von Chip Cheek, das Hörbuch gesprochen von Marius Clarén

2019 erschienen im RandomHouse Audioverlag

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1957: wir sind im verschlafenem Nest Cape May, irgendwo an der amerikanischen Ostküste. Henry und Effie verbringen hier ihre Fliiterwochen im Ferienhaus von Effies Onkel. Die beiden sind blutjung – 18 und 20 – , frisch von der Schule, und ihr ganzes Leben ist ein unbeschriebenes Blatt und liegt noch vor Ihnen. Beide sind sie konservativ und gläubig aufgezogen, und fast schon könnte man sagen, naiv, aber neugierig aufs Leben. Beide sind sie jungfräulich in diese Ehe gegangen und so wird natürlich die Hochzeitsreise zu einem Ereignis: ihr erstes Mal gehen sie fast rührend respektvoll und feierlich an. Aber die junge Liebe bleibt nicht alleine in Cape May: die beiden lernen eine Gruppe glamouröser New Yorker in Partystimmung kennen, die im Strandhaus nebenan urlauben. Clara, eine der drei, stellt sich als alte Bekannte Effies heraus, und somit ist es ausgemacht, dass man die nächsten Tage gemeinsam verbringt. Und somit ist die Zeit der Unschuld vorbei: Party, Alkohol und „chillen“ ist angesagt, und nur zu gerne werfen sich Effie und Henry ins neue Getümmel. Der Klappentext verrät, dies ist „eine folgenschwere Begegnung, die die nächsten 40 Jahre des Paares prägen wird.“, und weiter: es geht hier „um den Bruch mit Konventionen und die Frage nach der Exklusivität der Liebe“. Okay, das klingt doch vielversprechend, dachte ich mir.

Diese Geschichte schaffe ich jetzt nicht zu rezensieren, ohne ein wenig zu spoilern. Aber wenn schon der Klappentext die Exklusivität einer Liebesbeziehung anspricht, ist eigentlich klar, dass genau diese Exklusivität irgendwann nicht mehr gegeben sein wird, und natürlich, es kommt, wie es kommen muss. Effie und Henry feiern Party. Was ja auch in dem Alter völlig ok ist, und hey, wer hat das nicht gemacht? Blöd nur, wenn man auf seiner Hochzeitsreise damit anfängt. Es geht hier um Affairen in Feierlaune, um alkoholisierte Liebesschwüre, und um allerlei promiskuitive Situationen. Und um Sex, viel Sex. Ehelichen Sex, und nicht ehelichen Sex. Mit diversen Partnerkonstellationen. Unter der Sonne am Strand, in leerstehenden Ferienhäusern und sonstwo.

Und somit hätten wir den Inhalt des Romans auch schon fast zusammengefasst. Und das ist jetzt etwas schade, aber um viel mehr geht es tatsächlich nicht. Dieses Hörbuch hat insgesamt 8 CDs, und die ersten 2 CDs war der Einführung der Protagonisten vorbehalten, die letzten 2 CDs gingen dem Ende zu, da wurde es noch mal etwas spannender, aber erst die Hälfte der letzten CD drehte sich um die vollmundig angekündigten 40 weiteren Paar-Jahre von Henry und Effie. Die mittleren 4 CDs haben dafür sehr detailliert die Partys und Eskapaden jener Tage in Cape May beleuchtet, und ganz, ehrlich, das hat sich teilweise echt wie Kaugummi gezogen. Es gab, ich wiederhole mich, echt viel Sex. Expliziten Sex. Aber irgendwann hat es mich nicht mehr wirklich interessiert. Ich hätte erwartet, dass hier nicht nur gevögelt wird, sondern sich auch mit den psychologischen Folgen dieser Eskapaden auseinandergesetzt wird. Das generell ein bisschen mehr passiert. Und die 5. Beschreibung eines Aktes mit den gleichen Leuten brauche ich irgendwann auch nicht mehr. Hier wäre weniger echt mehr gewesen. Ich hatte keinen Erotikroman erwartet, ich dachte schon, dass Sex vorkommt, aber ich dachte nicht, dass der so explizit plattgewalzt wird.

 Als Print hätte ich den Roman wahrscheinlich irgendwann nur noch überflogen, das funktioniert bei einem Hörbuch ja nicht, vor allem nicht, wenn man wie ich beim Autofahren hört, also habe ich brav bis zum Ende gelauscht.

Es war nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut, und hat halt meinen Erwartungen nicht unbedingt entsprochen. Ich fand auch die Protagonisten allesamt nicht wirklich liebenswert oder sympathisch. Ich fand sie generell etwas oberflächlich beschrieben. Die meisten meiner Sympathien hatte noch Effie: junges unerfahrenes Ding, durchaus nicht blöd, nur etwas naiv, macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen, und muss auch gleich die ersten katastrophalen Enttäuschungen verkraften. Aber genau dort wird dann nicht weiter angesetzt – was genau in ihr vorgeht, wir wissen es nicht. Was in Henry vorgeht, wissen wir schon eher, aber richtig nahbar ist der Typ auch nicht. Die New Yorker Clique ist mir ebenfalls fremd geblieben – so wie Partygäste halt, mit denen man sich auf einen Drink unterhält und ja, halt gemeinsam feiert.

Aus dem Stoff hätte man echt was machen können, aber für mich hat das alles nur an der Oberfläche gekratzt und tja, was soll ich sagen? Cheers, Leute. Und obacht, was man im vollen Kopf so treibt.

Der Erzählstil ist flüssig und sprachlich tatsächlich streckenweise recht elegant (mit einer Einschränkung: sofern keine Sexszenen beschrieben wurden, ausgerechnet diese fand ich nämlich sprachlich nicht so elegant ☹ ), und der Sprecher liest gefällig. Das hat mich auch bei der Stange gehalten. Insgesamt kann ich aber nur 2,5 von 5 Sternen geben.

Ich danke dem Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!

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