von Arezu Weitholz
erschienen im mareverlag; 1. Edition (2. August 2024)
Klappentext: „Eines Tages bleibt Frieda beim Synchronsprechen im Studio die Stimme weg, die Worte haften nicht mehr. Jonas, ihr Freund, vermittelt ihr die Möglichkeit, an der portugiesischen Algarve ein Hotel zu hüten, das über den Jahreswechsel schließt. Allein mit Hotelhund Otto, dem Hausmeister und Handwerkern hat Frieda nicht viel zu tun: Strandspaziergänge, Einkaufen, Kochen, Schauen. Sie lüftet Zimmer und ihre Gedanken. Das Hotel Paraíso ruft bei ihr Erinnerungen an einen anderen Ort wach, an dem sie sich wohlfühlte, aber nicht bleiben konnte: die Tankstelle in einem niedersächsischen Dorf, wo sie aufwuchs, bis sie irgendwann erfuhr, warum sie trotzdem nicht dazugehörte. Und während Frieda in Portugal darauf wartet, dass Jonas nachkommt, wird eine Frage immer drängender: Kann das Dazwischen ein Zuhause sein?“
Ein kleines feines Büchlein mit nur 176 Seiten, das mir entgangen wäre, wenn ich es nicht empfohlen bekommen hätte. Das Cover hätte ich irgendwie übersehen, den Autor kannte ich noch nicht – wäre schade drum gewesen!
Also, Frieda, irgendwas Ü50 (und damit eigentlich genau meine Zielgruppe :-)) ist im Burn-Out. Ihre Stimme versagt, sie muss eine Job-Pause nehmen. Ihr Freund Jonas vermittelt ihr einen Housesitterjob; oder vielmehr einen Hotelsitter-Job: an der portugiesischen Algarve wird Frieda für ein paar Wochen zwischen den Jahren das Hotel Paraíso hüten, das in dieser Zeit geschlossen hat. Sie wird den dazugehörigen Hund Otto hüten und Bauarbeiten beaufsichtigen; und vor allem: sie wird Zeit für sich selbst haben und über sich und ihr Leben nachdenken können.
Und das war eigentlich auch schon der Inhalt diese Buches im Kurzformat 🙂 Und mir hat es so gut gefallen, dass ich die „Lang-Variante“ auf jeden Fall auch weiter empfehle. Der Roman ist in Friedas Ich-Perspektive verfasst, und sie lässt hier ihr Leben Revue passieren. Sie ist ein Adoptivkind, aufgewachsen in einer niedersächsischen Familie, die die dortige Tankstelle führte, und auch wenn es der Autor, respektive Frieda, nie zu 100 Prozent klarstellt, scheint es eine Auslandsadoption gewesen zu sein – jedem außer Frieda selbst war wohl glasklar, dass sie schon rein optisch nicht ins Familienbild gepasst hat. Ja, und so hat Frieda immer schon das Gefühl gehabt, nie so recht ins Bild zu passen. Darüber hat sie jetzt Zeit zum nachdenken, während sie mit Otto lange Spaziergänge im stürmischen portugiesischem Winterwetter unternimmt und sich mit dem alten Hausmeister des Hotels anfreundet. Und auch über ihre Beziehung zu Jonas und ihrer Schwiegermutter Lilly, die die ewige Jugend pachten will, denkt Frieda nach und berichte uns Lesern davon…und wir können uns mit vielem identifizieren, denn kennt nicht jeder das Gefühl, irgendwann und irgendwo nicht dazu gepasst zu haben und umrundet zu sein von merkwürdigen Leuten, die sich Familie nennen?
Ja, hat mir gefallen, diese Lektüre, viele schöne Gedanken, eingepackt in eine kleine Story, die mir persönlich gerade jetzt, wo ich selbst von einem Aufenthalt an der Algarve zurück gekommen bin, besonders gut gefallen hat. Flüssig geschrieben, der Stil durchaus ein wenig anspruchsvoller – hat für mich alles gepasst.
Und natürlich gibt es Hoffnung: das leben ist schön und geht weiter!
Vielen Dank an den Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar!