von June L. Shepard
erschienen bei 27 East Books; Neuauflage (8. März 2022)
Klappentext: „Jeder kennt sie. Doch keiner weiß, wer sie ist. Eine preisgekrönte Schriftstellerin verbirgt ihre wahre Identität und ihre schicksalhafte Vergangenheit hinter einem Pseudonym. Abgeschottet von der Öffentlichkeit lebt sie an der malerischen Atlantikküste auf Long Island. Als jedoch eine Leiche auf ihrem Anwesen gefunden wird, gerät die Bestsellerautorin unaufhaltsam in einen Strudel aus Betrug und Verrat. Ihr Leben im Schutz der Anonymität droht zu zerbrechen, und ihre unheilvolle Familiengeschichte holt sie wieder ein. Wem kann sie jetzt noch trauen?“
Auf dieses Buch, bzw. die Romanreihe, bin ich auf Instagram aufmerksam geworden; der Verlag betreibt hier einen Account (@27_east_books), der mit wunderschönen Fotos von Long Island und dem Atlantik bei mir Fernweh hervorruft. Wahrscheinlich hätte ich mir jedes andere Produkt aus diesem Hause auch zumindest mal angesehen, *lol*, die Werbung hier funktioniert bei mir echt auf einer emotionalen Schiene. So, nun aber Bücher, wie fein 🙂
Ich schleiche jetzt also schon eine Weile um die Long-Island-Bücher aus diesem Hause herum, und hab mir jetzt den ersten Band endlich zugelegt. Die Rezensionen, die ich bisher zu Holly Lane 17 gelesen habe, waren durchaus gemischt, ich war also gespannt. So, und ich muss jetzt konstatieren: ich war / bin begeistert :-). Die Autorin stammt aus der Gegend, also das Long-Island-Feeling kommt auf jeder Seite rüber, ich war gerade literarisch ein verlängertes Wochenende vor Ort, und es war super spannend und mitreißend.
Das Buch selbst ist für ein broschiertes Paperback super schön gestaltet, mit einer Übersichtskarte der Insel und allen Romanschauplätzen in der Innenklappe, und so was finde ich auch immer sehr nett.
Jetzt aber zum Inhalt: in der Holly Lane 17 wohnt eine preisgekrönte Schriftstellerin, die ihre Anonymität über alles schätzt. Die ganze Insel schätzt und liebt sie, aber kaum einer hat sie je gesehen und weiß, wer sich hinter dem Pseudonym eigentlich versteckt. Ausgerechnet auf ihrem Grundstück wird eine Leiche entdeckt – aufgefunden von der Elektrikerin Dale, die dort vor Ort gerade Installationsarbeiten vornimmt. Dale und ihr Freund Chip, seines Zeichens Computernerd, nehmen Ermittlungen auf – das tun sie schon länger. Sozusagen hobbymäßig ermitteln sie in allen möglichen Dingen und geben der lokalen Polizei gerne anonyme Hinweise. Nun also die Leiche in der Holly Lane. Der Polizei geht Dale damit schon bald gründlich auf den Wecker, aber Cate – besagte Schriftstellerin – und ihre Verlegerin Gillian sehen das durchaus anders, denn Dale und Chip haben eine bessere Erfolgsquote als die professionellen Detectives vorzuweisen, und schließlich soll der Fall ja schnell gelöst werden…. Cate will ihr ruhiges Autorenleben wieder haben und nicht im Spotlight eines Mordfalles stehen, der schon bald größere Kreise zieht, als man das anfangs erwarten könnte. Und so freunden sich die ungleichen 4 an und bilden ein Team, das sich gewaschen hat – und schon bald ist hier nicht nur Freundschaft , sondern auch Liebe im Spiel……
Mein Leseeindruck: Zuerst einmal: der Roman liest sich flüssig und flott weg. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Cate und Dale erzählt, und wir sind an den den beiden Hauptpersonen jederzeit super nah dran. Es gibt viele Dialoge, die Story ist temporeich, mir wurde es nie langweilig.
Die Sprache ist oftmals ein wenig poetisch, denn hey, eine der Hauptdarstellerinnen ist schließlich Schriftstellerin, und wenn Cate vor sich hin sinniert und mit ihren Freunden redet, dass wird es durchaus auch mal feinsinnig und ja, poetisch.
Und dann muss ich sagen, dieses Buch ist irgendwie anders. Einmal mit 550 Seiten durchaus recht lang für einen Lokalkrimi, aber es ist nicht nur ein Krimi, wir haben hier auch die Geschichte von Freundschaft und eine lesbische Lovestory. Ich spoiler das mit der Liebesgeschichte jetzt mal, das ist nämlich tatsächlich das erste mal, das mir eine Liebesgeschichte von zwei Frauen ausnahmslos gefällt. Eigentlich stehe ich da gar nicht drauf, und gerade in Zeiten wie den aktuellen habe ich immer den Eindruck, irgendeine Regenbogenfahne muss geschwenkt werden, aber hier kam die Liebe auf leisen Füssen und einfach total normal und authentisch rüber. 2 erwachsene Frauen, die sich das erste mal in ihren Leben in eine andere Frau verknallen, und das verarbeiten und zulassen. Hat mir gefallen, dieser Part.
Zurück zum „irgendwie anders“. Wie soll ich das sagen? Oftmals hab ich bei Romanen, speziell Krimis, das Gefühl, es gibt hier einen mehr oder minder geradlinigen Plot, und alle Wege führen irgendwann nach Rom. Oder anders ausgedrückt, in Filmen: da weiß ich, es gibt diese eine Vorlage, an die sich ein Drehbuchschreiber halten muss, will er verkaufen; die „Heldenreise“ hat spezielle Vorgaben, was und welche Wendung zu welchem Zeitpunkt eines 90-Minuten-Films passieren sollte. So einfach macht es sich Ms Shepard nicht. Hier tappen alle Beteiligten oftmals gemeinsam im Dunkeln, und es gibt Irrungen, Wirrungen, emotionale Twists und neue Wendungen, bei denen man den Eindruck hat, man weiß als Leser genauso viel oder wenig wie die Hobbydetektive oder die Polizei auch. Zwischendurch habe ich mich auch tatsächlich selbst gefragt, wie die Autorin das Durcheinander am Ende auflösen will – aber keine Angst, sie schafft das, und tatsächlich ist am Ende alles logisch aufgedröselt und anders als gedacht.
Also ja – irgendwie anders und ziemlich cool im Gesamtpaket. Mir hat es, ich wiederhole mich wahrscheinlich, super gut gefallen, und ich bin echt gespannt auf die anderen Bücher der Autorin; mich hat sie auf jeden Fall überzeugt!
Alle Daumen hoch!