von Christian Klinger

erschienen im Picus Verlag; 1. Edition (30. August 2023)

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Wir sind in Triest im Jahre 1914. Der erste Weltkrieg hat begonnen, an allen Fronten wird gekämpft, und das Grauen dieses ersten modernen Krieges wird langsam sichtbar. Gaetano Lamprecht, Anfang 20, Sohn einer italienischen Mutter und eines Österreichers, ist Ispettore bei der Triester Polizei. Und bevor ich jetzt weiterschreibe, noch mal ein Blick in die Historie: Triest war damals nämlich keine italienische Stadt (wie ich das dachte…), sondern gehörte seit dem 14. Jahrhundert zu den Habsburgern, war also österreichisch. Direkt nebendran liegt Slowenien, und natürlich Italien. Also alles ein bisschen anders als heutzutage, und ich habe ein wenig gebraucht, um mich einzufinden.

Okay, weiter im Text; in Triest wird eine alte Frau, die als Hexe verschrien wurde, bestialisch ermordet, Ispettore Lamprecht muss ermitteln, und begibt sich auf die Spur des rätselhaften Mörders. Der Fall ist recht verzwickt; das Leben und die Familiengeschichte des Opfers entpuppt sich als gelinde gesagt sonderbar, wenn nicht sogar als verflucht, und ein etruskisches Artefakt scheint eine Rolle zu spielen….und so ermittelt Lamprecht teils in der damaligen Kunsthandelsszene als auch im lokalen Kleinganovenmileu….

Der Klappentext verrät: „Auf seiner Seite: seine kluge Schwester Alida, seine Sekretärin Clara und die schöne Witwe Alessia – die Gaetanos Leben gebührend auf den Kopf stellt….“  Hm, ich habe dem Klappentext entnommen, dass hier der Inspektor gemeinsam mit ein paar starken Frauen ermittelt, aber ganz so war es dann doch nicht. Frauen spielen im Leben des jungen Polizisten durchaus eine Rolle, aber ermitteln tut er doch lieber alleine. Er bespricht durchaus einiges mit seiner kleinen Schwester, denn deren Klugheit hilft oft weiter, und auch Sekretärin Clara, eine der ersten weiblichen Kräfte in der Polizei (der Krieg und der Männermangel lassen grüßen), darf gerne unterstützen, aber den Hut hat Lamprecht alleine auf. Ach ja, und die schöne Witwe Alessia – nun die hat mit dem Fall eigentlich gar nichts zu tun. Mit Gaetanos Liebesleben aber umso mehr 😉 Da hat mich der Klappentext ein wenig in die Irre geführt.

Mein Leseeindruck: Kurz und knapp – das war ein guter Krimi. Hat mir sehr gut gefallen. Der Fall war interessant, ebenso die Protagonisten. Allen voran natürlich Gaetano Lamprecht als junger Ermittler. Bestechen tut der Krimi aber aufgrund des historischen Settings. Das war ein Ausflug ins historische Triest der k.u.k.Monarchie, Ich fand das richtig spannend.

Einerseits hat uns der Autor die politischen Hintergründe bezüglich des ersten Weltkrieges etwas nähergebracht, andererseits ist schlicht die Zeit vor 110 Jahren auferstanden. Dem Privatleben des Inspektors wird durchaus einiges an Raum zugestanden, und ich fand vor allem sein Familienleben bemerkenswert: er siezt den Vater, der duzt ihn natürlich. Mit der Mama ist er auf Du und Du. Gaetano ist zwar ein aufstrebendes Talent bei der Polizei, zuhause hat aber der Papa das Sagen, und das geht so weit, dass dieser ihn sogar als Freiwilligen zur Front melden darf. In der österreichischen Armee natürlich – es lebe der Kaiser. Dass sein Sohn gar nicht so kriegsfreudig ist, kommt erst peu a peu heraus…. einer seiner Kollegen kam traumatisiert von der Front zurück ins heimische Triest, und hatte schlimme Dinge zu berichten, die nicht in den Zeitungen standen….ja, das war ein Nebenschauplatz, der berührt und zum Nachdenken anregt.

Also, ich wiederhole mich, die Story war gut gemacht, Der Erzählstil war flüssig und bildhaft, ich habe den Krimi in ein paar kurzen Tagen durchgelesen. 5 Sterne also für „Die Geister von Triest“.

Einen Minuspunkt habe ich für die Aufmachung des Buches zu vergeben. Die ist nämlich echt etwas merkwürdig. Wir haben hier ein Hardcover, aber der Umschlag ist aus schlichter, aber sehr fester Pappe, und schließt bündig mit den anderen Seiten ab. Also so wie ein Taschenbuch, aber eben mit Pappe. Haptisch etwas merkwürdig. Gewöhnungsbedürftig zumindest. Und die Ecken der Pappe lösen sich schon nach ein paar Tagen auf, bzw. die Pappschichten lösen sich voneinander. Das Ganze hat mit dem Inhalt nicht das Geringste zu tun, aber ich muss das loswerden.

Ja, das war Lamprechts zweiter Fall, und ich bin jetzt schon auf den Nachfolgeband gespannt, der im nächsten Frühjahr erscheinen soll!

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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