von Beth Ann Fennelly & Tom Franklin

Erschienen im Heyne Verlag Mai 2021

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Es ist 1927, wir sind im Süden der USA, und es regnet. Der Himmel hat die Schleusen geöffnet, es herrscht ein unglaublicher Starkregen, und der Mississippi droht über die Ufer zu treten. Dieses katastrophale Unwetter hat es 1927 tatsächlich gegeben, der Roman spielt zwar in der fiktiven Kleinstadt Hobnob, aber der historische Hintergrund ist real, und die die Autoren haben die zeitlichen Abläufe der Hochwasserkatastrophe historisch genau wiedergegeben.

Soviel zur meteorologischen Historie. Der weitere geschichtliche Background ist die Prohibitionszeit: Der Prohibitionsagent Ingersoll und sein Kollege Ham sind zu Pferd unterwegs nach Hobnob. Zwei Kollegen sind hier vermisst; und die beiden sollen den Fall aufklären. Klingt einfacher als es ist – und auf dem Weg nach Hobnob finden sie erstmal einen Schauplatz eines Überfalls, den bis auf ein Baby niemand überlebt hat. Ingersoll übernimmt den Säugling, und da weder Polizei noch das örtliche Waisenhaus mit dem Kind viel anfangen können, versucht er auf die Schnelle, Ersatzeltern für den kleinen Kerl zu finden. Erfolgreich: er trifft auf die junge, hübsche, aber schon desillusionierte Dixie Clay, deren eigenes Baby vor zwei Jahren verstarb, und der der neue Säugling wieder Lebensfreude gibt. Dixie Clay und Ingersoll fühlen sich zueinander hingezogen, aber was er nicht weiss: Dixie ist die erfolgreichste Schwarzbrennerin der Region, und ihr Ehemann Jesse ist in weitere illegale Aktivitäten verstrickt…..im Laufe der nächsten 2 Wochen werden sich nicht nur die Regenfälle, sondern auch die Ereignisse überschlagen….

Tja. Und ich bin nach der Lektüre etwas unschlüssig. Das Buch ist in Krimibestenlisten lobend erwähnt, aber so richtig als Krimi kann ich es nicht einordnen. Für mich war das ein historischer Roman, in dem es ein paar Tote gab, aber so richtig ermittelt wurde nicht, das wurde eher am Rande mal erwähnt. Die desaströse Flut, die sich langsam aufbaute, und dann ganze Ortschaften mit sich riss und ganze Landstriche zerstörte, das war der  Mittelpunkt der Story; das wurde teils extrem minutiös erzählt; und es ging um Ingersoll, Dixie Clay und Baby Willie.  Und auch mit den dreien bin ich nicht so wirklich warm geworden. Oder nein, präziser gesagt, ich bin mit niemanden hier so richtig warm geworden. Das Buch ist geschrieben in der auktorialen Erzählform, und es gab sehr wenig Dialoge. Das ist für mich immer ein bisschen distanzierend. Ich hatte oft so das Gefühl, hier erzählt jemand aus seinen Erinnerungen heraus eine Geschichte, die von Zeit zu Zeit mit überbordend vielen Adjektiven ausgeschmückt wird, aber so richtig nah bin den Protagonisten nicht gewesen, die waren für mich austauschbar. Was mich immer wieder gefesselt hat, war die Naturkatastrophe, und die Beschreibung, wie hilflos man damit umgegangen ist (Anmerkung  zu 2021: wir schaffen es augenscheinlich auch heute nicht, besser mit sowas umzugehen – das hatte traurige Paralellelen. Knappe 100 Jahre später, und Rettungsaktionen laufen immer noch nicht besser ab. Wenn überhaupt.)

Ich fand es auch ein bisschen konstruiert. Ein paar Zufälle zuviel. Die Bösen zu eindimensional; die Guten haben aber auch nicht viel mehr Tiefe gehabt.

Mein Fazit: War nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Gut genug, um mich bis zum Schluss bei der Stange zu halten; aber auch nicht wirklich fesselnd. Stilistisch auch nicht unbedingt ein grosser Wurf. Ich mag falsch liegen, aber dieses Buch hat zwei Autoren, und ich hatte das Gefühl, hier gibt’s auch zwei Handschriften: eine sehr detailliert poetische, eine eher sachliche, und beides zusammen geworfen hat es jetzt nicht besser gemacht.

Das war mal wieder ein Buch, da war ich ganz froh, dass ich es „nur“ in der Bücherei / Onleihe ausgeliehen habe und nicht gekauft habe. Bei der Gelegenheit erwähnt: die Autoren kriegen auch Tantiemen über Büchereien, von daher brauch man da als Leser kein schlechtes Gewissen zu haben. Aber das wäre jetzt ein Buch, das ich mir nicht dauerhaft ins Regal stellen muss.

Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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