und Taiwo wird engagiert, um dessen Unschuld zu beweisen. Allein das Setting ist für mich auch extrem interessant; hier in Deutschland haben wir solche „Megachurches“ ja nicht, solche christlichen unabhängigen Gemeinden, die ihre eigenen TV Programme haben, die ihre Gottesdienste live übertragen, ja, deren Kirchen mehrere 10.000 Menschen fassen können (für mich echt schwer vorstellbar, das muss ja Ausmaße von Fußballstadien haben – ich bin das mehrere Hausnummern kleiner gewohnt….), und die nicht nur mit einem popeligem Pfarrgemeinderat aufwarten, sondern hinter denen ein ganzes Business steht. Gibt’s aber in Lagos :-), hab ich gelernt, und genau in diesem Umfeld ermitteln Taiwo und sein Partner Chika. Und was recht unschuldig begann, wächst sich schon bald aus, denn die verschwundene Gattin, die „First Lady“ der Gemeinde, wird tot aufgefunden, und so langsam aber sicher stellt sich heraus, dass ziemlich viele Leute im Kirchenumfeld ziemlich viel Dreck am Stecken haben….und das Leben wird für Taiwo und seine Familie gefährlich.

Mein Leseeindruck: Der Krimi ließ sich erwartungsgemäß flott lesen, er ist aus Taiwos Ich-Perspektive geschrieben, sehr gefällig, bildhaft, und flüssig zu lesen, und man kann recht gut durch die Seiten fliegen. Ja, und jetzt muss ich leider sagen, zum Glück war das so, denn dieses Mal hatte die Geschichte so einige Längen. Sehr viel Zeit haben wir mit Taiwo verbracht, überhaupt erst mal nach Ansatzpunkten für eine Ermittlung zu schauen, und es war echt lange ein wenig ein hin und her. Ist der Bischof jetzt entlastet? Oder nicht oder doch? Oder wen wollen wir jetzt ins Visier nehmen? Wollen wir überhaupt weiter ermitteln? Also so ein bisschen war ich zwischenzeitlich angestrengt…. irgendwann hat die Story auch wieder an Fahrt aufgenommen, und das letzte Viertel war dann echt noch mal ein rasanter Ritt, aber mMn hätte man hier durchaus auch was kürzen können, und dann wäre mehr Spannung drin.

Was ich durchgehend cool fand, waren die Einblicke in Taiwos Privatleben. Seine Frau Folake ist Universitätsprofessorin im Bereich Jura, und somit sind die beiden definitiv auf Augenhöhe. Die Frau ist clever, und mir hat die Beziehung der beiden sehr gut gefallen. Toughe Lady, super smart.

Überhaupt war der Erzählstrang, der sich mit Einblicken ins Familienleben beschäftigt hat, sehr interessant. Die Taiwos sind nicht ohne Grund aus den Staaten nach Nigeria; sie haben dort unfassbaren Alltagsrassismus erleben müssen, und wollten daher – zeitlich befristet zumindest – nach Afrika, wo jeder schwarz ist. Sidenote: schwarz ist auch hier nicht gleich schwarz, wie die 15jährige Lara erfahren muss. Auch hier gibt es Hierarchien, je heller, desto besser – auch in Nigeria gibt es übles Mobbing an den Schulen, und so muss die Familie auch im privaten nach Lösungen für Probleme suchen, die eher unerwartet sind. Für mich als Weiße nicht ganz nachvollziehbar, aber hab ich durchaus auch schon davon gehört – ich denk mir dann immer nur, die Menschheit ist überall durchgeknallt….

Mein Fazit: Insgesamt ein spannender Roman, wie gesagt mit einigen Längen, hat mich insgesamt nicht so begeistert wie sein Vorgänger, aber: durchaus lesenswert. Interessante Einblicke in das Wesen dieser Megachurches und ins nigerianische Alltagsleben. Regt zum Nachdenken an; und die Protagonisten sind für mich authentisch. Hat mich durchaus immer wieder abgeholt.

Ich gebe 3,5 von 5 Sternen und bedanke mich beim btb Verlag für das Rezensionsexemplar!

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