von Anna Downes

erschienen 2022 im Dianaverlag

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„Wer zuviel weiss, muss sterben“ verspricht der Klappentext, und auf dem Cover klebt ein Sticker mit einem Lob der New York Times: „Ein ungewöhnlicher und packender Thriller!“. Ok, meine Aufmerksamkeit war geweckt.

Hierum geht’s: Wir sind in London. Emily ist jung, angehende und erfolglose Schauspielerin, chronisch knapp bei Kasse, und fliegt nun auch aus ihrem aktuellen Job als Rezeptionistin raus. Leider ist Emily aber auch ziemlich naiv, gutgläubig und ohne grossartiges Selbstbewusstsein. Das macht es Scott, ihrem ehemaligem Chef, mehr als leicht, Emily für einen Sommerjob zu engagieren, der ein wenig ungewöhnlich ist: seine Frau und Tochter wohnen auf einem abgeschiedenem Anwesen an der französischen Küste und brauchen eine Assistentin / Haushaltshilfe / Mädchen für alles. Emily greift zu. Die Konditionen sind mehr als grosszügig, ausserdem hegt sie eine geheime Vorliebe für ihren Boss – der Sommerjob steht. Und lässt sich auch erst einmal genial an. Das Haus ist luxuriös und die Atmosphäre entspannt. Doch nach und nach kommen Emily einige Dinge sehr sonderbar vor. Aurelia, die 6jährige Tochter, hat einige Verhaltensauffälligkeiten, und irgendetwas scheint mit der Familie nicht zu stimmen…..

Wie fand ich es? Gute Frage. Ich habe mich durch die ersten 100 Seiten tatsächlich etwas gequält, der Einstieg hier war etwas zäh. Was mir auch nicht gefallen hat, war die Darstellung Emilys. Hier wurden nämlich erstmal all ihre eher negativen oder zumindest ihre nicht so tollen Eigenschaften breitgetreten, wie z. Bsp. ihre Naivität, ihr (unerfüllter) Wunsch nach dem Geliebt-und-Bewundert-werden, ihre Lebensunerfahrenheit. Ihre Tolpatschigkeit. Aber auch ihre Kindheitstraumata, für die sie ja nichts kann, die sie aber zu dem Menschen machen, der sie ist. Die Autorin hat es mir schwer gemacht, Emily zu mögen. Dann ging es irgendwann auf nach Frankreich, und dann wurde es besser; Emily hat sich ein wenig gemausert, und meine Sympathien mit ihr wuchsen. Und je mehr sich die Geschichte entwickelt hat, desto mehr hat sich auch Emily entwickelt, sodass die letzten 100 Seiten tatsächlich auch richtig spannend wurden und ich mit der Protagonistin mitfiebern konnte.

Ich hatte so mein Problem mit allen Charakteren. Scott war undurchsichtig und intrigant, seine Frau Nina sehr strange und die klassische gespaltene Persönlichkeit, die dieser Plot verlangt hat, und Aurelia war so psychotisch, dass ich teils gerätselt habe, ob das Kind echt ist oder es sich um KI handelt (Künstliche Intelligenz). Das mit der KI ist mir tatsächlich eine ganze Weile im Kopf gespukt, denn ich wusste eine ganze Weile echt nicht, wohin sich der Roman überhaupt bewegt. Es war ein Thriller angekündigt, aber über lange Strecken war für mich zwar einiges merkwürdig, aber mit Sicherheit nicht thrillig.

Puh. Also, man hört es heraus, ich bin nicht wirklich fasziniert gewesen. Der Roman liest sich gut weg, keine Frage, das ist durchaus gut geschrieben und übersetzt, aber vom Plot her und von den Charakteren her war es nicht meins. Zum Ende hin hat die Sache Tempo aufgenommen, und es gab auch ein Showdown, das mir richtig gut gefallen hat, aber ansonsten kann ich in die Lobeshymnen, die ich bislang gelesen habe, leider nicht einstimmen.

Ich verteile 3,5 von 5 Sternen und bedanke mich beim Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!

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