von Olivia Laing

erschienen 2023 bei btb

Link zum Buch

Der Klappentext sagt:

 „»Laing hat einen Klassiker geschrieben. Eine atemberaubende Hommage an die Kunst und daran, wie Einsamkeit uns empfänglicher macht für die Fremdartigkeit anderer.« Deborah Levy

Mit Mitte dreißig zieht Olivia Laing nach New York City, weil dort der Mann lebt, den sie liebt. Kaum ist sie angekommen, geht die Beziehung in die Brüche, und sie sitzt allein in ihrem kleinen Apartment – so einsam wie noch nie in ihrem Leben. Um sie herum feiern die Leute ausgelassen, hören Jazz und amüsieren sich. Doch bald entdeckt sie, dass sie mit ihrer Einsamkeit nicht allein ist. Vielen Kunstschaffenden vor ihr ist es in New York genauso ergangen. Hätte Edward Hopper sonst sein bekanntestes Bild malen können, die »Nachtschwärmer«? Jene drei Menschen, die allein am Tresen einer Bar hocken? Mitreißend erzählt Olivia Laing die Lebensgeschichten großer Künstler*innen in New York und zugleich von sich und einem Gefühl, das wir alle kennen.“

Mich hat hier das lila Cover angezogen (meine Lieblingsfarben), und dass das alles in New York spielt – die Stadt, die ich unbedingt noch mal besuchen möchte.  Plus der Verweis auf die New Yorker Künstlerpersönlichkeiten – ich fand, das hörte sich vielversprechend an. Ich muss jetzt aber zugeben, ich habe mit einem autobiographisch gefärbten Roman gerechnet, und das ist dieses Buch nun definitiv nicht. Das hier ist kein Roman. Und ich sitze jetzt hier und frage mich, wie ich dieses Buch klassifizieren und bewerten soll. Ein Sachbuch ist es nämlich auch nicht. Eine Mixtur zwischen Essay, Memoir und Künstlerbios trifft es wohl am ehesten.

Also, nähern wir uns ein bisschen dem Inhalt. Die Autorin strandet in New York, und fühlt sich einsam. Es geht ihr richtig mies, das Leben ist sch*****. Sie geht die Situation dann sehr pragmatisch an und seziert und definiert Einsamkeit, und findet Trost in New Yorker Künstlerseelen, die ebenfalls unter Einsamkeit litten. Auch diese werden nun seziert und auf das Gefühl der Einsamkeit heruntergebrochen dargestellt. Mit oben schon genannten Edward Hopper geht es los, es folgen aber noch weitere grössere Namen wie Andy Warhol, David Wojnarowicz, Henry Darger, Klaus Nomi, Josh Harris, Zoe Leonard. Wir erfahren sehr viel Hintergrundinfos zu besagten Künstlern, und zwischendurch gibt es immer mal wieder einen kurzen Einschub aus dem Leben der Autorin. Aber so wahnsinnig viel passiert in diesem Laben in diesem Buch nicht, es werden hier sehr viele weltanschauliche Betrachtungen angestellt und es wird philosophiert. Thema Nummer 1, man glaubt es nicht, ist die Einsamkeit und das Alleine-sein. Das sind ja unterschiedliche Dinge, und die Autorin setzt sich detailliert damit auseinander.

Soooooo. Was sag ich jetzt dazu? Erstmal das Positive. Das Buch ist sehr ansprechend und flüssig geschrieben und sehr gut recherchiert. Es gibt am Ende auch ein sehr ausführliches Register mit sehr vielen Literaturangaben, das finde ich immer gut. Ich bin studierte Kunsthistorikerin, lange ist es her, aber witzigerweise war einer meiner Schwerpunkte damals die moderne Kunst im 20. Jahrhundert und die amerikanischen Künstler hatten es mir besonders angetan – also von daher fand ich die Infos zu den von der Autorin gewählten Künstler richtig gut. Ich glaube, ich hätte mir damals so ein Buch gewünscht, um mich in das Wesen von Hopper und Co ein wenig mehr einfühlen zu können. Das war schon interessant. Aber: ich habe, wie eingangs erwähnt, was ganz anderes erwartet. Ich dachte, ich kriege hier einen Roman mit ein wenig Reminiszenz zur klassischen amerikanischen Moderne, aber nicht umgekehrt, das hier sind Ausschnitte aus Künstlerbiographien mit ein wenig Reminiszenz zur Autorin selbst. Und dann muss ich sagen, da kaufe ich mir eigentlich lieber gleich eine Biographie meines Lieblingskünstlers, ich glaube da habe ich dann doch mehr von.

Und ich hatte auch mit etwas ganz anderem ein kleines Problem: es war mir teils ein wenig zu viel Gejammer ob der schlimmen Einsamkeit. Ich hatte gedacht, wenn da jemand schon seine Erfahrungen zu einem Buch verarbeitet, dann muss da doch ein wenig mehr Positivität und Aufmunterung drin sein. Hm, nee, ist es nicht. Oder ich habe es übersehen. Wahrscheinlich liegt meine Ungeduld hier darin begründet, dass ich persönlich ganz und gar nicht so ticke und unter Einsamkeit leide – ich kann wunderbar mit mir alleine sein – und mir viele Gefühlsregungen ein wenig fremd waren. Wie gesagt, das war mein persönliches Problem mit der Darstellung dieses Themas: zu viel Gejammer.

Ich gestehe, ich habe nach etwa der Hälfte des Buches auch nur noch quergelesen.

Das ist jetzt ein Buch, das sollte man nicht blind kaufen, sondern sich eine Leseprobe reinziehen, respektive im Laden mal drin blättern. Special interest. Muss man A) mögen, und B) generell eine Affinität zur amerikanischen Künstlerszene des 20. Jahrhunderts haben, sonst wird es zäh.

Von daher verteile ich „nur“ 3 von 5 Sternen.

Herzlichen Dank an den btb-Verlag und das Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar!

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