von Martin Suter, als Hörbuch gelesen von Andreas Fröhlich

erschienen bei Diogenes; 1. Edition (22. März 2023)

Link zum Buch

Zuerst einmal was Technisches: Die Diogenes-Hörbücher erscheinen phänomenalerweise immer noch im ganz altherkömmlichen Audio-CD-Format. Nix MP3 und trallala, und genau das finde ich super und muss es echt lobend erwähnen. Weder mein Autoradio noch mein Player im Wohnzimmer können nämlich mp3-CDs ablesen, und ich ärgere mich immer enorm, wenn ich aus Versehen zu einer solchen gegriffen habe und dann erst alles auf den PC downloaden und aufs Handy übertragen muss. Um dann noch ein paar Stunden länger am Tag am Handy zu hängen fürs abhören….. Also, habe ich es schon gesagt? Ich liebe Hörbücher aus dem Diogenesverlag. Die Verpackung in der stabilen Pappschachtel ist übrigens auch serienmäßig sehr gelungen. Stabil, praktisch, ohne Plastik.

So, nun aber zum Inhalt. Wir sind in der Schweiz, am Zürichberg, bei Dr. Stotz. Ehemaliger Nationalrat, steinreich, jetzt aber auch sehr alt und von diversen Gebrechen geplagt. Maximal ein Jahr geben die Ärzte ihm noch, und da ist es an der Zeit, seine Dinge zu sortieren. Der Nachlass muss geordnet werden, und zu diesem Zweck stellt Stotz Tom ein: Langzeitstudent mit mehreren Abschlüssen, aber nicht wirklich engagiert, und somit arbeitssuchend, ist er froh über diesen wohldotierten Job. Scheint auch nicht wirklich anstrengend zu sein; es sind zwar kistenweise Papiere zu sortieren, aber ohne Zeitdruck, und hauptsächlich findet Tom sich in einer Art Gesellschafter für den alten Mann wieder. In vielen langen Gesprächen erzählt Dr. Stotz von der Liebe seines Lebens: Melody. Die schöne Unbekannte, deren Bild überall im Hause zu finden ist. Und mit Tom gemeinsam erfahren wir Hörer eine tragische Liebesgeschichte, deren Ausgang ein Rätsel zu sein scheint…… Doch nach und nach, ich zitiere mal den Klappentext, „stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein.“. Und Spoiler, ab dann wird es wirklich spannend 😊.

Knapp 8 ½ Stunden auf 7 CDs verteilt dauert das Hörbuch, und wie bei Suter üblich, die Spannung wird langsam aufgebaut, und am Ende im letzten Drittel will man eigentlich gar nicht mehr aufhören mit der Geschichte. Die Story kommt ganz unaufgeregt daher, und irgendwann ist man mit Tom gemeinsam in Stotz‘ Erzählungen drin, und am Ende muss man einfach wissen, was die Lösung ist.

Ich fand bei dieser Geschichte auch einige psychologische Fragen spannend. Ohne jetzt zu viel zu verraten, ist doch recht schnell klar, dass Dr. Stotz sein ganzes Leben Melody gewidmet hat – oder zumindest dieses vorgibt. Ich fand diese Obsession recht strange, und fand gerade diesen Aspekt faszinierend. Ganz am Ende muss man natürlich alles noch mal neu bewerten – aber auch das war interessant. Und Melody selbst? Wie tickte die Frau? Auch das hat mich bewegt, fand ich interessant.

Das Hörbuch wird von Andreas Fröhlich wunderbar vorgelesen – ist aber auch kein Wunder, der Sprecher ist einfach routiniert und hat es drauf. Fröhlich hat eine ruhige und nuancierte Stimme, man kann ihm gut zuhören.

Mir hat es gefallen – ich mag eh Suter sehr gerne, seine Romane sind sprachlich ein Genuss, und das ist einer der Autoren, bei dem ich blind zugreife. Der Stil ist leicht amüsant und immer auf hohem Niveau. Was gibt es zu Suter zu sagen? Bitte Hören und Lesen!

Herzlichen Dank an den Diogenesverlag für das Rezensionsexemplar!!

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