von Katrin Burseg, als Hörbuch gelesen von Maria Hartmann

Erschienen 2021 im Randomhouseaudioverlag

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Der Klappentext sagt: „Deutschland, 1978: Eine Familie muss sich ihren Wahrheiten stellen. …(….)… Eine grosse Geschichte über Rivalität und Verrat, Liebe und Schuld, Heimat und Flucht.“ Und tatsächlich, das passt wunderbar.

Hierum geht’s: wir sind in Schleswig Holstein, Ende Dezember 1978. Die alte Gräfin Luise von Schwan soll beerdigt werden. Zeitlebens hat sie das Familiengeschäft und -gut, die grosse Baumschule, erfolgreich geführt. Jetzt treffen sich die Hinterbliebenen zur Trauerfeier, und die gerät komplett anders als geplant. Ein landesweites Unwetter, ein epischer Schneesturm, führt zum Stromausfall, und die Beerdigung wird abgebrochen. Stattdessen finden sich die Familienmitglieder eingeschneit auf dem alten Gutshof wieder. Es gibt einen Kamin und Brennholz, und auch die alte Küche funktioniert im Ausnahmefall noch ohne Strom, aber man ist doch ein wenig gestresst. Das Erbe ist noch nicht ganz geklärt, die Neffen sich nicht ganz einig, die Teenager-Grossnichte ist mit ihrem neuen Freund zusammen eingeschneit, und eine Geburt steht bevor….ach ja, und wer ist eigentlich Aimee, diese Französin, die niemand – fast niemand! – zu kennen scheint, und die sich doch fast wie zuhause fühlt? Aimee entpuppt sich als die Tochter Luises, geboren 1945, und ihr Vater war ein ehemaliger Zwangsarbeiter auf der Baumschule. Und so ist man gezwungen, in der Vergangenheit auf Spurensuche zu gehen und jahrzehntelanges Schweigen zu beenden. Und peu a peu kommen sich die Familienmitglieder auch wieder etwas näher…..

Ich finde den Plot extrem interessant. 1978 war der Krieg erst 3 Jahrzehnte vorbei, und die meisten Protagonisten haben ihn zumindest noch als Kind miterlebt. Da sind noch ganz viele Erinnerungen da gewesen. Erinnerungen, die man am liebsten begräbt – und das ist ja auch das kollektive Trauma der Deutschen, weswegen mich hier diese Geschichte auch so angesprochen hat. Die von Schwans haben es ja gemacht wie die allermeisten anderen Familien auch: Nach dem 2. Weltkrieg gab es die Stunde Null, da hat man komplett neu angefangen, und alles was davor war, unter Schweigen begraben. Und nun müssen die von Schwans plötzlich noch mal alte Dinge ausgraben. Und man stellt fest: ja, Luise hatte Dreck am Stecken, auch sie kam nicht um Auftragsarbeiten im NS Regime herum und beschäftigte Zwangsarbeiter. Aber sie tat alles, um ihre Menschlichkeit nicht zu verlieren, und war ein Licht im Dunkeln für viele.

Auf ihrer familiären Spurensuche decken die Protagonisten auch andere Dinge auf: was geschah eigentlich mit Luises Sohn Fritz, der sich noch minderjährig in den letzten Kriegstagen zur Front meldete und nie wiederkam? Und wieso haben die beiden Schwestern Luise und Clementine jahrzehntelang nicht miteinander kommuniziert? Wenn man einmal anfängt, kommt viel ans Tageslicht – und es kann auch viel Heilung geschehen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Sichtweisen der verschiedenen Familienmitglieder erzählt. Nicht aus der Ich-Perspektive, aber doch jeweils mit Fokus auf die jeweilige Person. Das fand ich ganz spannend, das ist immer ein netter erzählerischer Kniff, und so bekommt jede Person ihre Aufmerksamkeit.

Also, ich bin generell echt von der Story angetan, und es hat mir selbst auch einiges an Gedankenfutter geliefert. Mit der Bewertung tue ich mich jetzt allerdings ein wenig schwer. Als gelesenes Printbuch würde ich jetzt 5 Sterne raushauen, aber mit dem Hörbuch hab ich ein wenig gehadert. Gar nicht mal wegen der Sprecherin, die hat gut gelesen, unaufgeregt, mit angenehmer Stimme, aber ich hatte trotzdem ein paar Probleme, reinzukommen. Man wird sofort in die Geschehnisse hineingeworfen, und ich hatte anfangs meine Probleme, die verschiedenen Personen zu sortieren. Ich muss dazu sagen, ich höre meine Hörbücher immer beim Autofahren, da bin ich jetzt manchmal auch nicht zu sehr bei der Sache, und echt, ich habe geschlagene 30 Kapitel gebraucht, um richtig in die Geschichte einzusteigen. Und dann war ich auch gefesselt dabei. Aber ich war kurz vorm Abbrechen. Die einzelnen Hörbuchkapitel sind ohne Pause aneinander gereiht, und da jedes Kapitel eine andere Hauptfigur hat, war ich da beim Hören manchmal etwas überfordert.

Also: Das Buch bitte lesen, und nicht hören!

Herzlichen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!

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