von Anna Schatz

 

Untertitel: Mein Leben mit einem unerfüllten Kinderwunsch. Und genau darum geht es – die Autorin wünscht sich sehnlichst ein Kind, allerdings hat sie nach drei Fehlgeburten die Hoffnung schon fast verloren, und erzählt in diesem Buch ihre Geschichte. Es geht um ihre Trauer, ihre Gefühle, ihre Wut. Nicht nur um die Wut auf den Körper, der einfach keine Kinder austragen will, sondern auch um die Wut auf die Umwelt, auf alle pseudo-gutgemeinten Ratschläge, die einem als kinderlose Frau aus allen Ecken entgegen kommen, und die einem doch nicht wirklich weiter bringen.

Ich persönlich mit nicht kinderlos, mein Sohn ist mittlerweile erwachsen, aber ich habe durchaus Freundinnen, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben, und diesen altersmässig langsam anfangen, endgültig zu begraben, und daher fand ich den Buchtitel zum einen interessant, zum anderen auch witzig, also musste ich dieses Buch lesen. Und tue mich jetzt ein wenig schwer, es auch zu bewerten.

Dieses Buch ist durchaus flüssig und teilweise auch witzig zu lesen, die Autorin blickt auf ihre Situation und schreibt, wie sie wahrscheinlich auch mit einer guten Freundin sprechen würde. So ist das Buch wunderbar flott zu lesen, und ein paar mal fühlte ich mir auch tatsächlich einen Spiegel vorgehalten – ich bekenne mich schuldig, ich habe auch schon ein paar „tröstende Sprüche“ losgelassen, die dann beim Gegenüber ganz und gar nicht so tröstend ankamen. Touche. Passiert nicht wieder, versprochen.

Erhellend und durchaus auch erheiternd das Kapitel, was es alles für Apps und Online-Foren gibt rund ums Thema unerfüllter Kinderwunsch (→ „hibbeln“ – ich weiss jetzt Bescheid!), und wie man sich auch in das Thema völlig hineinsteigern kann und nur noch online zuwege ist. 

Tja. Was mich durchs ganze Buch hinweg aber etwas gestört hat, war zum einen der Anspruch auf absolute Ehrlichkeit und Analyse des eigenen Problems, aber woran genau es jetzt bei der Autorin hakt, dass sich die Schwangerschaften nicht halten, das wird nie erwähnt. Man hat ihr schon als Teenager gesagt, sie könne keine Kinder bekommen, aber warum genau, wir wissen es nicht. Das Thema der künstlichen Befruchtung mit allen aktuellen Möglichkeiten wird natürlich angesprochen, allein es ist klar, die Autorin selbst macht das alles nicht mit. Mir hat sich da unterschwellig die ganze Zeit die Frage gestellt, warum nicht.

Und was mich auch permanent getriggert hat, waren die immer wiederkehrenden Aussagen, dass die Autorin alles, wirklich alles, dafür geben würde, selbst mal übernächtigt und völlig fertig zu sein und vollgekotzte Blusen zu tragen, wenn nur der Stress von den eigenen Kindern herrührte. Oder wie gerne sie mit Pubertierenden streiten würde, wenns doch nur die eigenen Teenies wären. Ist natürlich völligst klar, woher dieser Wunsch kommt, aber sorry, ich kenne aus beruflicher Erfahrung  diverse Fälle postnataler Depression, und wenn ich dann solche Wünsche lese, das ist Bullshit. Da hat die eine Seite keine Ahnung von der anderen, und das macht mich dann wütend. Und aus persönlicher Erfahrung: nein, es wünscht sich niemand Stress mit pubertierenden Schulverweigerern (z. Bsp. ), ich weiss ganz anderes Thema, aber den Stress und die Nervenzusammenbrüche hätte ich nicht gebraucht. Again: Die eine Seite hat keine Ahnung von der anderen. Was die kinderlose Frau den Mamatieren vorwirft, nämlich mangelndes Taktgefühl, das hab ich irgendwo auf ihrer Seite auch vermisst. Aber okay, das Buch ist eine emotionale Streitschrift, und will, denke ich, als solche auch verstanden werden.

Fazit: Würde ich das Buch empfehlen? Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Als Frau in der gleichen Situation wie die Autorin ist das sicherlich ein tolles Buch, in dem man sich in allem Frustwiederfindet und den Frust auch ungefiltert rauslassen kann, aber ansonsten? Eine objektive Analyse ist das Buch halt nicht. Ich gebe 3 von 5 Punkten.

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