von Eva Ibbotson

erschienen bei Kampa Verlag (25. Januar 2024)

Link zum Buch

Als erstes muss ich konstatieren: das ist kein Neues Buch. Die österreichisch-britische Autorin ist schon seit 2010 tot, aber dieses Buch ist neu aufgelegt worden. Ursprünglich hieß es „Die Morgengabe“, und nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, der Titel ist treffender, hätte man behalten sollen – denn eine Morgengabe spielt hier eine tragende Rolle. Aber gut, auch das eher fragend-hoffnungsvoll-mysteriöse „Was der Morgen bringt“ hat seine Berechtigung, denn das Morgen, die Zukunft, ist für die Protagonisten hier eher düster.

So, worum geht es hier eigentlich? Der Roman startet in Wien, wir sind bei der reichen und liebenswerten Professorenfamilie Berger, die Eltern lieben sich, der langersehnte Nachwuchs Ruth entwickelt sich prächtig. Das Leben ist schön. Bis es Ende der 30er nicht mehr so schön ist, als Hitler in Österreich einwandert, und Professor Berger als Jude alles verliert. Mit seiner Frau, der Schwester und dem Schwager flüchtet man Hals über Kopf mit nur dem, was man auf dem Leibe tragen kann, nach London, in den eher ärmlichen Norden Hampstead. Ruth soll mit einem Studentenzug nachfolgen, aber es geht hier schief, was auch nur schief gehen kann, und Ruth sitzt fest in Wien.  Der britische Professor Quinton Somerville, ein Freund der Familie, findet Ruth mutterseelenallein in der verlassenen Wohnung und will ihr helfen. Die einzige Möglichkeit: Eine Fake-Heirat, die Ruth zur Britin macht. Gesagt, getan. Aber so einfach lässt sich dann im sicheren England die Ehe – von der außer den Beteiligten natürlich niemand etwas weiß – doch nicht auflösen, und die beiden arrangieren sich irgendwie….

Ruth beginnt zu studieren, und ausgerechnet Quin wird ihr Professor – und so langsam lernen die beiden sich wirklich kennen.

Mein Leseeindruck: Wow, hat mich abgeholt und fasziniert. Sowohl die Zustände im Vorkriegs-Wien und dann in England werden sehr realistisch beschrieben, fast ist man mitten drin dabei. Das liegt natürlich auch daran, dass die Autorin selbst seinerzeit ähnliches erlebt hat und von Österreich geflüchtet ist, und so kann sie natürlich auch sehr authentisch und emotional erzählen.  Vor allem das Sittengemälde, die Gesellschaft und das Klassensystem aus diesen Zeiten sind (finde ich) 1 zu 1 dargestellt. Die Flüchtlingsstudentin Ruth trifft auf upper class Mitstudentinnen – war hochinteressant 😊.

Der Roman ist übrigens keinesfalls traurig-düster, wie man vielleicht meinen könnte, nein, eigentlich ist immer auch Hoffnung zu spüren. Auf bessere Zeiten und die Liebe. Die Zeiten waren schlimm, aber es geht auch irgendwie immer weiter. Das habe ich zumindest herausgelesen.

Ja, womit ich immer wieder ein wenig gehadert habe, war Ruth. Die Hauptprotagonistin. Einerseits lieben alle ihre Freunde sie, sie ist klug, loyal, freundlich und einfühlsam. Jaaaa. Und dann quasselt sie ewig und drei Tage lang Girlie-Mist. Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken soll. Sie quakt manchmal einen Unsinn zusammen wie eine Fünfjährige.  Teils aus Nervosität, teils aus ich-weiß-nicht-was. Und eine Seite später ist sie wieder eine normale Studentin. Und dann immer wieder diese kindliche Hingabe zu ihrem Kindheitsfreund Heini (sic!), den Pianowunderknaben aus Budapest, der einen Egotrip nach dem anderen fährt, und der von Ruth streckenweise echt vergöttert wird…..uhhhh…. schlimm, schlimm.

So, aber dies ist ein Roman mit Happy End – also vergessen wir den guten Heini und schwelgen in den glücklichen Zeiten, die dann doch noch kommen (ja. Spoiler, ich weiß. Aber hey, irgendwo ist doch klar, dass das hier nicht unbefriedigend enden wird 😊!)

Vielen lieben Dank an Netgalley und den Kampa Verlag für das Rezensionsexemplar!

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