von Katharina Eigner

erschienen 2025 im Gmeiner Verlag

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Ein historischer Wien-Krimi, und dann auch noch einer aus der klassischen Musikszene von damals – ich musste zugreifen 🙂 . Die Autorin war mir bislang unbekannt, aber Klappentext und Cover haben mich total angesprochen, und Krimis aus dem Gmeinerverlag überzeugen (fast) immer zusätzlich durch viel Lokalkolorit; ich war also gespannt.

Gleich vorweg: der Roman hat mich komplett überzeugt und ich war bestens unterhalten.

Wir sind wie gesagt im Wien des Jahres 1844. Wir hangeln uns als Leser anfangs ein wenig an zwei Erzählsträngen parallel entlang, bis diese sich natürlich treffen und zu einem runden Fall entwickeln. Einerseits sind wir beim Fiakerfahrer Heinrich Kaunitz – trotz Selbständigkeit eher untere Mittelschicht und immer finanziell in Sorge. Heinrich hat bei einem Brand seine Familie, Haus und Heim verloren, und kommt gerade so eben langsam wieder auf die Beine. Einer seiner aktuell besten Kunden ist der junge Johann Strauss, und somit knüpfen wir auch den Faden zur Strauss-Familie. Wien und die Walzer von Strauss Senior und Junior (hier Strauss Sohn und Strauss Vater) sind untrennbar miteinander verknüpft, und für alle Nicht-Wiener (wie mich 🙂 ) gibt es hier eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Klatsch und Tratsch der Musikgeschichte: Strauss Vater, genialer Musikant und Komponist, Herzensbrecher seiner Zeit, gönnte sich damals in Wien gleich 2 Familien. Die Gemahlin Anna, mit der er 5 Kinder hatte – u.a. auch Strauss Junior – hat er irgendwann verlassen, um ein paar Viertel weiter mit der Modistin Emilie Trampusch eine weitere Familie zu gründen. Fand Anna eher uncool und reichte irgendwann die Scheidung ein. Wie dem auch sei, die Familiengeschichte derer zu Strauss nimmt einen großen Part des Romans ein, und ist super interessant zu lesen. Sie bildet sozusagen den gesellschaftlichen Background des Krimis.

Im zweiten Erzählstrang sind wir unterwegs mit dem Kriminalinspektor Haas, der einen Schwung rätselhafter Frauenmorde aufzuklären hat. Junge Frauen unterschiedlichen Standes – aber sie scheinen alle eine Vorliebe für Strauss‘ Walzer gehabt zu haben…..und als Fiaker Heinrich ins Visier von Haas gerät, entscheidet sich dieser, ebenfalls in die Ermittlungen einzusteigen…..es wird spannend!

Mein Leseeindruck: Das war ein richtig guter Fall. Spannend konstruiert, viele einzelne Fäden, die sich am Ende getroffen haben, ein cooler Mix aus historischen und fiktiven Personen, sodass man immer das Gefühl hatte: genauso könnte es gewesen sein. Die Autorin hat wohl zu Studienzeiten einige Jahre in Wien verbracht, und sich auch sehr genau mit dem historischen Wien befasst, und sie bringt das so gut rüber, dass man wirklich mitten drin ist als Leser. Auch so das damalige gesellschaftliche und politische Setting, die ganze Atmosphäre der Zeit, kommt authentisch rüber. Ich wiederhole mich, richtig gut gemacht. Hat mich von der ersten Seite an abgeholt.

Flüssig geschrieben, viele Dialoge, hohes Erzähltempo – hat für mich alles gepasst.

Ich fand einzig das Ende ein wenig überhastet. Ja, es hat sich logisch stimmig alles aufgelöst, aber es ging mir auf den letzten Seiten etwas ruck-zuck; ich hatte irgendwie das Gefühl, das Buch muss langsam fertig werden, und gefühlt haben sich ein paar Dinge überschlagen. Einiges hätte man noch auserzählen können. Während wir in fast dem ganzen Roman immer relativ viel Infos zu allen Vorgängen und Protagonisten bekamen, ging es am Ende etwas hoppladihopp zur Lösung….ich hätte da durchaus noch ein paar Fragen gehabt. Was ist mit Sandor noch passiert? Wie war das mit dem komischen Kratzgeräuschen in Heinrichs Wohnung? Zum Beispiel.

Aber gut, ich bin persönlich ein Fan von Epilogen und abschließenden Kapiteln im Stile von „Ein paar Monate später“; ich mag das ganz gerne, wenn alles und jedes einen Abschluss kriegt. Das war hier jetzt nicht – Fall gelöst. Ende.

Nichtsdestotrotz: ich gebe sehr gerne 5 Sterne für einen wunderbar erzählten historischen Krimi!

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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