von Gianrico Carofiglio

erschienen Folio; 3. Aufl. Edition (28. März 2023)

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Ich bin auf dieses nur 181 Seiten dünne Büchlein durch einen Literaturnewsletter aufmerksam geworden, und fand, der Inhalt klang irgendwie vielversprechend und ganz anders.HIer sagt der Klappentext auch schon alles aus: wir sind im Jahre 1983, und Antonio, Protagonist und Ich-Erzähler, ist 17 Jahre alt. Erst viele Jahre später, mit 50 Jahren, erzählt er diese Episode aus seinem Leben. Als Kind wurde bei ihm Epilepsie diagnostiziert, was ihm damals völlig aus der Bahn gerissen hat, und im frühen Teeniealter gab es Entwarnung von einem Marseiller Spezialisten. Ein paar unspektakuläre Jahre zogen ins Land, und nun, 1983, stand eine erneute Untersuchung an. Antonio und sein Vater reisen dazu aus Italien in die französische Hafenstadt. Eigentlich ist geplnt, direkt nach dem Arztbesuch die Heimreise wieder anzutreten, doch es soll anders kommen: der Arzt möchte einen Stressbelastungstest mit Antonio durchführen. 48 Stunden lang soll er ohne seine üblichen Medikamente verbringen, aber er darf nicht schlafen. Und so sollen für den Abiturienten und seinen ihn begleitenden Vater 2 Tage und Nächte beginnen, die ihn für immer prägen sollen, und die das Verhältnis zu seinem Vater komplett neu definieren werden….

Interessantes Setting, super interessante Idee, finde ich. Antonio und sein Vater kennen einander kaum – der Vater, hat die Familie schon länger verlassen, der Sohn im kindlichen Trotz diese Trennung nie verwunden, und so wird das zu einer spannenden Reise.

Der Vater sieht seinen Sohn auf Augenhöhe und die beiden lassen sich ohne Plan durch Marseille treiben, gehen in Jazzkneipen und Restaurants, erkunden das Meer, lernen gemeinsam neue Leute kennen, mit denen sie auf einer Party die Nacht durchleben – und immer wieder unterhalten sie sich. Über das Leben, dass der Vater vor Antonio geführt hat. Wie die Eltern sich damals kennengelernt hat. Über Träume und Ziehle im Leben. Und beide haben das Gefühl, einen neuen Freund und sich selbst zu finden.

Ich fand es sehr berührend, und sensibel erzählt. Null Kitsch, einfach wunderbar stimmige Atmosphäre. Hat mich abgeholt, die Geschichte.Auch das Ende, bzw der Epilog, war stimmig. Traurig, aber stimmig.

Eine Entwcklungsgeschichte der etwas anderen Art.

Zum Titel noch kurz ein paar Wort, ich dachte anfangs, um drei Uhr nachts passiert bestimmt irgendwas Spektakuläres mit Antonio, witzigerweise ist das ein Zitat aus Fitzgeralds „Tender is the Night“ (spielt auch in Marseille), über den sich Vater und Sohn unterhalten: „In der dunklen Seele der Nacht ist es immer drei Uhr morgens“ (S. 154).

Ja, kurzes Buch, sehr berührend wie gesagt, und kann man aufgrund der Länge respektive Kürze gut zwischendurch lesen. War kurzweilig und, ich wiederhole mich wahrscheinlich, super interessant. Klare Leseempfehlung!

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