von Zach-Bauer
erschienen 2020 im Heyneverlag
„Das Reich der zwei Kreuze“ ist der Nachfolgeband zu den „Tränen der Erde“, dem historischem Schmöker um die Familien Heidfeldt und Ackermann in den Jahren, die dem 30jährigem Krieg voraus gehen. Hier nun ist der Krieg bereits voll im Gange und wir setzen nahtlos an, wo der erste Teil geendet hat. Man hat im Laufe von knapp 600 Seiten durchaus Zeit, in die Story komplett reinzukommen, vor allem, weil es auch wieder ein Personenverzeichnis und Familienstammbäume gibt, aber ich empfehle trotzdem, hier mit den „Tränen der Erde“ anzufangen, da einfach die Protagonisten hier nicht mehr gross eingeführt werden.
Okay, ich war gewappnet, ich hab den ersten Teil schon gefeiert, und diesen Band schon erwartet! Die Ackermänner sind nun in Prag angekommen, und wir begleiten sie, wie sie versuchen, geschäftlich wieder Fuss zu fassen nach der Enteignung und der Flucht aus Donauwörth. Das Leben war für Flüchtlingsfamilien auch schon vor 400 Jahren nicht einfach, und nach harten entbehrungsreichen Jahren schafft es Christoph erneut, sein Transporteurgeschäft wieder aufzubauen. Die Partnerschaft, die er dafür mit hochgestellten Personen eingehen muss, ist nicht immer ungefährlich, aber bringt ihn wieder auf die Füsse. Derweil im fernen, von den Bayern besetzten Donauwörth haben die Heidfeldts, die besten Freunde, ebenfall zu kämpfen: Helene muss die Avancen des Statthalters abwehren – heute würde man sagen, sie wird gestalked, vor 400 Jahren war die Sache als Frau aber um einiges heikler – , und ihr Mann Johannes muss nach einem Schlaganfall die Handelsgeschäfte vorrübergehend an Sohn Balthasar abgeben. Der nun wiederum sieht im Waffenhandel das grosse Geld liegen, und das ganz grosse Geld liegt darin, nicht nur die eine Seite, sondern auch gleich die andere zu beliefern. Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, steht dann auf einem anderem Blatt beschrieben, und auf schicksalhafte Weise kreuzen sich am Ende die Wege der beiden Familien noch einmal und es kommt zu einem Showdown…..
Natürlich gibt es auch noch viele kleinere Erzählstränge, die die Söhne und Töchter der Ackermanns und Heidfeldts betreffen, und die geschickt wieder ein grosses Ganzes bilden. Der Charme des Buches ist aber für mich, wie hier Historie und Fiktion miteinander verwoben werden. Und das sollte man vielleicht vorab wissen: Der 30jährige Krieg bildet nicht nur einen Hintergrund für die Familiensagas, sondern ist allgegenwärtig. Die beiden Autoren haben wieder extrem gut recherchiert und zeichnen ein sehr genaues Bild der politischen und gesellschaftlichen Lage zu Beginn der frühen 1620er. Die Kriegsparteien, sprich die Lutheraner und die Katholiken, werden sehr genau gezeichnet, und auch reale historische Personen wie der katholische Feldherr „Wallenstein“ oder Tilly, respektive die lutherischen Heerführer Mansfeld oder von Anhalt kommen in dem Roman vor. Ich habe hier erneut eine Nachhilfestunde in Sachen Geschichte bekommen, und das muss man mögen.
Abgesehen davon geht es um immergültige Werte wie Freundschaft, Respekt, Aufrichtigkeit, und natürlich immer wieder um die Liebe. Um die unerfüllte Liebe, um Verluste, um Leid….aber auch um die lebenslange Liebe. Wenn Johannes seinem etwas arroganten Töchterlein erklärt, dass sie vielleicht nicht unbedingt ihren etwas tumben, aber umso wohlhabenderen Verehrer ehelichen soll, sondern auf ihr Herz hören möge, so wie er das dereinst getan hat, das fand ich schon sehr romantisch 😊.
Also, mein Fazit: eine spannende Geschichte, ich war bestens unterhalten, und hoffe auf eine weitere Fortsetzung – ich meine, hey, die letzten paar Seiten kam plötzlich Lorenz Ackermann in Paris noch mal zu Wort, Kardinal Richelieu wurde erwähnt, da muss doch jetzt noch was kommen, oder 😉?!! Ich wäre wieder dabei!
Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: