von Valerie Jakob

Erscheint als Print am 16.2.21 im Kindlerverlag / Rowohltverlagsgruppe, das eBook ist bereits erhältlich!

Link zum Buch

Ich durfte dieses Buch vorablesen, herzlichen Dank an den Rowohltverlag an dieser Stelle!

Ich gestehe, die Autorin ist mir komplett unbekannt, das Cover finde ich jetzt auch nicht so sehr ansprechend, aber der Klappentext machte mich neugierig. Es geht hier um eine Familiengeschichte, die bis in die 20er / 30er Jahre zurückreicht, und die das oftmals stiefmütterlich behandelte Thema der weiblichen Pilotinnen beinhaltet. Diese Pionierinnen der Lüfte finde ich total bewundernswert, das waren starke Frauen zu Zeiten, in denen man als Frau noch wenig bis gar keine eigene Rechte hatte. Also, das Buch musste ich lesen 😉.

Hierum geht’s: Juliane hat eine Lebenskrise, sie hat den ungeliebten Lehrerjob gekündigt, ist zu ihrem Freund ins ungeliebte Berlin gezogen, und nun wurde ihr die Beziehung gekündigt. Kurzfristig zieht sie wieder bei ihren Eltern ein, hat dann aber die Möglichkeit, bei ihrem Grosscousin in einem Ostsee-Sommerhäuschen unterzukommen. Johann, ein alter Mann, lebt dort nahezu autark und hilft Juliane, sich neu auszurichten. Peu a peu findet sie nicht nur sich selbst wieder, sondern entdeckt auch ihre Familie neu. Anhand alter Briefe erfährt sie viel über das Leben ihrer Grosseltern und deren Familie. Und kommt darüber hinaus auch ihrer eigenen Mutter etwas näher.

Was sich jetzt so salopp anhört, ist eine absolut faszinierende Geschichte: Juliane, die nicht in begüterten Verhältnissen aufwuchs, die es nur kennt, dass Mutter und Grossmutter Ruth sehr sparsam leben mussten, erfährt, dass sie eigentlich aus einer wohlhabenden Familie entstammt. Ihre Grosstante Marianne hat als junge Frau den Flugschein gemacht, und mit ihrer besten Freundin Roseanne Transportflüge durch die ganze Welt unternommen. Mit ihrem „Mauersegler“ flogen sie bis Afrika, als eine der ersten weiblichen Fliegerinnen. Es waren die Zeiten von Elly Beinhorn und Antoine de Saint-Exupery, der grossen  Entdecker der Lüfte. Und Roseanne, Marianne und ihre Schwester Ruth haben das Leben in vollen Zügen ausgekostet. Solange, bis die politische Stimmung umschlug, und mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus auch die Rolle der Frau wieder neu gedacht wurde. Bis dann der Krieg alles zunichte gemacht hat ……

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Juliane und Marianne erzählt, und dementsprechend auch auf zwei zeitlichen Ebenen. Geschickt wird ein grosses Bild gewoben, und ich fand es total spannend, hier zum einen die Geschichte der beiden Frauen zu verfolgen, aber auch viel Neues zum geschichtlichen Kontext gelernt zu haben. Dadurch, dass Johanns Seehaus im Osten ist, Juliane aber im Westen aufwuchs, ist der kalte Krieg noch mal thematisiert worden, eben anhand der Familiengeschichte, und ich gebe zu, ich hab da echt Wissenslücken auffüllen können.

Natürlich geht es hier auch um grosse Emotionen: die Liebe kommt nicht zu kurz. Es gibt hier echt viele kleine Erzählstränge, die aber absolut stimmig miteinander verwoben werden. Der Roman ist flüssig geschrieben, und ich fand das Spannungslevel permanent hoch. Es ist viel passiert auf den 352 Seiten, aber die Autorin hat das Kunststück geschafft, dass es nie zu viel des Guten war. Der Verlag kündigt an, dies ist eine Geschichte zweier Frauen im Kampf um Freiheit und Liebe, und ja, ich fasse das jetzt auch mal so zusammen. Und spreche eine Leseempfehlung aus: Daumen hoch!

Vielleicht gefällt dir auch das: