von Anita Shreve

2000 erschienen im Piperverlag

Im Herzen des Winters ist schon ein etwas älteres Werk, das bei meiner online-Freundin Susanne von den @3lesendemädels Jahre auf dem Stapel ungelesener Bücher verbracht hat, und nachdem sie es vor kurzem endlich gelesen hatte, war sie so begeistert, dass sie es mir gleich weitergereicht hat. Und jaaaaa! Das war eine wunderbare  und sehr spannende Liebesgeschichte! Ich habe von dem Buch vorher noch nie etwas gehört. Die Autorin sagte mir schon etwas, Ms Shreve ist zumindest im anglo-amerikanischem Sprachraum relativ bekannt, und ich war gespannt.

Die deutsche Ausgabe ist übrigens vergriffen und gibt es nur noch gebraucht zu kaufen, das englische original „Resistance“ ist überall erhältlich. Link zum Buch HIER

Hierum geht’s: Es ist tiefster Winter mitten in den Wirren des zweiten Weltkrieges. Wir sind in Belgien. Über einem Kaff in the middle of nowhere stürzt zum Jahresende 1943 ein amerikanischer Bomber ab, abgeschossen von einem deutschen Geschwader. Ein Teil der Besatzung stirbt, einige können sich retten, so auch der Pilot Ted, der verwundet in den nahe gelegenen Wald kriecht, und dort vom 10jährigem Jean gefunden wird. Er bringt Ted zu Henri und Claire, Mitglieder der belgischen Resistancebewegung. In einer verborgenen Dachkammer ihres Bauernhauses pflegt Claire ihn gesund, und , so sagt der Klappentext: „magisch voneinander angezogen, tauchen sie in einen Strudel ungeahnter Gefühle. Eine gefährliche Liebe – denn Ted und Claire können jeden Moment von der Gestapo entdeckt oder von Claires eifersüchtigem Ehemann verraten werden.“

Erinnert vom Plot leicht an den „englischen Patienten“ von Michael Ondaatje, ist aber völligst eigenst konstruiert, und trägt die Handschrift der Autorin. Wo Ondaatje eher melancholische Szenen entwirft (so hab ich es zumindest in Erinnerung), ist Shreve einfach und präszise. Wobei gerade die Klarheit der Worte die Kriegsrealität und auch die menschlichen Tragödien schnörkellos erfasst. Das Leben zu diesen Zeiten unter deutscher Besatzung war für die Dorfbewohner die Hölle, niemand vertraute irgendwem, die Nahrung war knapp, Benzin gab es auch keins, und jeder musste sich entscheiden, auf welcher Seite er oder sie stand. Die Autorin hat es geschafft, so zu schreiben, dass ich komplett abgeholt war und mit dabei war.

Die Liebesgeschichte hat mich auf jeden Fall gefühlsmässig völlig erreicht, und auch die historischen Hintergründe kamen für mich sehr nah rüber. Ich habe bislang vom belgischen Widerstand nicht viel gewusst, und ich mag es sehr gerne, wenn Romane mir eine Nachhilfestunde in Geschichte geben können. Sehr gut recherchiert, sehr gut beschrieben – das hat mir wirklich gut gefallen.

Der Roman ist mit knapp 300 Seiten nicht wirklich lang, kommt aber mit viel Wucht daher. Richtig grosses Kino, richtig grosse Emotionen, und ein Ende, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Alles andere wäre unrealistisch gewesen, aber ich war trotzdem überrascht. Es wird nicht mehr verraten: lest dieses Buch!!

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